Wachstum hat Sonnen- und Schattenseite

Der Einwohnerrat hat sich mit Anpassungen an Infrastrukturen und mit Sorgen des städtischen Gewerbes befasst.
Die Haselstrasse ist eine der wichtigsten Erschliessungsstrassen der Stadt Baden. Mit einem Studienauftrag sollen Wege gefunden werden, wie sich das Nebeneinander der verschiedenen Nutzerinnen und Nutzer verbessern lässt. (Bild: bkr)

Baden wächst. Neue Wohnüberbauungen und eine boomende Wirtschaft mit neuen Arbeitsplätzen führen zu mehr Menschen. Sie beleben die Stadt und generieren der Steuerkasse zusätzliche Einnahmen. Hingegen bedingt Wachstum Investitionen in die Infrastruktur und verlangt nach Regeln für ein möglichst reibungsloses Miteinander.
Eine wichtige Infrastruktur sind zweckmässige Bauten für die städtischen Schulen. Für sie hat der Einwohnerrat einen weiteren Projektierungskredit in Höhe von 920 000 Franken bewilligt. Diesmal geht es um Vorbereitungs- und Planungsarbeiten für die Sanierung und den Umbau von Gebäuden des Tannegg-Schulhauses, die künftig der schulergänzenden Betreuung dienen sollen. Für das Konzept und eine Etappierung der Bauarbeiten, die ohne Provisorien («Rundschau» vom 20. März) auskommen, gab es im Einwohnerrat viel Lob. Leise Kritik einzig am Wachstum der Kosten. Eine vor Jahren erstellte erste Kostenschätzung belief sich auf 4 Millionen Franken. Inzwischen wird mit 8,27 Millionen Franken gerechnet – ein Betrag, über den das Volk bei Vorliegen des fertigen Projekts an der Urne zu beschliessen hat.
Ein Boomquartier ist Baden Nord. Seine Erschliessung erfolgt über die Bruggerstrasse – vor allem aber via die Haselstrasse. Als Drehscheibe für den öffentlichen Verkehr (die Busstationen östlich und westlich des Bahnhofs) sowie als Zubringerin zu verschiedenen Parkhäusern kommt ihr in der kommunalen Erschliessung die Rolle einer Hauptschlagader zu. Nicht gut an der heutigen Situation sind die Bedingungen für den Velo- und den Fussverkehr. «Für sie ist die Haselstrasse ein Hindernis», sagte Lis ­Krämer (GLP). Der Ansatz des Stadtrats, auf dem Weg zu einer Lösung, um die Schwachstellen in einem Studienauftrag unter Einbezug der Anwohnenden zu betrachten, stiess bei einer Ratsmehrheit auf ein positives Echo – nicht aber bei den Fraktionen von FDP und SVP. Sie befürchten, dass der motorisierte Individualverkehr mit diesem Vorhaben auf der ­Haselstrasse unter die Räder kommen könnte. Mit 36 gegen 12 Stimmen unterlagen die Skeptiker, und der benötigte Projektierungskredit in Höhe von 405 000 Franken wurde bewilligt.

Traumstimmung als Albtraum
Die Stadt Baden in der Vorweihnachtszeit – das «Wunderdorf» auf dem Theaterplatz: Für viele verbreitet es eine Traumstimmung, für andere ist es ein Albtraum. Vertreterinnen und Vertreter des Badener Gewerbes haben im Zusammenhang mit der Nutzung des Theaterplatzes eine Anfrage eingereicht: «Ist dem Stadtrat bewusst, dass der Weihnachtsmarkt eine direkte Konkurrenz für umliegende Lokale und Geschäfte in der umsatzstärksten Jahreszeit darstellt und zu Umsatzeinbussen führt?» Sie suchten mit ihren Fragen – halten Nora Fassino und Joel Ibernini von der Weinbar Armando’s sowie Laurin Jäggi von der Buchhandlung Librium fest – keine Konfrontation, sondern eine vertiefte Diskussion des Themas. Nora Fassino, Sprecherin der Gruppe bei der Behandlung der Anfrage im Einwohnerrat, sagte, dass vor allem die lange Dauer des Markts für Unzufriedenheit sorge. «Wann wird dieser vom Theater- auf den Brown-Boveri-Platz verlegt? Wie das 2018 in der Kreditvorlage für den neuen Platz vorgesehen war.» Der Stadtrat sagt dazu, er wolle die Nutzung des Brown-­Boveri-Platzes in einem Versuchsbetrieb erproben und dann über weitere Events entscheiden.
Mike Rinderknecht (SVP) war es in der Diskussion wichtig, dass das Gewerbe durch solche Anlässe nicht benachteiligt wird: «Schliesslich bezahlt dieses Steuern.» Mike Rinderknecht vertrat zudem die Ansicht, dass der Theaterplatz nicht einfach so vergeben werden dürfe: «Der Weihnachtsmarkt muss öffentlich ausgeschrieben werden.» Generell wurde von verschiedenen Votantinnen und Votanten die mangelnde Einbindung des Gewerbes in die Entscheidungsprozesse kritisiert. Der Stadtrat will nun prüfen, ob jemand auf einer höheren Verwaltungsebene die richtige Ansprechperson für diese Angelegenheit ist. Ein anderes Thema, das angeschnitten wurde, ist die Saison für die Aussenbestuhlung der Gaststätten. Dazu der Stadtrat in seiner schriftlichen Antwort: Aufgrund der guten Erfahrungen der Stadt Zürich werde auch in der Stadt Baden eine Verlängerung der täglichen Öffnungszeiten geprüft.