Drahtzieher für grosse Happenings

Veranstalter und Musiker Roberto Caruso bringt mit seinen Events die grössten Künstlerinnen und Künstler der Schweiz in die Region.
Robbie Caruso in der Wasserschloss-Landschaft, wo noch bis 10. September Konzerte stattfinden. (Bild: ZVG)

Der Mann hat ein gutes Händchen für spezielle Locations. Seit zwei Jahren organisiert Roberto Caruso die «Mittwochsmusig», ein Open Air, an dem sich internationale Showgrössen auf der Freiluftbühne vor der einzigartigen Kulisse am Zusammenfluss von Reuss, Aare und Limmat ein Stelldichein geben. Ein Ambiente, das auch für erfolgsverwöhnte Stars wie Philipp Fankhauser, Steff la Cheffe, Dodo, James Gruntz, Troubas Kater und die amerikanische Blueskoryphäe Big Daddy Wilson unvergleichlich ist. Für Caruso war die Zusammenarbeit mit Christian Bolt, dem Leiter des in idyllischer Lage beheimateten Lernwerks, ein Glücksgriff. «Er fragte mich während Corona an, ob ich eine Konzertserie in seinem Umfeld initiieren könnte, und ich war sofort begeistert.»

Auf der Bühne kennengelernt
2021 startete das Team mit Events. Marius Bear spielte neben anderen Musikgrössen auf. Der Konzertplatz war rappelvoll. «Zu Beginn durften wir wegen der Epidemie-Massnahmen 100 Leute zulassen, später 150. Ich hatte das Gefühl, wenn wir die schwierige Nachkrise meistern, schaffen wir alles», erzählt Caruso. Doch er lag falsch. 2022 legten alle Kulturbetriebe wieder los. Sämtliche verschobenen Feste finden jetzt statt. Allein im Aargau wurden dieses Jahr 46 Outdoor-Veranstaltungen angesagt. Das Publikum hat die Qual der Wahl. «Wir schafften es im Juni und Juli bei jedem Gig auf durchschnittlich 200 Leute. Nach den Sommerferien wird das Publikum ab August hoffentlich noch zahlreicher erscheinen. Dann sind wir mehr als zufrieden», bekundet der Konzertveranstalter und ist stolz darauf, die Events ohne augenfällige Werbebanner für irgendein Unternehmen durchzubringen. 

Roberto Caruso ist 57 Jahre alt und in Brugg geboren. Er stammt aus einer italienischen Arbeiterfamilie, die Lebensverhältnisse waren einfach. «Mein Vater war ein totaler Musikfreak, hatte aber keine Chance, sich in dieser Richtung weiterzuentwickeln.» Noch immer blühe der mittlerweile 85-Jährige total auf bei Melodien, die ihn an seine Jugend erinnern. Roberto bekam zu seinem sechsten Geburtstag eine Gitarre geschenkt. Seine Begeisterung für das Instrument war zwar gross, «zum Unterricht mussten mich meine Eltern aber fast zwingen». Doch seine Leidenschaft wuchs. An einem Musikkonservatorium zu studieren, lag finanziell nicht drin. Deshalb absolvierte Caruso das KV. Dafür ist er heute als einer der schweizweit bekannten Konzertorganisatoren dankbar. Als Erwachsener fand er in der Werbung seinen Brotjob und war zwanzig Jahre darin tätig. In dieser Zeit lernte er Claudia Piani kennen, die erfolgreich mit einer Band unterwegs war. «Keine Liebe auf den ersten Blick», wie er sagt. Mittlerweile sind sie seit 35 Jahren zusammen und haben zwei Töchter und zwei Enkel.

Rund zehn Jahre war Caruso mit der Claudia-Piani-Band auf Tour. «Wir tingelten in der ganzen Schweiz herum und hatten rund sechzig bis siebzig Shows pro Jahr.» Wegen des enormen Engagements war er einer der ersten männlichen Mitarbeiter, der sein berufliches Pensum von 100 auf 80 Prozent reduzierte. Die Kindererziehung teilte sich das Paar immer gleichberechtigt auf. 

Pioniere der Veranstaltungsszene 
Nach der Geburt von zwei Töchtern und etlichen Erfolgen hatten die beiden die Schnauze voll vom Showbusiness. «Wir waren auf dem professionellsten Niveau angelangt, das wir nicht überbieten konnten. Die Bezahlung war schlecht und der Stress gross.» Caruso zog sich in den Hintergrund zurück und rief in den Ateliers seiner Frau, welche die Malerfirma ihres Vaters weiterbetreibt, gemeinsam mit Freunden die «Artbar» ins Leben. 2003 leistete das Paar Pionierarbeit und brachte in der Piani-Werkstatt erstmals Kunst und Musik zusammen. Die ersten Events waren mässig erfolgreich. Doch die Konzertserie entwickelte sich über die kantonalen Grenzen hinaus zum Erfolg und ist bis heute – mit Musikern wie Stiller Has und Michael von der Heide – unvergesslich geblieben. Die nächste Location, die Konzertorganisator Robbie Caruso bespielte, war die Badi Villnachern, ein kleines Schwimmbad auf dem Land. Aber auch das vermochte er gemeinsam mit dem damaligen Betreiber und Freund, Fernando Cassano, und dem riesigen Kontaktumfeld zu Künstlern aus der ganzen Schweiz zu einem absolut einzigartigen Konzertort zu machen. Roberto Caruso hat mittlerweile seine Bestimmung gefunden. «Ich organisiere gerne Konzerte und bin der Mann im Hintergrund.» Genauso gern steht er live auf der Bühne mit verschiedensten Projekten oder tüftelt in seinem Studio an Produktionen herum. Dieser Mix stimmt für den bescheiden gebliebenen Musiker hundertprozentig.

Caruso und seine Frau Claudia Piani haben sich vor einigen Jahren einen Camper gekauft. Damit wollen sie auf die älteren Jahre hin durch Europa fahren. «Es gibt in nächster Nähe noch viele schöne Ecken zu entdecken», ist der Musiker überzeugt. Und setzt gleichzeitig alles daran, dass die «Mittwochsmusig» im Wasserschloss auch in den nächsten Jahren mit den bekanntesten Musikgrössen der Schweiz fortbesteht.