Die Hightechzone als Zukunftsfrage

Ein Traktandum dominierte die Wintergemeindeversammlung und sorgte zugleich für eine volle Mehrzweckhalle Weissenstein.
Gemeindeammann Patrick Zimmermann eröffnete die Gemeindeversammlung am vergangenen Donnerstag. (Bild: sma)

Würenlingen – Im Nachhinein stellte es sich als ­kluger Schachzug heraus, dass der Würenlinger Gemeinderat bereits Anfang November eine Orientierungsversammlung zum wichtigsten Punkt der Wintergemeindeversammlung veranstaltete. Das Traktandum Nummer 8 «Hightechzone Würenlingen» beanspruchte trotzdem die meiste Zeit am Abend des 13. Novembers und sorgte dafür, dass der Saal in der Mehrzweckhalle Weissenstein bis auf den letzten Platz besetzt war.

226 Stimmbürger und Stimmbürgerinnen durfte Gemeindeammann Patrick Zimmermann begrüssen. Das sei zwar deutlich unter dem Quorum (612), aber man habe lang nicht mehr so viele Teilnehmende gehabt. Zudem habe er den internen Schätzwettbewerb des Gemeinderats gewonnen, wie Zimmermann humorvoll anmerkte.

Nach der Annahme des Protokolls der letzten Gemeindeversammlung und der Kenntnisnahme der Finanzplanung bis 2030 – erst auf das Budget 2028 soll eine Steuerfusserhöhung geprüft werden – freute sich Gemeinderätin Carmen Spuler über ihre «Premiere». Sie durfte nach 2½ Jahren im Amt erstmals ein Traktandum vorstellen. Die Satzungs- und Kostenreglementsanpassungen der überregionalen Musikschule Surbtal mussten noch von der Einwohnergemeindeversammlung genehmigt werden. So soll die Qualität des Musikunterrichts langfristig gesichert werden.

Postbesitzer
Der Investitionskredit über 350 000 Franken für die Sanierung des Kellen­äckerwegs wurde ohne Gegenstimme angenommen. Nur eine Gegenstimme gab es beim Kauf der ehemaligen Postfiliale.

Patrick Zimmermann fasste noch einmal zusammen, wie schnell die Post ihren Rückzug umgesetzt hat. Der Kauf des Grundstücks als strategische Reserve sei sinnvoll für die Gemeinde, zumal man schon im Besitz der anderen Gebäudeteile sei. Beim Kaufpreis von 580 000 Franken konnte man ausserdem nachverhandeln. Des Weiteren soll ein neuer Mietvertrag für den Postomat über fünf Jahre zusätzliche Mieteinnahmen für die Gemeinde bringen.

Was heisst Hightech?
Anschliessend an das bestehende Gewerbegebiet soll an der Hauptstrasse K113 eine Hightechzone (HTZ) entstehen. So sollen in der Gemeinde zukünftig hochwertige Arbeitsplätze im Umfeld des Paul-Scherrer-Instiuts (PSI) und des Parks Innovaare entstehen.

Ganz konkret ging es an der Gemeindeversammlung um die Gründung der Entwicklungsgesellschaft für die HTZ sowie um den Beitritt der Gemeinde Würenlingen, die mit einem Investitionsanteil von 55 000 Franken und einem Darlehen von 200 000 Franken verbunden ist. Daraus entwickelte sich allerdings eine Grundsatzdebatte, ob die HTZ überhaupt sinnvoll ist und was die Gemeinde damit in Kauf nimmt.

Als ein «Fass ohne Boden» bezeichnete die SVP Würenlingen das Projekt auf ihren Flugblättern, die sie zuletzt an die Haushalte der Gemeinde verteilen liess. Sie bezog sich damit auf die 250 000 Franken, die bisher für die Planung ausgegeben wurden.

Gemeindeammann Zimmermann bezeichnete das Flugblatt als irreführend, weil es nicht die tatsächliche Grösse der HTZ darstelle. Er argumentierte, dass ein jetziger Beitritt zur Entwicklungsgesellschaft die finanziell sinnvollste Lösung sei. Man wolle von Anfang an mitreden, mitwirken und teilhaben. Alle zukünftigen Planungskosten würden zudem vom Kanton übernommen.

Bereits der Votant äusserte reihenweise Kritik an dem Projekt. Er zweifelte an, ob das PSI wirklich Interesse an einer Ausdehnung seiner Industriezweige nach Würenlingen habe, und merkte an, dass die beiden Neubauten in Villigen nicht voll ausgelastet seien. Weiter würde man elf Hektar bestes Landwirtschaftsland für die Zone opfern. Am allerschlimmsten sei allerdings der weiter zunehmende Verkehr. Die überlastete Hochstrasse sei schon heute mehr befahren als der Gotthard, wurde spöttisch angemerkt.

Zu den schon heute 27 000 Autofahrten würden bei einer voll ausgebauten HTZ lediglich 1000 hinzukommen, antwortete der Gemeindeammann und verwies erneut auf die riesige Chance für die Gemeinde: Arbeitsplätze, Renommee, KMU-Aufträge mit Einfluss auf zukünftige Steuersenkungen sowie die Möglichkeit für eine bessere Anbindung an den öffentlichen Verkehr und Velorouten. «Wir brauchen Wirtschaftsleistungen, um unseren hohen Lebensstandard zu erhalten», sagte Zimmermann mahnend.

Am Ende schienen die Lager fest verteilt. Beide Teilanträge wurden mit 126 Ja-Stimmen zu 76 beziehungsweise 73 Nein-Stimmen angenommen.