Auf dem Sofa und in den weichen Sesseln am kleinen Cheminéeofen haben es sich zwei Seniorinnen gemütlich gemacht. Angeregt plaudern sie miteinander. Sie lächeln, nicken sich zu, nehmen einen Schluck Tee und lassen ihren Blick durchs grosse Fenster in den Innenhof schweifen, wo die Lichter des Adventszaubers durch die Winterdämmerung schimmern. «Die Advents- und Weihnachtszeit ist in unserem Haus in ein vielseitiges Programm eingebettet», erzählt Simone Burger, Leiterin Verwaltung im Alters- und Pflegeheim Schenkenbergertal. Für die insgesamt sechzig Bewohnerinnen und Bewohner gibt es in der Winterzeit viele Anlässe, die auf das Fest der Liebe einstimmen.
Das Miteinander im Zentrum
Oberstes Leitprinzip im Pflegeheim, das Burger «Lebensraum Schenkenbergertal» nennt, ist das Miteinander. «Bei uns ist keiner allein», so die Leiterin. Zum Ausdruck komme das auch in vielen gemeinsamen Aktivitäten. So gibt es einen Marroni-Nachmittag, einen Raclette-Anlass mit den Angehörigen – und immer zu Beginn der Adventszeit wird der weihnachtliche Lichterzauber zum ersten Mal präsentiert, den der Verein Pro, ein enger Partner des Pflegeheims, sponsert. «Mein Auftrag ist es, die Kultur wieder aufzubauen», sagt Burger über ihre Tätigkeit.
Einerseits werde die Freiwilligenarbeit wieder aufgenommen, die während der Corona-Zeit zum Erliegen gekommen sei. «Wir wollen das Alters- und Pflegeheim Schenkenbergertal als Lebensraum gestalten und es wie eine Perle wieder zum Schimmern bringen», so die 57-Jährige. Dabei sei die Leitfrage, von der sie sich bei ihrer Arbeit führen lasse, diejenige nach den Wünschen und Bedürfnissen der jetzigen und künftigen Bewohnenden.
Simone Burger ist ursprünglich gelernte Pflegefachfrau HF. In Umiken aufgewachsen, wohnt die Mutter zweier erwachsener Söhne heute in Freienwil. Mitte August dieses Jahres übernahm sie die Leitung der Verwaltung im Schenkenbergertal, nachdem sie viele berufliche Erfahrungsjahre im Süssbach Pflegezentrum in Brugg gesammelt hatte. Dieses Jahr feiert Burger zum ersten Mal im Lebensraum Schenkenbergertal Weihnachten.
Eine Weihnachtsvision
«Ich habe eine Vision davon, wie ein Alters- und Pflegeheim ein Zuhause sein kann», erklärt Burger den Bedeutungsinhalt, den sie dem Haus schenken möchte. Gerade die Weihnachtszeit biete sich an, Zugehörigkeitsgefühl und Zusammensein zu leben. Die Vision, die Simone Burger von Weihnachten hat, wird daher auch in den Aktivitäten sichtbar. Natürlich sei der Samichlaus ins Haus gekommen, bestätigt sie fröhlich. Jeder habe ein Säckli bekommen, und der Samichlaus habe aus dem Goldenen Buch vorgelesen. «Wir möchten es einfach zusammen schön haben. Dieses Jahr feiern am 21. und am 22. Dezember alle Bewohnenden und die Angestellten am Mittag und Nachmittag miteinander, sodass an den anderen Weihnachtstagen genügend Zeit für die Familienbesuche und -feste bleibt», erklärt die innovative Frau. Es werde dann zwar etwas eng, wenn sich alle im grossen Saal einfinden. «Aber das macht nichts, ganz im Gegenteil», versichert Burger in ihrer herzlichen Art. Der Leiterin ist es ein echtes Anliegen, dass die Zwischenmenschlichkeit auf alle Arten zum Ausdruck gebracht wird.
«Fürs Weihnachtsfest dekorieren wir die Räume und die Tische ganz festlich, schmücken einen grossen Weihnachtsbaum, und es gibt ein besonderes Menü», zählt Simone Burger auf. Pfarrer Jan Karnitz komme vorbei und erzähle eine Geschichte, «und wir singen viele Lieder», erzählt sie. Dass alle Bewohnenden ein Geschenk erhalten, welches die Teammitglieder der Abteilungspflege individuell ausgesucht haben, gehört ebenfalls zum Fest dazu. «Die Geschenke werden natürlich an der Weihnachtsfeier überreicht», so Burger.
Für die Weihnachtsdekoration haben sich die Bastelgruppen der insgesamt zwei Pflegeabteilungen ins Zeug gelegt. Kunstvoll gefaltete, dreidimensionale Sterne in allen Grössen, Kerzen in kleinen Kränzen und winterliche Motive sind dort entstanden, und auf den Abteilungen wurden eifrig Guetzli gebacken. Am Abend des 13. Dezember kam eine Gruppe Jugendlicher von der katholischen Kirchgemeinde und brachte den Heimbewohnenden das Friedenslicht ins Haus. «Wie sich die Generationen verbinden und miteinander singen, das ist einfach so schön zu erleben», hält Burger fest.
Lieder sind starke Erinnerungen
Gerade das gemeinsame Singen sei ein ganz wichtiges Element in der Weihnachtszeit. «Unsere Bewohnerinnen und Bewohner brauchen für die Lieder kein Singbuch. Sie können sämtliche Lieder und alle Strophen auswendig», erzählt Simone Burger. Lieder und Gedichte überdauerten alles, es sei faszinierend, wie die Seniorinnen und Senioren voller Hingabe singen würden. «Da bleibt die Zeit stehen», freut sich die Leiterin. «Singen verbreitet eine ganz besondere Atmosphäre und holt jeden ab.» Im Schenkenbergertal erklingt immer viel Musik: «Jeden Mittwoch ist ein Konzert angesagt», so Simone Burger über die regelmässigen Musikanlässe, die vor allem im November und Dezember mit zusätzlichen Chorauftritten ergänzt werden. In den vergangenen Wochen kamen etwa der Chor Schenkenbergertal, das Schweizerörgeliquartett Schenkenbergertal oder die Musikgrundschule Schinznach zum Zug. Letztere veranstaltete ein Konzert, bei dem auch die Kinder aus dem Kindergarten den Seniorinnen und Senioren vorsangen. Am 25. Dezember wird dann die Musikgesellschaft Schinznach für Stimmung sorgen. «Das Pflegepersonal geniesst das ganzjährig erlebte Miteinander mit den Bewohnerinnen und Bewohnern und im Team besonders an den Festtagen, wenn das Zauberhafte und die Ruhe einkehren», weiss Burger, die ihre Teams in kurzer Zeit schon sehr gut kennengelernt hat. In der verzauberten Weihnachtszeit geschähe so manches Alltagswunder, erzählt sie. «Das zu erleben, das macht einfach Freude.»