Begründete Zweifel an der Fusion

Der Gemeinderat Lengnau hat die Bevölkerung darüber informiert, warum man zu einer Fusion im Surbal eine Ablehnung empfiehlt.
Das Gemeindehaus in Lengnau. (Bild: Roland Zumbuehl, Wikipedia)

Mindestens bis zum 23. Juni, wenn die vier ausserordentlichen Gemeindeversammlungen stattfinden, wird der Fusionsvorschlag das Surbtal stark beschäftigen. Bei der Vorstellung des Schlussberichts vom Kompass Surbtal hatte der Lengnauer Gemeindeammann Viktor Jetzer (SVP) bereits angekündigt, dass man sich noch einmal ausführlich äussern wolle, warum der Gemeinderat Lengnau sich gegen eine Fusion ausgesprochen habe. Ende März war es so weit.
«Das knappe Abstimmungsergebnis (6:5) im Leitungsausschuss zeigt auf, dass der Zeitpunkt für eine Fusion nicht reif ist und der Weg mit der vertieften Zusammenarbeit begangen werden muss», führte man noch einmal aus, bevor die zahlreichen Kritikpunkte zur Sprache kamen.

Zusammenarbeit als Lösung
So habe die Gemeinde Schneisingen schon heute einen grossen Bedarf bei der Mitarbeit in der regionalen Bauverwaltung Surbtal, und auch in weiteren Arbeitsbereichen könne die Perspektive Surbtal gut mit Schneisingen und ebenso mit Tegerfelden ergänzt werden. Diese vertiefte Zusammenarbeit könne bereits jetzt angegangen werden, anders als bei einer Fusion mit dem angedachten Startdatum 2028.
Auch die Aufstockung und damit die Professionalisierung des potenziellen Gemeinderats auf sieben Personen sieht man in Lengnau kritisch. «In der heutigen Zeit ist mit der Trennung von strategischer und operativer Ebene mit gezielten Kompetenzzuweisungen eine gute Entlastung im Milizsystem möglich», heisst es vonseiten des Gemeinderats.

Zu kurz gedacht
Beim Thema Bildung befürchtet man aufgrund der Reduktion von Stellenprozenten eine Zusammenlegung auf Kosten der Aussengemeinden. In Lengnau sind zudem die Kindergartenklassen stark ausgelastet, und nur bei einer Eigenständigkeit wäre eine neue Abteilung vor Ort einfach umzusetzen. Weiter würde eine Fusion zusätzliche Transportkosten erzeugen, die von der Gemeinde finanziert werden müssten. «Kurze Beine, lange Wege», heisst es spöttisch in Bezug auf die Fahrten der Schulkinder.
Und letztlich ist man in Lengnau der Auffassung, dass alle Gemeinden einheitlich eine Grobkosteneinschätzung für anstehende Projekte in den nächsten zehn Jahren abgeben müssten. Mit den bisherigen Angaben bestände ein grosses finanzielles Risiko für alle – beim Steuerfuss und bei der Schuldenentwicklung. So wurden seit der Publikation des Schlussberichts zwei neue Grossprojekte angekündigt. Darunter fällt der Bedarf für eine Turnhallenerweiterung in Endingen. Der nächste wichtige Termin für die Lengnauer Fusionsdebatte dürfte die Informationsveranstaltung vom 6. Mai in der Mehrzweckhalle Rietwise sein.