Grosser Einsatz für eine kleine Welt

Zwei Jahre haben die Mitglieder des Brugger Modelleisenbahn-Clubs in die Digitalisierung ihrer Anlage gesteckt. Nun ist alles fürs Publikum bereit.
Freuen sich, ihr Reich im Dachstock des Kornhauses in Brugg bald der Öffentlichkeit zu präsentieren: Zeno Biland, Ernst Berger, Präsident Dieter Leu, Willi Maurer, Thomas Peter und Robert Michel vom Brugger Modelleisenbahn-Club. (Bild: aru)

Wer das Reich des Brugger Modelleisenbahn-Clubs (BMC) im dritten Obergeschoss des Kornhauses in der Hofstatt betritt, wird von einer ungewohnten Geräuschkulisse empfangen: Es surrt, klackt, zischt und rattert im Takt. Ebenso emsig wie die Züge, die auf einem über 1000 Meter langen Schienennetz der Anlagen Spur 0 und 0m durch den Raum kurven, sind die Mitglieder des Vereins im Einsatz. Sie kommen aus ganz unterschiedlichen Berufen – darunter Feinmechaniker, Lokführer, Informatiker, Geigenbauer und Unternehmer – und haben zusammengefunden, um ihrer gemeinsamen Leidenschaft zu frönen: dem «Isebäähnle». Dass sich dahinter nebst allem Spielerischen auch ganz viel Arbeit verbirgt, wird schnell klar, wenn man den Erörterungen von Dieter Leu und Robert Michel zuhört.

Bremswege programmieren
Leu gehört zum harten Kern von zehn Mitgliedern, die sich zweimal die Woche im Kornhaus treffen, um an der Anlage weiterzubauen. In den letzten Monaten stand vor allem ein Projekt im Vordergrund: die Digitalisierung. Möglich wurde sie durch den Sponsorenpreis IBBooster, den der BMC im Januar 2021 erhielt. «Nun fahren die Züge viel gleichmässiger», erklärt der Vereinspräsident. Die Geschwindigkeit lasse sich exakt programmieren, und auch die Bremswege liessen sich getreu den grossen Vorbildern der SBB abbilden. «Nun können die Züge auch in der Mitte des Perrons anhalten», freut sich Dieter Leu.

Die Digitalisierung hat zu einer grossen Umstrukturierung geführt. Wo früher manuelle Steuerungen ihren Platz hatten, steht heute ein leistungsfähiger Computer mit drei Bildschirmen. Unter der Anlage haben die Clubmitglieder auf Rollkörpern die verschiedenen Racks deponiert. «So müssen wir nicht immer unter die Tische kriechen», schmunzelt Leu. Dem Brugger Modelleisenbahn-Club gehören aktuell rund hundert Mitglieder an. Gegründet wurde er 1975 in Baden, 1978 zog man ins neue Domizil ins Brugger Kornhaus. Vor drei Jahren hat sich der Verein, der schweizweit eine der grössten Spur-0-Anlagen betreibt, neu organisiert. «Wir haben im Vorstand Ressorts eingerichtet und einen Baukoordinator ernannt», erklärt der Präsident. Bei den regelmässigen Bausitzungen gehe man zusammen durch die Anlage, jeder bringe seinen Ideen ein, und dann beschliesse man, was umgesetzt werde. «Die Projektgruppen geniessen volle Freiheit», so Leu. «Das funktioniert perfekt.»

Sogar das Rote Haus «en miniature» ist Teil der Modellbahnanlage. (Bild: aru)

Stadtmuseum und Rotes Haus
Dass man beim BMC kreative Ideen umsetzen kann, illustriert der Präsident an einem Beispiel. Auf einem der Güterwagen fährt ein künstliches Hüftgelenk durch die Landschaft. «Das ist auf meinem Mist gewachsen», schmunzelt der ehemalige Notfallchirurg, der vor fünf Jahren pensioniert wurde. Schon während des Studiums sei die Modelleisenbahn sein Ausgleich gewesen. Auch Robert Michel wurde bereits als Kind vom Modelleisenbahn-Virus gepackt. «Wir hatten einen Nachbarn, der Loks gebaut hat», erzählt das ehemalige Geschäftsleitungsmitglied der Unipress AG. Als Bub habe er oft am Gartenzaun gestanden und den fahrenden Zügen auf dem Nachbargrundstück zugeschaut. Die Begeisterung ist bis heute geblieben. Michel zeigt auf den Bereich der Anlage, auf dem 28 neu erstellte Gebäude aus der Brugger Altstadt stehen. Das Stadtmuseum und das rote Haus sehen «en miniature» noch viel schöner aus als im Original. Man kann sich kaum sattsehen an den vielen Details der Anlage. Sogar das Auto des Bestatters steht im Kleinformat neben dem Friedhof. «Wir bilden das ganze Leben ab», lacht der Zuständige für Kommunikation beim BMC – und schon saust ein nächster Zug vorbei – «der Swissexpress», strahlt Michel.

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