Joël Eschmann (Jahrgang 1981) war vorgängig als Vikar in den Stadtberner Pfarreien St. Mauritius und St. Antonius tätig, Carsten Mumbauer (1988) als Seelsorger mit zusätzlichen Verantwortungsbereichen in der Berner Dreifaltigkeitspfarrei. Ihrem Wunsch wurde stattgegeben, als Zweierbesetzung die Führungspositionen im Pastoralraum Region Brugg-Windisch zu übernehmen, Eschmann als leitender Priester, Mumbauer als Gemeindeleiter der fünf Zentren. Rund hundert Tage nach Amtseinsetzung ist Zeit für einen ersten Rückblick.
Joël Eschmann, Carsten Mumbauer, Sie sind vom bisherigen Wirkungsort, der Bundeshauptstadt Bern, in die «Provinz» Brugg-Windisch umgezogen. Wie erlebten Sie diesen Wechsel?
Eschmann: Wir waren ja nicht in ganz Bern tätig, sondern in zum Teil auch kleineren Pfarreien. Die Umstellung war für mich diesbezüglich nicht sehr gross, hinsichtlich der Funktion aber schon. Als leitender Priester hat man natürlich eine grössere Verantwortung und mehr Arbeit. Für Langeweile hatte ich ohnehin keine Zeit, deshalb fiel mir der Abschied von Bern auch etwas leichter. Wir haben uns bereits sehr gut eingelebt.
Mumbauer: Ich unterstütze diese Beurteilung und füge gerne noch an: Wir sind hier überaus herzlich aufgenommen worden und spüren im Pastoralraum eine grosse Freude über unseren Zuzug. Dies erleichtert es uns enorm, Fuss zu fassen, heimisch zu werden, Kontakte zu knüpfen und viele Leute kennenzulernen. Natürlich wird dieses Kennenlernen noch einige Zeit beanspruchen.
Eschmann: Auch seitens der Kirchenpflege und der Pfarreiräte erfuhren wir eine freudige Aufnahme und Zusammenarbeit, die Gesprächskultur ist vorbildlich. Auch kritische Voten haben ihren Platz, nach den Diskussionen tragen alle die Entscheide mit. Toll ist sodann der Einsatz der Teams von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Wir staunen über das vorhandene reichhaltige, vielfältige Gemeindeleben, ja wir sind begeistert davon, was unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter realisieren.
Mumbauer: Es passiert enorm viel im Pastoralraum – die Kirche lebt. Traditionen werden gepflegt, es wird aber auch Neues geschaffen.
Wie bewährt sich das Konzept der Zweierbesetzung und der gemeinsamen Pastoralraumleitung?
Eschmann: Die Zweierbesetzung erweist sich als grosser Trumpf. Allein wäre der Aufwand nicht zu schaffen, zu zweit kommt man auch zu besseren Lösungen und kann mehr im Sinn von Gestaltung und Entwicklung leisten. Wir treffen uns jeden Mittwoch zu Besprechungen. Da wir uns schon in Bern gut kannten, wussten wir, dass wir als Team zusammenpassen, dass «die Chemie stimmt». Die gegenseitige Wertschätzung ist entscheidend, ebenso die Transparenz in unserer Arbeit.
Mumbauer: Die Zweierbesetzung ist ein grosser Glücksfall, man profitiert von vertieften Abklärungen, von Ideen, gegenseitigen Inputs. Man spürt ein Vorankommen, den Erfolg dieser Zusammenarbeit. Natürlich sind wir noch auf dem Weg, und wir sind überaus dankbar, wenn wir seitens der Pfarreiangehörigen Unterstützung erhalten, wenn möglichst viele das Pfarreileben mittragen, auch offen sind für allfällige Versuche und Veränderungen. Jede Mitarbeit ist für uns wertvoll, ja wir sind auf die Mithilfe angewiesen.
Zeichnet sich für 2023 schon ein grösserer Anlass ab?
Eschmann: Ein Höhepunkt wird sicher die Firmung an Pfingsten sein. Achtzig Jugendliche haben sich erfreulicherweise angemeldet, sodass wir je eine Firmung in Brugg und in Windisch durchführen werden.
Wo befindet sich im Moment das Hauptbüro des Pastoralraums – und wo wohnen Sie privat? Privat ist ja auch ein erfreulicher «Zuzug» zu vermelden.
Eschmann: Das Hauptbüro befindet sich vorderhand im Pfarreizentrum in Windisch. Carsten hat als Ansprechperson auch einen festen Arbeitsplatz in Schinznach. Wir sind aber regelmässig auch in den anderen Kirchenzentren anzutreffen. Wohnhaft bin ich in Brugg-Lauffohr.
Mumbauer: Ich fand mit meiner Frau Aline in Remigen eine Wohnung. Tatsächlich durften wir im Oktober ein grosses Geschenk empfangen: Unser erstes Kind, ein Mädchen, ist gesund zur Welt gekommen.
Eschmann: Wir fühlen uns auch darum in dieser Gegend sehr wohl, weil die Landschaft sehr abwechslungsreich und schön ist und die Region eine grosse geschichtliche Vergangenheit mit vielen Zeugen hat.
Wir stehen vor Weihnachten, dies in einer Zeit mit Kriegen und anderen Auseinandersetzungen, Ungewissheiten, Spannungen, mit Hungersnöten, Klimaproblemen, Energiekrisen. Können wir unbeschwert Weihnachten feiern?
Mumbauer: Die Geburt Jesu ist eigentlich ein unbegreifliches Wunder: Gott wird Mensch, und zwar als kleines hilfloses Baby. Und doch sehen wir in dem kleinen Kind in der Krippe die Hoffnung, dass er die Macht hat, alles zum Guten zu wenden.
Eschmann: Wir erleben derzeit tatsächlich viel Dunkelheit. Doch auch die christliche Geschichte blieb von unheilvollem Geschehen nicht verschont, nicht einmal nach der Geburt Jesu: Maria und Josef mussten flüchten, der Kindermord zu Bethlehem war grauenhaft. Und doch bedeutet Weihnachten auch heute: Gott kommt als Licht zu uns und gibt uns Hoffnung. Weihnachten ist auch für mich jedes Jahr ein unerhört schönes Fest.