Bekannt für originelle Musikprogramme

Das Wind Orchestra Baden setzt Massstäbe im Hinblick auf Blasmusik. Einen grossen Anteil am Erfolg hat der Dirigent Christian Noth.
Das Wind Orchestra Baden Wettingen wird seit zehn Jahren von Christian Noth geleitet. (Bild: Rudolf Hug)

Wettingen – Blasmusik? Das ist doch dieses von Festzelten her bekannte «Hum-Ta-Ta-Hum-Ta-Ta?» Nein, nein, nein. Wer das Wind Orchestra, auch bekannt unter dem Namen Blasorchester Baden Wettingen, vor zwei Jahren mit dem Programm «360 Grad Suisse» gehört hat, wird an so etwas gar nicht mehr denken. Weil er höchstwahrscheinlich damals im Kurtheater Baden gestaunt hat, was seine Ohren aufgenommen haben: Werke von Komponisten, die von manchen Seiten beeinflusst waren – sei es vom Jazz, vom rhythmisch unverwechselbaren Puls eines Strawinsky oder von der Minimalmusik, deren repetitive Muster unschwer zu erkennen waren. Dass der Schweizer Blasmusikverband 2023 zum Jahr der Schweizer Blasmusikliteratur proklamiert hatte, zeigte, dass der Verband das angestaubte Image der Blasmusik wegpusten und stattdessen zeigen wollte, über welch kreative Köpfe die einheimische Blasmusikszene verfügt.

Facetten der Blasmusik
Das 2015 aus der Verschmelzung von Stadtmusik Baden und Jägermusik Wettingen hervorgegangene Wind Orchestra Blasorchester Baden Wettingen ist dafür ein vortreffliches Beispiel. Seit zehn Jahren wird es von Christian Noth dirigiert, der zuvor schon während zehn Jahren die Stadtmusik geleitet hatte. Die Wahl hätte nicht glücklicher sein können, denn mit Christian Noth steht dem Ensemble ein Musiker – Trompeter – und ­Dirigent vor, der in verschiedensten musikalischen Welten zu Hause ist: in klassischen Orchestern – zum Beispiel als freischaffender Musiker in der ­Camerata Schweiz oder im Capriccio-Barockorchester – und ebenso in der Rockband Gustav oder im Blas­orchester.
Mit dem eingangs erwähnten Vorurteil ist der in Suhr lebende Dirigent nur zu vertraut. «Die Blasmusik kämpft immer schon darum, dass man sie in einem anderen Licht sieht. Aber in den letzten 20 Jahren hat sich im Hinblick auf die Wahrnehmung von Blasorchestern einiges verändert – und das sowohl für die Musikerinnen und Musiker als auch für das Publikum», betont Christian Noth. Das Ziel der vorurteilslosen Anerkennung ist noch nicht erreicht. «Doch selbst ­Spitzendirigenten aus der Klassikszene wie Simon Rattle und Christian Thielemann haben Blasorchester ­dirigiert», erläutert Christian Noth. Das lässt aufhorchen und hoffen, dass sich die Blasmusik künftig weiter von ihrem angestaubten Image emanzipieren wird.

Erneut haben sich das Wind Orchestra und sein Dirigent Christian Noth ein raffiniertes Konzertprogramm ausgedacht. (Bild: Rudolf Hug)


Fulminanter Abschied
Nach 20 Jahren, von denen er die ersten zehn mit der Stadtmusik und die zweiten zehn mit dem Wind Orchestra verbracht hat, verabschiedet sich Christian Noth nun «im Guten und mit sehr vielen positiven Emotionen». Natürlich ist ein Abschied schwer, aber er fällt dem Orchester wohl leichter, wenn es diesen nun so gestalten kann, dass das Publikum einmal mehr miterleben darf, mit wie viel Herzblut die Musikerinnen und Musiker bei der ­Sache sind. Nicht umsonst steht das neue Programm unter dem trefflichen Titel «Symphonie Bouge ton cœur – Orient et Occident». Nicht nur zwei Welten, sondern gewissermassen zwei Herzen begegnen sich in diesem Programm: einerseits das Wind Orchestra, andererseits die Aarauer Band Šuma Čovjek, die mit Klischees über klassischen Balkan-Pop radikal aufräumt, denn sie singt auf Kroatisch, Französisch, Deutsch und Arabisch.
Egal, ob von Melancholie oder rhythmischem Balkan-Pop getrieben, die Songs von Šuma Čovjek bilden das Rückgrat der «Symphonie Bouge ton cœur» von Andres Piller. Der 24-Jährige ist ein Multiinstrumentalist, der unter anderem den Sound für den für die Oscar-Shortlist nominierten Animationskurzfilm «Reprise» (2022) geschrieben hat. Andres Piller – gefördert von La Gustav, einem Projekt der Akademie für aktuelle Musik Schweiz – studiert seit 2021 an der Zürcher Hochschule der Künste Komposition für Film, Theater und Medien und komponierte Musik für Games, Tanz und Filme. Ab diesem Sommer wird er sein Studium am Royal College of ­Music in London weiterführen.
Kurzum: Mit ihrem neuen Konzertprojekt wollen das Blasorchester ­Baden Wettingen und Christian Noth erneut aufzeigen, wie sehr ihnen thematische Vielfalt, gepaart mit hohem Können, sowie die kulturelle Verankerung in der Region Baden/Wettingen am Herzen liegen. Denn wie heisst es so schön: «Musik ist die Sprache der Herzen – sie bewegt unsere Herzen.»

Samstag, 24. Mai, 19.30 Uhr
Kurtheater, Baden