Hinter Andreas Zillig, Hilde Seibert, Willy Deck, Bernhard Hollinger und Martin Nigg liegen anstrengende Monate. Die Unsicherheiten, Querelen und Rechtsverfahren rund um den ehemaligen Pater Adam Serafin und den ehemaligen Kirchenpflegepräsidenten Daniel Ric haben bei den Kirchenpflegemitgliedern der römisch-katholischen Kirche Gebenstorf-Turgi Spuren hinterlassen. «Nun braucht die Kirchgemeinde Orientierung, Klarheit, Sicherheit und Stabilität», sagt Seibert. «Wir wollen die nötigen Strukturen schaffen, damit die Pastorale wirken kann», ergänzt Willi Deck.
Transparenz und Neuwahlen
Zu ihren heftigsten Zeiten hatten die Kirchenpfleger und die Kirchenpflegerin mit Vize-Präsident Andreas Züllig an ihrer Front, zwanzig bis dreissig Mails pro Tag zu bewältigen, Unklarheiten nachzugehen und juristische Abklärungen in die Wege zu leiten. Trotz allem haben sie sich gegenseitig darin bestärkt, nicht aufzugeben. «Wir haben uns den Gemeindegliedern gegenüber verantwortlich gefühlt, diesen vierjährigen Kampf abzuschliessen», sagt Hilde Seibert. «Auch wenn die Anstrengung der vergangenen Monate nicht spurlos an uns vorübergegangen sind: Wir haben viel erreicht», unterstreicht Willy Deck. Nun gelte es, alle Kraft in den Neuaufbau zu stecken. «Wir setzen uns ein für eine Kirche für die Menschen und mit den Menschen», betont Bernhard Hollinger. «Es gilt nun, Ruhe in die Kirchgemeinde zu bringen», fügt Martin Nigg an.
Trotz allem gebe es im ganzen Chaos, das sich im Jahresbericht 2022 zur Kirchgemeindeversammlung nachlesen lässt, auch stabile Pfeiler, betonen die vier Mitglieder der Kirchenpflege und nennen beispielsweise die Jubla, die Erwachsenenbildung, die Sakristane und das Sekretariat. «Dass die Mitarbeitenden durchgehalten haben, ist toll!», findet Willy Deck. Auch die Buchhaltung sei zuverlässig geführt worden. Trotz allem empfiehlt die Kirchenpflege an der kommenden Versammlung, die Rechnung 2021 abzulehnen. Sie seien alle Posten sorgfältig durchgegangen und hätten die entsprechenden Informationen für die Gemeindeglieder zusammengetragen, sagt Hilde Seibert. Auch das Budget 2023 wird mit zahlreichen Erläuterungen vorgelegt. «Es braucht jetzt Transparenz», sind sich die vier einig.
An der Kirchgemeindeversammlung vom 22. November werden die Mitglieder der Finanzkommission gewählt, die Wahl der Mitglieder der Kirchenpflege inklusive Präsidium und Synodalvertretern stehen bei der Urnenwahl vom 27. November an. Insgesamt acht Kandidatinnen und Kandidaten stehen für die sieben Plätze zur Verfügung. Zwei davon sind Mitglieder der Initiativgruppe, die sich während der schwierigen Jahre als Widerstandsbewegung formiert hatte. Beat Bühlmann ist Betriebsökonom und arbeitet als Leiter Finanzen und HR in der Elektrowerkzeugbranche. Er wohnt mit seiner Familie in Turgi. «Wir waren vorher eine lebhafte Kirchgemeinde», sagt er. Dies gelte es, wieder anzustreben. Auch Stefan Müller war in der Initiativgruppe aktiv. Der Elektroingenieur arbeitet als Gruppenleiter in einem Forschungsinstitut. Er wohnt mit seiner Familie in Vogelsang. Auch er will sich engagieren, «weil ich erlebt habe, wie es vorher war». Er wolle wieder aufbauen, was in den letzten Jahren kaputt gegangen sei. «Ich hoffe, dass wir bald wieder nur mit schönen Meldungen von uns reden machen können», erklärt er.
Nicht der Initiativgruppe entstammt Emanuela Scherer. Sie hat sich freiwillig gemeldet. Die Allrounderin, die seit vielen Jahren in einer grossen Umzugsfirma arbeitet und von der Anfrage bis hin zum Abrechnen von Geschäftsumzügen für alle Details zuständig ist, lebt in Turgi. «Diese ganze Geschichte hat mich einfach erschüttert», sagt sie. «Deshalb will ich mich am Wiederaufbau beteiligen.»
Zuversicht kommt auf
Weiterhin auf eine hoffnungsvolle Zukunft hinwirken wollen auch Andreas Zillig, Hilde Seibert, Willy Deck, Bernhard Hollinger und Martin Nigg. «Im Augenblick sind wir daran, auf alle Seiten hin Frieden zu schliessen», erzählt Seibert. So habe man im Sinn der Ökumene das Gespräch mit der reformierten Seite gesucht, und man schaue, wie man die Zusammenarbeit mit der Gemeinde Birmenstorf wieder aufnehmen könne. «Das Wichtigste aber ist, dass die Menschen in unserer Kirche vor Ort wieder Heimat finden», sagt Willy Deck. Und Bernhard Hollinger ergänzt fast schon biblisch: «Wir haben gepflügt, die Saat kann nun fallen.»
Dienstag, 22. November, 20 Uhr
Altes Bauernhaus, Turgi
kathkirchegetu.ch