Ana Marija Pintos Bild von Baden

Die Geschichte und das Leben Badens festhalten: Während der nächsten zwei Jahre fotografiert Ana Marija Pinto die Stadt.
Ana Marija Pinto, die Badener Stadtfotografin, darf während zweier Jahre Baden und ihren eigenen Blick in den Fokus ­rücken. (Bild: isp)

Baden – Baden ist nicht nur ein bedeutender Wirtschafts-, Kultur- und Bildungsstandort mit überregionaler Ausstrahlung, sondern verfügt ebenso über eine eigene Stadtfotografin. Seit Januar ist Ana Marija Pinto mit einem 10-Prozent-Mandat im Auftrag der Stadt unterwegs, um wichtige Ereignisse in der Stadt und in der Stadtverwaltung sowie Arbeits- und Lebensbereiche verschiedener Bevölkerungsgruppen zu dokumentieren. Die 35-Jährige bewarb sich mit anderen auf die Stelle und erhielt den Zuschlag für diese zweijährige Aufgabe, die bis Ende 2026 dauert.

Über eine eigene Bildsprache verfügen
«Wir haben qualitativ hochstehende Bewerbungen erhalten, und Ana Marija Pinto hat uns mit ihrem Portfolio und Enthusiasmus überzeugt», sagt Lisa Schlittler, Leiterin des Historischen Museums Baden. Lisa Schlittler war verantwortlich für die Auswahl des Stadtfotografen oder der Stadtfotografin und ist für deren Betreuung zuständig. Die Bilder werden nach Ablauf des Mandats über die Website des Stadtarchivs öffentlich zugänglich. Diese laufen unter der ­Lizenz «creative commons» und dürfen unter Berücksichtigung des korrekten Bildnachweises frei verwendet werden. Häufig werden die Bilder aber bereits während des Mandats genutzt, zum Beispiel für Publikationen wie die «Badener Neujahrsblätter», oder einfach für die Zwecke der Stadt.
Im zweiten Jahr zeigt der Mandatsträger oder die Mandatsträgerin in einer Ausstellung zu einem frei wählbaren Thema Bilder und Resultate im Historischen Museum Baden. «Baden hat in den 24 Jahren, in denen es das Mandat der Stadtfotografie gibt, die Erfahrung gemacht, dass die Dokumentation der Stadtentwicklung auf diese Art und Weise einen historischen Mehrwert für kommende Generationen bietet», bestätigt Lisa Schlittler.

Gespannt, wie sich Baden zeigt
Doch was bewog Ana Marija Pinto, sich für diese Stelle zu bewerben? «Baden ist die einzige Stadt, die ein solches Mandat in dieser Form ausschreibt – das fand ich sofort spannend. Mich interessiert das Zusammenspiel von Stadtraum, Wahrnehmung und dokumentarischer Fotografie. Ich habe mich schon vor zwei Jahren beworben. Zwar wurde ich damals nicht eingeladen, aber mein Portfolio blieb bis zum Schluss im Prozess. Das hat mir gezeigt, dass es sich lohnt, weiterzumachen und meine fotografische Sprache weiterzuentwickeln.» Als Ana Marija Pinto schliesslich den definitiven Zuschlag seitens des Auftraggebers erhielt, freute sie sich riesig. Lampenfieber habe sie keines, aber Respekt vor dieser anspruchsvollen Aufgabe. Das sei für sie ein Grundwert, der stets mitschwinge. Neugier und Offenheit seien ihre stärksten Treiber bei dieser Aufgabe. Sie sei gespannt, wie sich Baden ihr zeigen werde – in Momenten, Räumen und Begegnungen.
«Bei der feierlichen ‹Stabübergabe› des Mandats habe ich einen Einblick in die Arbeit meiner Vorgängerin Claude Bühler bekommen. Auch im Archiv habe ich gestöbert, um ein Gefühl für dieses Mandat zu bekommen. Dennoch möchte ich meinen eigenen Zugang finden. Den Ton gebe ich gern selbst an», erklärt Ana ­Marija Pinto.

Fotografie als visuelle ­Übersetzung
Dabei beschäftigt sich Ana Marija Pinto keineswegs ausschliesslich mit Fotografie: «Architektur ist mein Standbein, Fotografie mein Tanzbein», erzählt sie begeistert. Sie denke visuell. Sie könne kaum durch eine Stadt laufen, ohne plötzlich ein Bild oder einen Ausschnitt zu entdecken. Fotografie ist für Ana Marija Pinto eine Art visuelle Übersetzung – subjektiv, vielschichtig, manchmal ­poetisch. Sie kann Spannung, Kontext und Emotion gleichzeitig transportieren. «Das reizt mich – und fordert mich immer wieder neu heraus.» Einen konkreten Lieblingsplatz in der Stadt Baden hat Ana Marija Pinto bis jetzt nicht – aber es gebe ein Lieblingsgefühl: Offenheit. Beim Fotografieren komme sie oft ins Gespräch, ­erlebe schöne, flüchtige Begegnungen. Diese Zugänglichkeit sei etwas, das sie an Baden schätze.

Die leidenschaftliche Fotografin hat sich für dieses zweijährige Mandat natürlich etwas vorgenommen und ein Konzept erarbeitet. «Mein Projekt trägt den Arbeitstitel ‹Stadtoriginale›. Der Begriff beschreibt ­normalerweise eine besondere Persönlichkeit – ich übertrage ihn auf den Stadtraum und auf die Menschen. Ich möchte Baden porträtieren: als Stadt, als Kulisse, als Lebensraum. Dabei arbeite ich mit Bildschichtungen: In meinen Fotografien überlagern sich verschiedene Elemente – räumliche, soziale, visuelle –, die sich zu einer neuen erzählerischen Ebene verdichten.» Die Stadtfotografin freut sich auf Geschichten, Begegnungen und neue Blickwinkel auf Baden.