Würenlingen – Es war am Weihnachtskonzert des Gymnasiums, bei dem ihr Sohn im Dezember 2023 mitsang: «Es war so schön», erinnert sich Julia Fensky, «ich sagte mir, 2024 muss ich selbst wieder mehr singen.» Als die 50-Jährige ihrer Freundin Annett Winkler von der Idee erzählte, einen Chor zu gründen, war diese sofort Feuer und Flamme: «Sie hat mich bekniet, das zu tun, und ist heute im Vorstand des Popchors engagiert.» Einem Aufruf im Frühling 2024 für ein erstes Treffen folgten etwa 15 Frauen. «Fast alle blieben», erzählt Julia Fensky. Inzwischen ist der Chor, der jeden Mittwochabend in der Aula des Schulhauses Dorf probt, auf 30 Stimmen angewachsen. Die jüngsten sind noch Teenager, die ältesten um die 60 Jahre alt. «Leider halten sich die Männer bisher zurück», sagt Julia Fensky, «selbst wenn einige Frauen gut in der Tiefe singen können, wäre Verstärkung in den unteren Stimmlagen willkommen.»
Was die Chormitglieder verbindet, sei die Liebe zur Popmusik in englischer Sprache, mit Hits von den 1980ern bis zu den aktuellen Charts. «Das Singen muss von Herzen kommen», sagt Julia Fensky, «im Vordergrund stehen das gemeinsame Singen sowie der Spass und die Leidenschaft an der Musik.»
Im Unterricht nur nach Gehör gespielt
Julia Fensky wurde 1974 in Berlin als Julia Gehrmann geboren. Als 14-Jährige gründete sie mit drei Freundinnen die Band The Lemonbabies und spielte dort Schlagzeug und sang. «Als Kind bekam ich zu Hause Orgelunterricht, später wechselte ich in den Gruppenunterricht», erinnert sie sich. Schon damals habe sie kaum nach Noten gespielt. «Das hat mich nicht interessiert. Es dauerte sehr lang, bis der Lehrer überhaupt merkte, dass ich nur nach Gehör spielte.» Die Mädchenband The Lemonbabies spielte zunächst vor allem Covers, «viel im 60er-Jahre-Stil und auf Englisch», wie Julia Fensky sagt. Dann folgten selbst komponierte Popsongs, und sie schlossen Verträge mit namhaften Plattenfirmen ab. Bis 2002 erschienen vier Alben, auf zahlreichen Tourneen spielten die Lemonbabies nicht nur in Deutschland, sondern unter anderem auch in der Schweiz. Viele dieser eingängigen Songs sind bis heute auf verschiedenen Streamingplattformen verfügbar.
Julia Fensky heiratete, wurde Mutter von zwei Söhnen und zog 2009 in die Schweiz. «Mein Mann hatte durch seinen damaligen Arbeitgeber die Möglichkeit, in die Schweiz zu wechseln. Eigentlich wollten wir nach Zürich ziehen.» Schliesslich fand die Familie in Würenlingen ihre neue Heimat, wo Julia Fensky bisher eher als Osteopathin mit ihrer Praxis, als Leiterin von Yoga- und Pilateskursen sowie als Tänzerin bei Enjoy Dance bekannt war. «Tanzen ist ja ebenfalls Musik und Rhythmus, für mich wohl eine Art Ersatz für das Singen», sagt sie rückblickend.
Während sie als Musikerin mit ihrer Band einst in Studios mit aufwendigen technischen Anlagen unterwegs war, arbeitet sie heute ausschliesslich mit ihrem Smartphone oder Tablet. «Ich nehme meistens zuerst eine Klavier- oder Gitarrenlinie auf, konstruiere den Beat und singe am Schluss die Singstimmen ein», erklärt sie. Die Audiodateien, meist zwei Sopran- und zwei Altstimmen, stellt sie den Sängerinnen dann zur Verfügung. So können diese die Lieder zu Hause einüben.
Auf einige erfolgreiche Auftritte kann der Popchor bereits zurückblicken: Beim «Sternenzauber» in der Adventszeit wurden «Feliz Navidad» und andere Weihnachtslieder gesungen. Geplant sind verschiedene Auftritte an Geburtstagen und ein Weihnachtskonzert in einem Altersheim in Spreitenbach. Auch am Neujahrsapéro in Würenlingen wird der Popchor singen. Vorgesehen ist ausserdem, bald ein eigenes abendfüllendes Konzert zu organisieren.
«Major Tom» mit dem Männerchor
Im Moment üben die Frauen aber vor allem für ihren Auftritt mit dem Würenlinger Männerchor, der sie für seine Jahreskonzerte am 9. und 10. Mai im Festsaal der Dorfschüür engagiert hat. Zuerst singen die Männer, dann tritt der Popchor mit fünf Songs auf. Am Schluss singen beide Chöre, unterstützt von einer Band, zusammen «Major Tom» – völlig losgelöst.
Weitere Informationen:
maennerchor-wuerenlingen.ch
popchorwuerenlingen.ch