Abschied, Umbau und Neubeginn

Mitte Juni wird das «Chrättli» für Umbauarbeiten geschlossen. Im August übernimmt ein Pächtertrio die Leitung des beliebten Quartierladens.
Vorstand der Chrättli-Genossenschaft. (Bild: isp)

Baden – Ende Mai hat Timucin «Timmy» Demir sich mit einem fröhlichen Fest bei all seinen Kundinnen und Kunden verabschiedet, die zwischenzeitlich sogar teilweise zu Freunden geworden sind. Ganze elf Jahre hat der 52-Jährige mit viel Erfolg und noch mehr Engagement das «Chrättli» im Badener Stadtteil Allmend/Münzlishausen geführt.
Am Samstag, 14. Juni, bricht ein neues Kapitel für den 1957 erbauten, rund 115 Quadratmeter grossen Laden an. An diesem Tag wird Timucin Demir mit seinem Team das «Chrättli» ein letztes Mal öffnen und am Abend definitiv schliessen. Danach geht der Dorfladen in eine Sommerpause, die es in sich hat. Denn ab Mitte Juni wird das beliebte Ladenlokal, das aus den Quartieren Allmend und Münzlishausen schlichtweg nicht mehr wegzudenken ist, umgebaut und saniert.

«Um die Liegenschaft nachhaltig zu gestalten, sind energetische Sanierungsarbeiten an Gebäude und Technik vorgesehen. Auf dem Dach, das bereits vor zwei Jahren saniert wurde, ist eine Photovoltaikanlage geplant, daneben sind dichte Fenster auf der Nordseite des Gebäudes sowie neue Anlagen zum Heizen, Kühlen und Lüften vorgesehen. Diese Massnahmen senken die Betriebskosten für die Pächterschaft erheblich. Für das neue Betriebskonzept sind zusätzlich vorgesehen: eine Auffrischung der ­Teeküche und eine einladende Kaffee-Ecke mit bis zu zehn Plätzen», berichtet Martin Sennhauser, Vorstandsmitglied der Chrättli-Genossenschaft Allmend, voller Vorfreude. Wichtig sei, das «Chrättli» künftig nachhaltig zu betreiben, ist man sich bei der Genossenschaft einig.

Die künftige «Chrättli»-Pächterschaft: René Hunger, Marion Hunger und Anne Giger-Dray. (Bild: zVg)



Vom Quartier fürs Quartier
Pünktlich zum 1. August pachten dann das Ehepaar René und Marion Hunger sowie Anne Giger-Dray, die alle seit Längerem auf der Allmend wohnen, das «Chrättli». Übernommen werden ausserdem der langjährige Angestellte sowie die Lernende. «Auf die Ausschreibung, dass neue Pächter gesucht werden, haben wir uns mit unserem Betriebskonzept offiziell beworben», erzählt René Hunger. «Und wir scheinen damit überzeugt zu haben.»
Die drei werden in ihrer neuen Rolle das Rad nicht neu erfinden, sondern das «Chrättli» in gewohnter Weise weiterführen, wenn auch mit angepasstem und ergänzendem Angebot. «Vom Quartier fürs Quartier», an diesem Credo will sich das Trio bei seiner Arbeit orientieren. «Wir wollen nach wie vor ein beliebter Quartiertreffpunkt sein und die Bewohnerinnen und Bewohner zusammenbringen, sei es beim Einkaufen, bei Kaffee und hausgemachtem Kuchen oder zwischendurch mit kleinen Anlässen», erläutert René Hunger. Ein grösserer Anlass in Zusammenarbeit mit dem Quartierverein ist derweil schon in Planung: Am Samstag, 30. August, wird ein grosses Quartier- und Eröffnungsfest mit einem bunten Über­raschungsprogramm gefeiert, mehr wollen die neuen Pächterinnen und der neue Pächter gegenwärtig noch nicht verraten.

Finanzlage der Genossenschaft
Getragen wird der Dorfladen von der 1973 gegründeten Chrättli-Genossenschaft, die heute etwa 360 Mitglieder zählt. «Wir möchten der neuen, innovativen Pächterschaft eine tragbare Miete und eine langfristige Zukunft ermöglichen. Dazu müssen nicht nur der Umbau und die energetische Sanierung finanziert, sondern auch die Hypothekarschuld getilgt werden. Der Landverkauf an die Ortsbürgergemeinde Baden 2021 hat uns zwar zusätzliche finanzielle Mittel eingebracht, dennoch fehlen uns 100 000 Franken, um das ‹Chrättli› für das nächste Jahrzehnt fit zu machen», so Martin Sennhauser.
Wer dazu beitragen will, den Quartierladen langfristig zu erhalten, kann Sponsorin oder Sponsor werden und dem «Chrättli» so eine nachhaltige Zukunft schenken. Im Gegenzug erhalten Sponsorinnen und Sponsoren die Mitgliedschaft in der Chrättli-Genossenschaft und einen Anteilschein im Wert von 100 Franken. Die Mitgliedschaft berechtigt zur Teilnahme an der Generalversammlung und zur Mitbestimmung über die Geschäfte der Genossenschaft.

Bewegte Vergangenheit
Am 10. Januar 1973 fand die Versammlung zur Gründung der Genossenschaft Allmend statt, noch ohne den Zusatz «Chrättli» im Namen, und Ludwig Niehus wurde als Geschäftsführer der Lebensmittelgenossenschaft Allmend vorgestellt. Die Eröffnung des Ladens erfolgte offiziell am 1. März 1973. Anschliessend wurde mit einem Wettbewerb nach einem passenden Namen für den Quartier­laden gesucht. Die Familie Riolo aus der Allmendstrasse setzte sich mit ihrem Vorschlag «Chrättli» durch. Wie passend. Ist ein Chrättli doch eine kleine Kiste meist aus Holz oder Karton, in dem Persönliches aufbewahrt wird. Ein Chrättli ist deshalb in der Regel mehr als eine blosse Kiste. Ein Chrättli – und vor allem dieses – ist eine eigentliche Schatzkiste für das Herz, für Vertrautes und Heime­liges.

Quartier- und Eröffnungsfest:
Samstag, 30. August