«Vielen Dank, liebe Migros!»

Wer hats erfunden? Ein Zwist mit der «Migros» um biologisch abbaubare Holzkapseln hat Ole Bull über Nacht zu nationaler Bekanntheit verholfen.
Bereit für die Eröffnung: Ole Bull in seinem Geschäft an der Aarauerstrasse. (Bild: is)

«Wir öffnen bald», steht an der Fassade des Gewerbegebäudes an der Aarauerstrasse 73. Die Küchenzeile ist montiert, die Arbeitsplatte geölt. Am Eingang wartet eine grosse Kiste mit Kaffeebohnen darauf, ausgepackt zu werden. «Die rösten wir in der Schweiz und schicken sie dann zum Verkapseln nach Duisburg», erklärt Ole Bull (46), der Gründer und Inhaber von «Bulls Coffee GmbH». Noch ist einiges zu tun bis zur Eröffnung seines neuen Stores. Am Sonntag ist es so weit: «Ich bin ab 11 Uhr hier», sagt der gebürtige Kölner, der mit Frau und Tochter in Schinznach-Bad lebt. Gegen Abend soll TV-Moderator Marco Fritsche (46, «Bauer, ledig, sucht …») dazustossen, der Ende 2021 als Markenbotschafter und Teilhaber bei Bulls Coffee eingestiegen ist. «Er war von der Idee unserer biologisch abbaubaren Holz-Kaffeekapseln so begeistert, dass er bei uns investiert, um seine Altersvorsorge zu sichern», freut sich Bull.  

Radioshow und TV-Sendung
Am Montagnachmittag waren die beiden zu Gast bei der Morning-Show von Radio 24 – die Sendung wird am kommenden Dienstag ausgestrahlt. Am selben Abend wird Ole Bull dann auch im Fernsehen zu sehen sein: Er buhlt bei der «Höhle der Löwen» auf 3plus um die Gunst der Investoren. Die Sendung wurde bereits im März aufgezeichnet. Ob es ihm wie dem zweiten Brugger Start-up MyFeld AG (siehe Box) gelungen ist, die prominenten Juroren bei Bulls Coffee für eine Beteiligung zu gewinnen? «Das darf ich noch nicht verraten. Es spielt aber auch keine Rolle», sagt Bull: «Das wäre höchstens ein Brandbeschleuniger.»

Denn sein Ziel, nationale Bekanntheit zu erlangen, hat der innovative Geschäftsmann schon viel früher erreicht – und zwar dank einem Zwist mit dem Grossverteiler Migros. Dieser hatte Mitte September mit «CoffeeB» das angeblich weltweit erste, vollkommen kompostierbare Kaffeesystem ohne Kapseln auf den Markt gebracht. Kurz darauf erklärten Bull und Fritsche auf dem Nachrichtenportal watson.ch: «Die Migros-Idee hatten wir zuerst» – und damit erreichte Bulls Coffee quasi über Nacht landesweite Bekanntheit. Seit November 2021 sind seine Holzkapseln in der Schweiz auf dem Markt.

David gegen Goliath
Auch auf den Social-Media-Plattformen wehrte sich «David» Bull gegen «Goliath» Migros: «Wir kommentierten jeden Post zu CoffeeB mit einem Hinweis auf unsere Holzkapseln – doch diese Einträge verschwanden immer schnell wieder», wundert sich Bull. Bessere PR hätte sich das Start-up aus Brugg nicht wünschen können: «Schon am ersten Tag hatte die Watson-Story weit über 100 000 Views», freut sich Bull. So hat er sein Ziel, national sichtbar zu werden, ohne teure Marketingstrategie erreicht: «Vielen Dank, liebe Migros! Wir wollten den Menschen zeigen, dass es eine nachhaltige Alternative zu Nespresso gibt, und das ist gelungen.»

Der Watson-Artikel hat den Umsatz von Bulls Coffee kräftig angekurbelt. Mittlerweile wurde eine halbe Million Holzkapseln in der Schweiz ausgeliefert. Seit dem Sommer ist Bulls Coffee zudem in 880 Filialen von deutschen Frischemärkten im Verkauf. Doch auch in der Region ist Bulls Coffee gern präsent, unter anderem in der Weihnachtswelt am Schinznacher Christkindmarkt bei «Zulauf», der ab 28. Oktober stattfindet.

Höhle der Löwen, 3+
Dienstag, 25. Oktober, 20.15 Uhr

bulls-coffee.com