Rote Trotte – wie ein Phönix aus der Asche

Die Rote Trotte in Wettingen ist die letzte von einst acht Trotten. Nun wurde die 500-jährige Produktionsstätte in ein Wohnhaus verwandelt.
Die Rote Trotte in Wettingen ist die letzte von einst acht Trotten. (Bild: pg)

Wettingen – Urkundlich belegt ist die Rote Trotte in Wettingen erstmals 1504. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass sie bereits 1428 im Auftrag des Abts Johannes Schwarzmurer errichtet wurde. Nach einem Rückbau wurde das Gebäude 1555 von Hans Murer und Hans Ulrich Summerer in seiner heutigen Form errichtet. Im Zuge der Aufhebung des Klosters Wettingen im Jahr 1841 ging die Rote Trotte in den Besitz des Kantons Aargau über, der die Trotte 1859 versteigerte. Seit 1972 steht das Gebäude unter Denkmalschutz.
Auch als die Familie Steimer die Trotte 1942 erwarb, blieb sie der Weinproduktion erhalten. Damit war jedoch 2022 Schluss. Weil nicht zuletzt aus Platzgründen auf einen Neubau am Lindenplatz verzichtet werden musste, konnte nach einem Landabtausch mit der Ortsbürgergemeinde im Tägerhard ein auf die künftigen Bedürfnisse ausgerichteter Neubau realisiert werden. Christian Steimer, der gelernte Winzer, der das Weingut zusammen mit seinen Eltern in dritter Generation bewirtschaftet, konnte den Neubau mittlerweile beziehen. «Die Arbeits- und Produktionsbedingungen inmitten eines stetig wachsenden Wohngebiets wurden immer schwieriger, und so waren wir froh, dass die Rote Trotte verkauft werden konnte», erklärt Vater Paul Steimer.

Einfluss der Denkmalpflege

Viele Besitzerinnen und Besitzer denkmalgeschützter Objekte fürchten sich vor Umbauten und den damit verbundenen denkmalpflegerischen Auflagen. Nicht so Bruno und Vera Käufeler, das ortsansässige Ehepaar, das die Rote Trotte erwarb. «Wir waren uns im Klaren darüber, dass die Umsetzung im lang gestreckten, teils gemauerten, teils in Fachwerktechnik erstellten und mit einem Krüppelwalmdach versehenen Gebäude zu einer architektonischen und denkmalpflegerischen Herausforderung werden könnte», bestätigt Bruno Käufeler.
In enger Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Daniel Zehnder, Bauexperten der Denkmalpflege und ausgewiesenen Fachbetrieben stand neben der Schaffung von modernem, zweckmässigem Wohnraum der Erhalt historischer Elemente im Vordergrund der Bemühungen. Davon konnte sich bei einem Rundgang durch das mittlerweile weit fortgeschrittene Bauvorhaben auch die frühere Eigentümerfamilie Steimer überzeugen. Begrüsst wurde sie auf der stirnseitigen und nach Osten ausgerichteten Pergola, die von der Morgensonne beschienen wird, von Vera und Bruno Käufeler, die das Umbauprojekt in den vergangenen eineinhalb Jahren eng begleitet haben.

Beim Rundgang durch die «neue» Rote Trotte. (Bild: pg)


Haus in Haus
Von dort gelangten die interessierten Voreigentümer in den lang gestreckten Innenraum, in dem zwei zweigeschossige Holzhäuser zwischen moderner und historischer Bausubstanz aussergewöhnliche Innenräume bilden.
Bedingt durch die denkmalgeschützte historische Gebäudekons­truktion entstanden aussergewöhnlich hohe Räume mit Sicht auf alte Bal­kenlagen und Bruchsteinmauern. Die beiden in einer Ständerkonstruktion von den Bruchsteinmauern zurückgesetzten Einbauten mit einer Wohnfläche von 126 beziehungsweise 154 Quadratmeter sind über einen gemeinsamen Eingang und eine mit Glasziegeln bestückte gedeckte Halle erschlossen, welche die Sicht auf den historischen Dachstuhl freigibt. Tageslicht fällt aus­serdem durch neue Mauerausbrüche in die Erdgeschossräume, wo die Haustechnik untergebracht ist. Wärme und Warmwasser werden von einer Wärmepumpe bereitgestellt. Jedes Haus hat zwei Nasszellen, eine im Erdgeschoss und eine im Obergeschoss. Die modernen Küchen mit Kochinsel im Obergeschoss verfügen über ein Reduit. Durch die grosszügige Lukarne gelangt Licht in den Wohn- und Essbereich, der den Blick auf den Sitzplatz und die Lägern freigibt.

Nach dem Rundgang fand man sich im Trottenstübli ein, das in die Trotte integriert ist und in seinem Ursprung belassen wurde. Beim Apéro, offeriert von der Bauherrschaft, hatte man Gelegenheit, sich beim Anblick der vom Wettinger Künstler Eduard Spöri geschaffenen Wandbilder, die einen Einblick in die Arbeit der Winzerinnen und Winzer gewähren, über das Gesehene auszutauschen. Familie Steimer war des Lobes voll über das Entstandene. «Den neuen Eigentümern ist es gelungen, hier einzigartigen Wohnraum zu schaffen», so Paul Steimer. «Wir möchten diese Wohnungen an Kenner und Liebhaber vermieten, denen die 500-jährige Geschichte der Trotte und ihre historische Bedeutung wichtig sind», so Bruno Käufeler.

Ein Blick in die Küche: Alte Bausubstanz trifft auf moderne Optik. (Bild: pg)