Schicht für Schicht Freude bereiten

«Das Kerzenziehen ist für den Quartierverein Limmat rechts der grösste Anlass des Jahres und fast so etwas wie unsere eigene kleine Badenfahrt», sagt Vorstandsmitglied Susanne Schild. Während der vier Tage ist der Verein auf zahlreiche freiwillige Helferinnen und Helfer angewiesen. Das Paraffinwachs, aus dem die Leucht­gebilde hergestellt werden, geht sackweise in den Saal des Regionalen Pflegezentrums Baden. Dazu kommen die Töpfe, in denen es aufgewärmt wird. «Jedes Jahr besuchen uns tagsüber zahlreiche Schulklassen, gegen Abend dann die ganze Bevölkerung. Es ist immer ein buntes Gemisch», freut sich Regula Krüger, die die Hauptverantwortung für das Kerzenziehen trägt.

Lange Tradition
Kerzenziehen hat eine lange Tradition und findet in der Vorweihnachtszeit an verschiedenen Orten statt. Krüger erinnert sich an die Gründer Jolanda und Christoph Heinz, die damit in den 1980er-Jahren ganz privat und im kleinen Rahmen anfingen. «Die beiden waren in Baden sehr engagiert. Ihr Anlass vergrösserte sich von Jahr zu Jahr und entwickelte sich zum Renner. Anfang 2000 fanden sie schliesslich im Regionalen Pflegezentrum Baden einen idealen Platz für ihre Initiative.» Heinz engagierte sich als Arzt für ein Lepra-Spital in Indien und operierte dort schwer erkrankte Patienten. Der Erlös aus dem Kerzenziehen wurde immer dafür gespendet. «Diesen Ansatz verfolgen wir weiter. Nach Abzug der Materialkosten kommt jeder Franken aus dem Gewinn wohltätigen Zwecken zugute.» Dieses Jahr werden die 2000 bis 4500 Franken, die aus dem Kerzenziehen regelmässig zusammenkommen, an zwei Institutionen gespendet. Einerseits an die in Zürich domizilierte Stiftung «Kinderhospiz Schweiz», die Kindern mit lebenslimitierenden Erkrankungen und ihren Eltern ein Domizil mit professioneller Betreuung bietet, und andererseits an die Stiftung Pro Diamantina, ein Hilfswerk für benachteiligte Jugendliche in der brasilianischen Stadt Diamantina, die Mädchen und Buben aus bitter­armen Verhältnissen den Schulbesuch ermöglicht. Gründer der Initiative ist das Badener Ehepaar Bislin. Sohn Urs Felix Bislin hat die Nachfolge seiner Eltern übernommen und garantiert für Kontinuität. «Wir bevorzugen kleine Benefiz-Organisationen, bei denen wir genau wissen, wo das Geld hineinfliesst», bekundet Schild.

Phantasie ohne Grenzen
Gutes tun und dabei selber Freude haben, ist das Credo des Kerzenziehens im Regionalen Pflegezentrum Baden. Im Gegensatz zu anderen Anlässen dieser Art bieten die Veranstalterinnen nicht Bienen-, sondern farbiges Paraffinwachs in rund zehn verschiedenen Nuancen an. Und damit sind der Phantasie keine Grenzen mehr gesetzt. «Man bekommt einen Docht, taucht in eine Farbe ein und kühlt ihn im kalten Wasser ab. Dann kommt die nächste Farbschicht drüber. Dieser Prozess kann x-Mal wiederholt werden», erklärt Ellen Brunner, die bei der Betreuung mitmacht.

Die grosse Überraschung ergibt sich dann am Schluss, wenn der Stumpf der Kerze abgeschnitten wird und die vielen Farbringe ersichtlich werden. Diese können scheibchenweise als Dekoration verwendet werden. Noch nie gab es bei dem mittlerweile über Jahrzehnte stattfindenden Anlass eine Kerze, die gleich wie eine andere aussah.

Geduld ist gefragt
«Für ein schmales Gebilde braucht es etwa dreissig Minuten. Je dicker es wird, desto mehr Geduld muss man aufbringen», erzählt Krüger. Dafür haben alle Teilnehmenden danach etwas Selbstgemachtes und Einzigartiges in der Hand. Für sich selber oder als Weihnachtsgeschenk für Familie und Freunde. «Selbst Jugendliche, die früher als Kind mit den Eltern zu uns kamen, sind jedes Jahr wieder bei uns zu sehen. Einfach, weil ihnen das Kerzenziehen immer noch Spass macht», freut sich Schild.

Wo und ob der Traditionsevent 2023 stattfindet, ist allerdings noch offen. Kommendes Jahr sollen die Neu- und Umbauten des Regionalen Pflegezentrums Baden starten. Einen Ort für die Übergangszeit haben die Frauen bis jetzt noch nicht gesucht.

17. und 18. November, 9 bis 20 Uhr
19. November, 10 bis 20 Uhr
20. November, 10 bis 18 Uhr
Regionales Pflegezentrum Baden