«Meine Idee war es, in ungezwungener Atmosphäre mein Skisortiment zu präsentieren», erzählt Andreas Zulauf, der Ende 1970 in Schinznach-Dorf sein Sportgeschäft gegründet hatte. Mitte 70er-Jahre veranstaltete Zulauf daher in der Vorweihnachtszeit einen viertägigen Skiverkauf im «Stübli» des Restaurants Bären. «Im Sortiment hatte ich alle grossen Marken wie Atomic, Kästle, Kneissl oder Spalding. Auch etliche Schweizer Skimarken wie Authier, Rebell, Roth oder Streule waren sehr beliebt.» Die Skiaktion im «Bären-Stübli» lief erfolgreich. «Die Besucher erhielten einen gelben Bon und konnten diesen im Restaurant gegen einen Kafi einlösen», erinnern sich auch Ursula und Fritz Amsler, 38 Jahre lang (1980 bis 2018) Wirtepaar im «Bären».
1984 fand die erste «Schega» statt
Weil der Skiverkauf im Bären gut ankam beim Publikum, waren bald auch andere einheimische Gewerbetreibende interessiert an einer Teilnahme. Mit Radio TV Senn (Margrit Isenschmid), dem Teppich- und Vorhanggeschäft von Uschi und Wolfgang Bieske sowie dem Coiffeursalon von Max Zulauf entstand Ende der 70er-Jahre eine Art Schinznacher «Mini-Gewerbeschau» im «Bären». Diese Geschäfte präsentierten ihre Angebote im «Bären-Säli» im oberen Stock des Restaurants. Die Amslers gewährten gern Gastrecht
Unter Federführung und grosser Inititaive von Teppich- und Vorhangprofi Wolfgang Bieske entstand die Idee, im Tal einen Gewerbeverein zu gründen. «Man wusste ja gar nicht, was wir für spannende Gewerbetreibende und Unternehmen hatten und haben im Tal», berichtet Andreas Zulauf. 1983 fand die Gründungsversammlung des Gewerbevereins Schenkenbergertal statt. Als erster Präsident amtete Coiffeur Max Zulauf. Ein Jahre später, 1984, folgte bereits die erste offizielle «Schega». Diese Schenkenberger Gewerbeausstellung fand in der Aula und der Turnhalle des Oberstufen-Schulhauses statt. «Von Anfang an hatten wir einen grossen Erfolg – beim Publikum kam die Gewerbeschau sehr gut an», erzählt «Schega»-Pionier Andreas Zulauf. 1987 folgte bereits die zweite Ausgabe der «Schega». Seit 1991 findet die Gewerbeausstellung im Vier-Jahre-Rhytmus statt.
Was mit einem Skiverkauf im «Bären-Stübli» begann, hat sich zum Top-Event im Schenkenbergertal gemausert: «Die Gewerbeausstellung ist alle vier Jahre ganz klar ein gesellschaftlicher Höhepunkt im Tal. Ein Ort, wo man sich trifft – Sehen und Gesehenwerden gehören natürlich dazu», unterstreicht Daniel Streit, OK-Chef der «Schega23» nicht ohne Stolz.
Die Vorbereitungen für die kommende und elfte Gewerbeausstellung, die vom 1. bis zum 3. September 2023 im Gartencenter Zulauf stattfindet, sind angelaufen. Erwartet werden neunzig Aussteller aus der ganzen Region – auch Gewerbler aus angrenzenden Gemeinden wie Auenstein, Villnachern oder Wildegg machen bei der Schega traditionellerweise mit. Das OK der «Schega23» rechnet für die dreitägige Gewerbeschau mit mehr als 10 000 Besucherinnen und Besuchern.
Schenkenberger Loipe
Zurück zu den Ski: Andreas Zulauf spurte in den 70er-Jahren für seine Kundschaft mit einem Schneemobil im Winter sogar eine eigene Langlaufloipe. Diese war rund drei Kilometer lang und lag unterhalb der Gislifluh. In diese Zeit (1974) fiel auch die Gründung des Skiclubs Schenkenbergertal, in dessen Vorstand Andreas Zulauf ebenfalls längere Zeit aktiv war. «Es gab sogar Pläne, im Schenkenbergertal einen Skilift zu bauen.» Fritz Amsler alias «Bäre-Fritz», der seine Lehr- und Wanderjahre in Hotels in Klosters, Flims und Grindelwald absolvierte, erinnert sich noch gut: «Zuerst dachte ich ja: Wo wollen die auch Skifahren hier?» Aber der Club organisierte Carfahrten in die Berge – oft nach Hospenthal im Kanton Uri. «Jemand vom Skiclub rief vor der Rückfahrt im «Bären» an und kündigte an, wie viele «Schnipos» wir fürs Rangverlesen vorbereiten sollten.»
Zweimal an der Schega dabei
Andreas Zulauf war 1984 und 1987 als Aussteller an der Schega mit dabei. 1990 gab er sein Sportgeschäft schweren Herzens auf: «Damals lagen die Hypozinsen bei 9 Prozent und mehr», berichtet Andreas Zulauf, der gerade ein Haus mit Ladengeschäft gebaut hatte. Zudem verschlechterte sich das Umfeld: Die grossen Warenhäuser begannen ebenfalls, Ski zu verkaufen, und in den Skiorten wurden immer häufiger Mietski angeboten.» Schega-Pionier Andreas Zulauf war später im Vertrieb für den französischen Spirituosenkonzern Pernod-Ricard tätig. «In meinem besten Jahr verkaufte ich mit meinem Team in der Schweiz mehr als eine Million Flaschen vom Litchi-Schaumwein ‹Café de Paris›.» Dafür lud ihn der Produzent an die Filmfestspiele nach Cannes ein. «Ich musste mir extra einen Frack zulegen.» Damit dürfte Schega-Pionier Andreas Zulauf bis heute der Erste und Einzige aus dem Schenkenbergertal sein, der an den Filmfestspielen in Cannes über den roten Teppich lief.
Am Stammtisch des «Bären», heute mit Umsicht von Silvia und Markus Spicher geführt, schwelgen Andreas Zulauf und das ehemalige Wirtepaar Ursula und Fritz Amsler in alten Erinnerungen. «Eigentlich verrückt, was aus einem Skiverkauf im ‹Bären-Stübli› alles entstand.» Ein paar der alten Latten hat Zulauf als Erinnerung aufbewahrt: «Die Authier-Ski waren meine Favoriten.»