Ja, aber bitte mit einem Dach

Gedeckte Rampen für die Bahnhofsunterführung und ein neues Wartehäuschen sind beschlossen, das Limmatufer bei der Fischerhütte wird saniert.
Die SBB machen den Bahnhof Würenlos für längere Züge fit – und die Gemeinde sorgt für mehr Komfort. (Bild: bkr)

Würenlos – Wenn schon eine Erneuerung der Bahnhofsanlagen, dann eine alltagstaugliche, fand eine Mehrheit der 148 Teilnehmerinnen und Teilnehmer (für Beschlüsse ohne Referendumsmöglichkeit wären 882 Stimmen nötig gewesen) der Würenloser Gemeindeversammlung.
Um was ging es? «Der Bahnhof Würenlos erhält längere Perrons», erläuterte Gemeinderätin Barbara Gerster Rytz die Ausgangslage. Sie dienen dazu, längere Zugskompositionen abfertigen zu können und umfassen neue, behindertengerechte Zugänge. Für Neubauten orientieren sich die SBB an einem Katalog mit Bahnhofstypen. «Unsere Station gehört nur zur Klasse C, weshalb die Bahn verschiedene Wünsche des Gemeinderats abgelehnt hat», schilderte Gerster das Problem.

Unterstand für «fäG»
Konkret stand auf der Wunschliste der Exekutive ein zweiter Unterstand für Wartende in Fahrtrichtung Zürich, eine zusätzliche Treppe, die von der Personenunterführung auf das nördliche Perron führt – sowie ein Unterstand für Velos, Töffs und «fäG». Das sind laut Vorlage «fahrzeugähnliche Geräte»; beispielsweise E-Trottinetts. Kostenpunkt des ganzen Zusatzprogramms: 640 000 Franken. Bei der Behandlung des Geschäfts wurden die beiden Rampen der Unterführung zum Diskussionsthema. Jene im Süden wollen die SBB überdachen – die andere im Norden nicht, da sie weniger als neun Grad Steigung aufweisen wird. Was neun Grad für einen Rollstuhlfahrer unter winterlichen Bedingungen und ohne Dach bedeuten, schilderte ein betroffener Bürger. Dass ein Witterungsschutz hermuss, war danach für einige Votanten unbestritten. Nur, was kostet ein solcher? Gemeindeammann Anton Möckel hatte eine Zahl parat: «Etwa 350 000 Franken.» Ein Votant stellte den Antrag, zugunsten des Dachs auf die Treppe zu verzichten – ein anderer Antragsteller verlangte Treppe plus Überdeckung. Die Mehrheit wollte die zweite Variante und beschloss mit 69 gegen 66 Stimmen, den Kreditrahmen auf 990 000 Franken zu erhöhen. Schlussendlich gab es für das Projekt 86 Ja- und 31 Nein-Stimmen.

Ebenfalls um den öffentlichen Verkehr (ÖV) ging es beim «Neubau der Bushaltestelle Bettlen» mit einem Kostenanteil der Gemeinde von 435 000 Franken. Umstritten waren hier die im Kredit enthaltenen 25 000 Franken für eine Photovoltaik-Anlage, welche die SVP gestrichen haben wollte – die aber schliesslich bewilligt wurde. 350 000 Franken waren in einem anderen Traktandum für die Sanierung der Limmatuferverbauung bei der Fischerhütte beantragt.
Andreas Schorno, Vizepräsident der Finanzkommission (Fiko), stellte fest, dass die Versammlung mit den ÖV-Vorlagen bereits 750 000 Franken genehmigt hat, die nicht im Finanzplan enthalten sind. Fiko-Präsident Pascal Renaud-dit-Louis doppelte nach: «Irgendwann müssen wir Nein sagen und Prioritäten setzen.» Tue man dies nicht, könnte eine Anhebung des Steuerfusses unausweichlich werden. Ein Antrag aus dem Plenum, nur 200 000 Franken zu genehmigen und den Rest den Fischerverein berappen zu lassen, scheiterte – das benötigte Geld wurde mit 108 gegen 17 Stimmen bewilligt.

Hoher Selbstfinanzierungsgrad
Offensichtlich interpretierte eine Mehrheit der Versammlungsteilnehmerinnen und -teilnehmer die finanzielle Lage der Gemeinde positiver als die Fiko. Die der Gemeindeversammlung vorgelegte Rechnung 2024 schliesst mit einem Überschuss von 720 000 Franken. Budgetiert war allerdings ein Plus von 1,1 Millionen. Die Positionen, die das Resultat verschlechtert haben, sind laut Gemeinderat Lukas Wopmann höhere Ausgaben im Sozialhilfebereich sowie geringere Einnahmen aus der Besteuerung von Firmen, die um 45 Prozent unter den Erwartungen geblieben sind.
Zum Thema Schulden und Investitionen: Erstere sind 2024 nochmals gesunken – auf 319 Franken pro Kopf. Der Selbstfinanzierungsgrad der Investitionsrechnung betrug per 31. Dezember 2024 stolze 548 Prozent.