Grünes Licht für «Small World»

Dem 160-Millionen-Projekt des ­RPB steht nichts mehr im Weg: Die Baubewilligung für das angepasste Projekt wurde erteilt. Baustart ist anfangs 2023.
Die drei Wohnhäuser mit Alterswohnungen an der Schönaustrasse wurden um je ein Stockwerk reduziert. (Bild: zVg | Graber Pulver Architekten AG Zürich)

Die teilweise über 100-jährigen Gebäude des Regionalen Pflegezentrums Baden (RPB) erfüllen die heutigen Anforderungen nicht mehr in allen Bereichen. Die «Strategie 2015+» des RPB sieht vor, am Standort Baden neue und ergänzte Dienstleistungen in den Bereichen «Wohnen, Pflegen und Sterben» anzubieten. Ende August erteilte die Stadt Baden dem Projekt die definitive Baubewilligung. Der Start der Bauarbeiten ist für Anfang 2023 vorgesehen. Die Bauzeit beträgt voraussichtlich fünf Jahre, wie das RPB Ende August mitteilte.

Mit Neu- und Umbauten entstehen rund 300 Pflegebetten und 86 Alterswohnungen. Im RPB werde auch weiterhin spezialisierte Pflege – unter anderem in den Bereichen Geriatrie, Demenz, Gerontopsychiatrie, Palliative Care und Schwerstpflege – in einem attraktiven Umfeld angeboten. Selbständige sowie leicht pflegebedürftige Menschen sollen in den altersgerechten Wohnungen ein auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenes Zuhause finden. Den Bewohnerinnen und Bewohnern, aber auch dem ganzen Quartier, stehen dann ergänzende Angebote wie ein «Dörfli» mit Läden und Bistro, ein Spielplatz und ein öffent­licher Park mit Tiergehege zur Verfügung. Diese Angebote sollen den Austausch zwischen den Generationen ermöglichen und so gemäss RPB «ein wahres Lebenszentrum entstehen lassen». Um die optimale bauliche Umsetzung der «Strategie 2015+» aufzuzeigen, hatte das RPB einen Studienauftrag vergeben. Das Siegerprojekt «Small World – kleine Welt» der Graber Pulver Architekten AG, Zürich, wurde im November 2018 gekürt. Seither hat sich ­jedoch in planerischer und gesellschaftlicher Hinsicht einiges verändert. Obwohl die Menschen tendenziell länger gesund bleiben, steigt die Pflege der über 80-Jährigen an – und trotzdem ist der Belegungsgrad der Langzeitbetten in Schweizer Pflegeheimen rückläufig.

Der Park des Regionalen Pflegezentrums Baden heute. (Bild: pg)

Kein Schattendiagramm erstellt
Das damals mit 140 Millionen Franken bezifferte Projekt mit 314 Pflegezimmern und 80 Alterswohnungen musste deshalb überarbeitet und angepasst werden. Die drei Wohnblöcke mit Alterswohnungen an der Schönaustrasse wurden gegenüber der Baueingabe von 2020 um je ein Stockwerk reduziert. Gleichzeitig entstehen im Gebäude Palace, dem alten Stadt­spital, ebenfalls Alterswohnungen. Damit konnte die Anzahl der geplanten Wohnungen beibehalten werden.

Konfrontiert sahen sich die Verantwortlichen aber auch mit Einsprachen der Anwohnenden an der Scharten- und Schönaustrasse, welche die Baubewilligung verzögerten. Ein Schattendiagramm, welches die Reduktion des Sonnenscheineinfalls aufgezeigt hätte, wurde, zum Missfallen der Anwohnenden, jedoch nicht erstellt.

Immerhin: Nach Anhörung der Nachbarschaft wurde das Projekt im Bereich der Schönaustrasse überarbeitet. Der Strassenabstand wurde vergrössert. Der Zufahrt zur Tiefgarage sowie dem Arealzugang für Fussgänger fallen 12 der aktuell 46 Parkplätze sowie einzelne Bäume entlang der Schönaustrasse zum Opfer.

Der Park auf dem 34 700 Quadrat­meter grossen Areal hatte immer eine zentrale Bedeutung. Im Januar 2021 forderten Fritz Bosshardt (team) und Mitunterzeichnende den Badener Stadtrat in einem dringlichen Postulat auf, die Maximierung der Grünfläche auf dem RPB-Areal zu prüfen. Bereits in der Beantwortung im Juli 2020 vertrat der Stadtrat die Meinung, dass die RPB AG als 100-prozentige Tochter der Stadt im Umgang mit dem Grünraum eine Vorbildfunktion ausüben muss.

Dass der Umfang des Raumprogramms aus städtebaulicher Sicht an die Grenzen stösst, wurde bereits im Jurybericht festgehalten. Vermerkt wurde auch, dass das Verhältnis zwischen oberirdischer und unterirdischer Parkierung nochmals zu prüfen sei. Weiter wurde der sorgfältige Umgang mit dem Baumbestand, auch während der Bauphase, insbesondere im Bereich der Schartenstrasse als äusserst wichtig erachtet.

Erhalt von Grünflächen
Besorgte Einwohner äusserten den Wunsch, dass dem Erhalt von Grünflächen und Bäumen grösstmögliche Beachtung zukommen muss. Der Klimawandel, die zunehmende Versiegelung der Flächen sowie fehlende und schlecht vernetzte Grünflächen führen zu einer zunehmenden Hitzebelastung für die Bevölkerung in den Städten. Die Folge davon sind Temperaturen, die einige Grad Celsius höher liegen gegenüber dem Umland. Dies kann Auswirkungen auf die Gesundheit von älteren und kranken Menschen haben. Die Anwohner hoffen deshalb, dass nicht nur die Bäume entlang der viel befahrenen Strassen erhalten bleiben.