Zwei Mäuse huschen durch den halbdunklen Saal. Fröhlich hüpfen die Konturen ihrer runden Ohren auf und ab, und eines der Mädchen flüstert vernehmlich: «Wir sind erst im zweiten Akt dran!» Schon geht das Bühnenlicht an, und für die Schauspielerinnen und Schauspieler des Kinder- und Jugendtheaters Turgi beginnt die Durchlaufprobe. Das Märchen «Die verzauberten Brüder» erschien 1953 und stammt vom russischen Theaterautor Jewgeni Schwarz. «Bei der Auswahl gefiel den Kindern und Jugendlichen das Stück aufgrund der Botschaft, die es vermittelt. Dass Mut und Ausdauer, Zusammenhalt und Freundschaft siegen», so Co-Regisseurin Katrin Janser.
Seit Mai dieses Jahres studieren die Darsteller und Darstellerinnen das Märchenspiel im Wochenrhythmus ein und führten es bereits am zehntägigen internationalen Kindertheaterfest des KTJ im Juli auf.
Kostüme vom Schauspielhaus
Das auf Mundart adaptierte Bühnenstück erzählt in drei Akten die Geschichte einer Mutter, die seit Jahren ihre beiden Söhne sucht. Die Hexe Wicca hat die Jungen verzaubert. Um sie zu befreien, muss die mutige Mutter schwierige Aufgaben lösen, die sie allein nicht bewältigen kann. Zum Glück kann sie auf die Hilfe ihrer Freunde im Wald zählen, denn der grosse Bär, der vorwitzige Kater, der treue Hund und die flinken Mäuse lassen sie nicht im Stich.
An der Probe in der Mehrzweckhalle zeigt die junge Bühnencrew ihr beeindruckendes Können und ihre auffallende Spielfreude. Die prächtigen Kostüme hat das Schauspielhaus Zürich zur Verfügung gestellt. Auch das fabelhafte Bühnenbild mit den raffinierten Elementen und andere aufwendige Requisiten erzeugen eine märchenhafte Atmosphäre und begleiten die lebendige Erzählung gekonnt. In der Dramaturgie und der Regie sind mit Theaterpädagogin Katrin Janser und der theatererfahrenen Rebekka Renggli zwei Profis am Werk.
Auf hohem Niveau
Sie werden von ihren Schwestern Judith Janser, einer Maskenbildnerin, und von Jenny Zurkinden, die sich um die Administration kümmert, unterstützt. Seit 21 Jahren leiten sie neben ihren jeweiligen beruflichen Tätigkeiten insgesamt drei Theatergruppen, die in verschiedenen Kombinationen jedes Jahr eine Produktion auf die Bühne bringen. Das ganze Jahr über werden Sprech- und Atemtechnik, Improvisation, Mimik, mentale Übungen und verschiedene Theaterformen trainiert. Von dieser profunden Vorbereitung profitiert die darstellerische Ausdruckskraft der jungen Schauspielerinnen und Schauspieler. «Sie lernen auch, sich selbst zu retten, wenn sie mal im Text hängenbleiben», erklärt Katrin Janser.
Die vier Schwestern haben von Kindesbeinen an Theaterluft geschnuppert und standen selbst schon in jungen Jahren auf der Bühne. In Erinnerung an die eigene Kindheit voller beglückender Theatererlebnisse ermöglicht das Schwesterquartett dies nun auch einer nächsten Generation von theaterbegeisterten Kindern.
Ein Kreis schliesst sich
Indem die Wahl für die diesjährige Produktion auf ein Märchen gefallen ist, schliesst sich für Regisseurin Katrin Janser ein Kreis auf persönlicher Ebene. Denn als Kind hatte sie das Stück schon einmal in der Inszenierung von Jörg Schneider am Schauspielhaus Zürich gesehen, wo ihr Vater als Beleuchter arbeitete. Heute sitzt sie für ebendieses Stück am Regiepult. «Es ist ein grossartiges Märchen, abenteuerlich, geheimnisvoll und lustig, für Kinder ab Kindergartenalter und ebenso für Erwachsene», sagt Janser.
Die Premiere naht, das Lampenfieber steigt. «Ich habe immer Lampenfieber für jedes Kind und jeden Jugendlichen oben auf der Bühne, viel mehr, als wenn ich selbst spiele», gibt Theaterleiterin Rebekka Renggli zu. In der Hauptprobe hatten die beiden Mäuse gerade ihren Einsatz in einer Szene mit dem dandyhaften Kater. Der wird dem Publikum dann auch erklären, was es mit den 300 Geschichten auf sich hat, die er erzählt.
12., 13., 19., 20. November und
3., 4. Dezember, jeweils um 16 Uhr
Mehrzweckhalle Gut, Turgi
Reservationen unter 076 442 70 34
kjt-turgi.ch