Frischer Wind für vergangene Zeiten

Die Gesellschaft Pro Vindonissa beging ihr Jubiläum mit einem feierlichen Auftakt im Rathaussaal. Präsentiert wurde der neue Geländeführer.
Vorstand der Pro Vindonissa vor dem Vindonissa Museum, 1912. (Bild: zVg | Pro Vindonissa)

Am vergangenen Samstag feierte die Gesellschaft Pro Vindonissa (GPV) ihr 125-Jahr-Jubiläum. Zum Auftakt des Festtags kamen im Brugger Rathaussaal prominente Stimmen zu Wort. Nach der erfrischenden Begrüssung durch Co-Vereinspräsident Dave Roth, der zahlreiche Mitglieder und Ehrengäste willkommen hiess und den Zweck der Gesellschaft, nämlich die Erforschung, Vermittlung und Vernetzung von Vindonissa zu fördern, in Erinnerung rief, übernahm Georg Matter das Renderpult. Der ehemalige Kantonsarchäologe und heutige Leiter der Abteilung Kultur im Departement Bildung, Kultur und Sport sorgte gleich zu Beginn für einen Lacher – indem er sich über die am Rednerpult montierte Fahrradklingel wunderte.

Lobte das Wirken der Gesellschaft Pro Vindonissa: Georg Matter. (Bild: aru)

Forschung und Vernetzung
Matter, der einst selbst im Vorstand der Gesellschaft Pro Vindonissa tätig war, bettete deren Gründung und Geschichte in den historischen Kontext ein. Er betonte, dass Organisationen wie die GPV wesentlich dazu beitrugen, dass das Geschichtsbewusstsein in der breiten Bevölkerung ankam. Zudem habe die GPV gerade in den 70er- und 80er- Jahren wichtige Aufgaben übernommen, indem sie archäologische und historische Forschungsarbeiten publizierte und als Schnittstelle zu Geschichts- und Kantonsarchiven fungierte, so Georg Matter.

Angekommen in der Gegenwart, wand der Abteilungsleiter Kultur der Gesellschaft Pro Vindonissa ein Kränzchen: Sie habe – im Gegensatz zu anderen Vereinen – weder mit grossem Mitgliederschwund noch mit überaltertem Vorstand zu kämpfen. Dies sei als Zeichen zu werten, dass sich die GPV immer auch als Vernetzerin engagiert habe. So sei sie nicht nur als Förderin von fachlich ausgezeichneter Arbeit in Erscheinung getreten, sondern überzeuge durch eine gute Verankerung in der archäologischen Fachwelt und in der Gesellschaft – vor Ort. In einer Zeit, in der die Besinnung auf die eigene Herkunft, den lokalen Bezug und die kulturellen Wurzeln wieder stärker werde, sei die Gesellschaft Pro Vindonissa ein wichtiger Player. «Es braucht Visionen und Ziele», so Georg Matter. «Wichtig ist nicht nur die Orientierung an der Vergangenheit, sondern auch die Ausrichtung auf die Zukunft.»

Danach führte Vorstandsmitglied Hannes Flück in der Gestalt von Gründervater Samuel Heuberger höchstpersönlich durch die Geschichte der GPV, zu deren Höhepunkten etwa der Bau des Vindonissa Museums 1912 zählte.

Visuelle Überlagerung von Geschichte und Gegenwart
Zum Jubiläum beschenkten Co-Präsidentin Sabine Deschler-Erb und Co-Präsident Dave Roth im Namen der GPV die Öffentlichkeit mit einem Geländeführer. Unter der Autorenschaft von Jürgen Trumm, Matthias Flück und Peter-Andrew Schwarz versammelt er einen Rückblick auf die Erforschung und vier Blicke auf die antike Geschichte sowie je zwanzig Blickpunkte innerhalb und ausserhalb des Legionslagers Vindonissa, darunter etwa das Südtor oder die Abfallhalde. Die Blickpunkte führen die Leserschaft im sehr schön gestalteten Buch zu vierzig Orten. Dabei wird jedes historische Foto der Ausgrabungen einem Foto der heutigen Situation, einer Visualisierung der rekonstruierten römischen Bebauung und einem kurzen erläuternden Text gegenübergestellt. So ergibt sich eine interessante visuelle Zeitreise, die den neusten Forschungsstand mit dem antiken Vindonissa verbindet.

Die Überlagerung der Fotografie der heutigen Situation mit der historischen Rekonstruktion führt zu interessanten und anregenden Einblicken: Wie anders hat die Welt damals ausgesehen? Und wie hat man zu jener Zeit wohl gelebt? Die unkonventionelle Art der Darstellung weckt die Neugierde der Leser, sich auf eine historische Entdeckungsreise zu begeben, die sich ganz und gar gegenwärtig anfühlt. Was im Erscheinungsbild dieses Geländeführers anklingt, zeigt sich auch im aktuellen Wirken der Gesellschaft Pro Vindonissa: ein frischer Esprit, der vergangene Welten zum Leben erweckt.