Kurtheater-Team sorgt für Bühnenwirbel

2025/2026 ist Uwe Heinrichs sechste Spielzeit als künstlerischer Direktor des Kurtheaters. Diese Saison steht unter dem Motto «Drama».
Mit dem neuen Programm in Händen (von links): Das Kurtheater-Team mit Lara Albanesi, Katja Stier und Uwe Heinrichs freut sich auf die kommende Spielzeit. (Bild: ef)

Baden – «Mach nicht so ein Drama.» Wer kennt diesen Satz nicht? Doch im ­Bühnenschauspiel «ist Drama ein Begriff, der die Essenz des Theaters ­verkörpert: das Spiel mit Emotionen, Konflikten und menschlichen Schicksalen». Das liest man in Uwe Heinrichs Vorwort in der Broschüre zur Spielzeit 2025/2026.

Als visuelles Drama kann man auch Pascale Küngs Gestaltung der Bildstrecke für das Heft «lesen»: Die Glarnerin stützt sich bei ihren roten Illustrationen auf Shakespeares Drama «Timon von Athen». Dieses wird in der neuen Saison zwar nicht im Badener Haus gespielt, wohl aber drei Werke aus der Zeit der Geburtsstunde des Dramas im alten Griechenland: «Laios» (Roland Schimmelpfennig) in der gerühmten Inszenierung Karin Beiers am Schauspielhaus Hamburg mit der «unvergleichlichen» Lina Beckmann; sodann Sophokles’ «Ödipus Tyrann» mit den beiden Ausnahmeschauspielerinnen Alicia Aumüller und Patrycia Ziólkowska. Zuvor war diese Inszenierung am Schauspielhaus Zürich zu sehen – nun zieht sie hinaus in die mit Baden nahe, danach weite Theaterwelt. Mit Sophokles «Antigone» (Theater Kanton Zürich) findet die «griechische Trilogie» dann ihren Abschluss.

Neben ihr zieht sich als zweiter roter Faden das Thema «Starke Frauen» (die auch Männer spielen) durchs Programm. «Louise» ist beispielsweise eine dieser Frauen; in Szene setzt sie das Multitalent Martin Zimmermann, der sowohl für die Choreografie als auch die Regie und das Bühnenbild verantwortlich zeichnet. Als «absurd zirzensisches Spektakel» wird das Werk gerühmt, das Zirkus, Tanz und spektakuläre Bühneninstallationen verquickt. Und das alles zum Saisonauftakt im Oktober.

Für alle ist etwas dabei
Frausein: Was bedeutet das? Dieser Frage gehen die Regisseurin und einstige Direktorin des Theaters Neumarkt in Zürich, Crescentia Dünsser, und vier Schauspielerinnen in ihrem Rechercheprojekt «Heimat. Mythos. Frau.» nach. Und ja, eine besondere Frau ist die Strafverteidigerin Tessa Ensler, die sich als späteres Vergewaltigungsopfer von ihrer verletzlichsten Seite zeigt – und gerade dadurch Stärke beweist. Suzie Millers Monodrama «Prima Facie» mit der grandiosen Anna Grisebach hat als Eigenproduktion im Proberaum derart eingeschlagen, dass Klaus Hemmerles Inszenierung im Oktober abermals gezeigt wird.

Natürlich wartet das Kurtheater 2025/2026 mit einer Eigenproduktion auf. Die Badener Regisseurin Johanna Böckli inszeniert «Die Welt im Rücken». Das Stück basiert auf Thomas Melles gleichnamigem autobiografischem Roman, einer Chronik eines zerrissenen, da von einer bipolaren Störung heimgesuchten Lebens.

Und sonst gibt es eine riesengrosse Wundertüte mit vielen Leckerli. Opernfans werden mit Mozarts «Zauberflöte» und Puccinis «La Bohème» glücklich sein, die vom Theater Orchester Biel Solothurn inszeniert werden. Tanzfans werden sich – im Rahmen von Steps – wohl auf Choreografien von Sharon Eyal sowie Tiffany Tregarthen/David Raymond mit der Göteborgs-Operans Danskompani stürzen. Die Familie Flöz ist im Kur­theater ebenso zu Gast wie Rimini Protokoll mit «All Right. Good Night.» und Milo Raus vom Niederländischen Theater Gent mit «The Interrogation»: ein sehr persönliches Stück von ­Édouard Louis über das Zweifeln und Scheitern. Für Uwe Heinrichs zwei erstmals in der Schweiz gezeigte Highlights der neuen Saison.

Zu Schauspiel, Musiktheater und Tanz stösst das neue Format «Physical Theatre», das kein Tanztheater ist, sondern eines mit viel artistischem Glanz. Worauf warten wir noch? Nein, nicht auf Becketts «Godot», sondern «Warten auf Beckett» mit Max Merker und dem Badener Schauspieler Aaron Hitz – ein unschlagbares Doppel, wenn es um hinreissenden Spielwitz und irres Tempo geht.

Wie wird die neue Saison ankommen? Uwe Heinrichs und Lara Albanesi, Verwaltungsdirektorin, sind optimistisch. Denn die vergangene Spielzeit mit einer Platzausnutzung von über 80 Prozent zeigt: Das kuratierte Programm sowie die von Lara Albanesi betreuten Vermietungen werden geschätzt. Bester Beweis dafür sind die steigenden Abonnementsbestellungen. Wenn bloss nicht dieses Tränchen im Knopfloch wäre. Ende Juni muss man sich von Katja Stier verabschieden: Sie verlässt nach fast 19 Jahren in der Kommunikations­abteilung das Kurtheater Baden. 

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