Gestaltend, helfend, mitten drin

Ob Hohe-Seil-Installation oder Klangkunst. Ob Helferin oder Gastgeber. Ob Besucher oder Besucherin: Ältere Menschen sind Teil des Bäderfests.
Festmitgestalterin Simona Hofmann vor dem Steller mit den Bäderfesttalern Der Taler gilt als Ticket für den öffentlichen Verkehr, als Eintritt und Los. (Bild: cf)

«Ich bin überschwanger mit dem Bäderfest», beschreibt Simona Hofmann lachend ihr Befinden, während sie am grossen Tisch in ihrem Werkraum in Windisch den frisch aufgebrühten Kaffee geniesst und erzählt. Die Schauspielerin, Bewegungspädagogin und Design Thinkerin gehört mit Urs Dätwiler und Astrid Thommen zum Kernteam des Bäderfests Baden 2022. Seit drei Jahren ist das Trio unter Einbezug der Badener Kulturinstitutionen am Planen und Organisieren. Am Freitagabend, 28. Oktober, beginnt das Kultur-, Lichter- und Wasserspektakel mit dem Limmat-Corso. 68 Veranstaltungen an 35 Standorten folgen mit dem Ziel, nach der langen Bauzeit das Bäderquartier offiziell an die Bevölkerung von Baden und Ennetbaden zurückzugeben.

Das Altern beschäftigt sie
Obwohl mittlerweile international tätig, kehrt die in Baden Aufgewachsene für Projekte regelmässig zu ihren Wurzeln zurück. So gründete sie zum Beispiel 2014 in der Kultur- und Bäderstadt das Kinder- und Jugendtheater «Lampefieber». Ein Projekt, bei dem sie auch im regen Kontakt mit älteren Menschen ist: «Es sind aktive Seniorinnen und Senioren dabei. Sie helfen uns beispielsweise mit den Kostümen oder beim Mittagstisch.» Das Thema «Altern» interessiert die 42-Jährige generell: «Wenn ich auf die kommenden Jahre schaue, gibt es in diesem Zusammenhang schon einige Themen zu lösen.» Als Design Thinkerin ist es Simona Hofmann gewohnt, ein Thema aus unterschiedlichsten Blickwinkeln auszuloten. Also war es für sie selbstverständlich, fürs Bäderfest die Altersbrille aufzusetzen: «Überall, wo ich arbeite, schaue ich, wen man abholt, beziehungsweise achte ich darauf, dass man niemanden vergisst.»

Aktiv oder passiv
Ältere Menschen sind in verschiedenen Rollen am Bäderfest beteiligt. Etwa als Mitwirkende. Simona Hofmann erwähnt den Klangkünstler Andres Bosshard. Der 67-Jährige wird unter dem Titel «Rotobossophon» beim Limmatsteg spielerische Klangwelten kreieren. Über der Limmat, Höhe Limmatquelle, wird die wohl letzte Hohe-Seil-Installation von Stella Luna Palino, 65, zusammen mit Christoph Baumann und Senta Camille Hüssy für Gänsehaut sorgen. Auf dem Mercier-Steg will die «Fontaine Isis» ins Staunen versetzen. Die Licht-Wasser-Klangskulptur ist ein Werk des 75-jährigen Künstlers Ruedi Sommerhalder und seines Teams. Mitwirkende im weiteren Sinn sind ältere Menschen wie Ursula und Walter Merz. Sie machen einerseits die Terrasse ihrer Wohnung während des Flusscorso für Bekannte und Freunde zugänglich.

Andererseits werden die beiden in der Wohnung die Lichter löschen und sich mit Kerzen auf die Terrasse stellen, um so Teil des Happenings auf und entlang der Limmat zu sein. Ein Entgegenkommen, das für Simona Hofmann alles andere als selbstverständlich ist. «Wir planten während der Pandemie. Da waren solche Ideen durchaus mit Ängsten verbunden.» Weiter erwähnt die Festgestalterin die freiwillig mithelfenden Seniorinnen- und Seniorenhände, ohne die so ein Fest nicht möglich wäre: Sie unterstützen beim Aufbau, betreuen Posten oder künstlerische Aktionen.

Keine Partymeile
Simona Hofmann: «Das Ganze wird keine riesige Partymeile, vielmehr haben wir den Mut für ein leises Fest.» Doch nicht nur die Lautstärke, sondern auch die Zeiten der Events sind ein entscheidender Faktor für die Teilhabe älterer Menschen. Darum gibt es Angebote, die tagsüber stattfinden. Speziell etwa auch die Einladung für die Bewohnerinnen und Bewohner des Alterszentrums Kehl oder des Regionalen Pflegezentrums Baden, bereits am Donnerstag, ohne Gedränge, übers Festgelände flanieren zu können. Abschliessend reflektiert Simona Hofmann: «Insbesondere in Zeiten wie jetzt ist Kulturgenuss wichtig. Eintauchen in Klänge, Töne, Licht – schwelgen dürfen.» Persönlich wünscht sie sich, «dass etwas von den innovativen Ansätzen des Bäderfests und von den entstandenen Beziehungen bleibt, ja weitergeht».