Die Informationsveranstaltung war erfreulich gut besucht. Offensichtlich bewegt das Thema die Gemüter der Menschen, was sich nicht nur im grossen Aufmarsch, sondern auch in der animierten, zum Teil emotional geführten Diskussion zeigte. Seitens des Gemeinderats informierten Peter Zimmermann als Gemeindeammann sowie sein Vize Stephan Burkart, dem das Ressort Bildung zugewiesen ist. In schulischen Sachfragen wurden sie unterstützt von Ulrich Salm, Gemeindeammann von Veltheim und Vorstandspräsident des Kreisschulverbands Schenkenbergertal.
Klare Ausgangslage
Die knappen Schülerzahlen an der Bezirksschule geben schon längst Anlass zur Sorge. Immer wieder wurde die Frage aufgeworfen, ob und wie lange sich die Bez in Schinznach-Dorf noch halten kann. Aktuell wurde die Thematik durch die Annäherung von Villnachern an Brugg mit der Aussicht auf eine Fusion der beiden Gemeinden. Dann würden die Villnacherer Jugendlichen in Brugg die Bezirksschule besuchen statt wie bisher in Schinznach, und das würde für die Bez Schinznach definitiv das Aus bedeuten.
Der Gemeinderat Schinznach muss nun frühzeitig über den zukünftigen Standort der Bezirksschule befinden. Zur Diskussion stehen die Standorte Brugg und Möriken-Wildegg («Chestenberg»). Beide Standorte planen bereits den Bau von neuem Schulraum, wobei die Planung in Möriken-Wildegg deutlich weiter fortgeschritten ist.
Stand der Abklärungen
Um Planungssicherheit zu erhalten, musste der Entscheid über den künftigen Standort schon bis Ende Januar gefasst sein. Eine Arbeitsgruppe mit zehn Personen (siehe Kasten) suchte deshalb nach einer nachvollziehbaren Entscheidungsbasis. Fünf Bewertungskriterien – Schulweg, politische Mitbestimmung, Tal-Region, Betreuung, Schulgeld – und deren Gewichtung ergaben eine deutlich vorteilhaftere Beurteilung des Standorts «Chestenberg». Die Arbeitsgruppe sah den Pluspunkt für «Chestenberg» vor allem in der Mitbestimmung, im Umstand, dass alle Gemeinden des Schenkenbergertals den gleichen Standort besuchen sowie im tieferen Schulgeld (6100 Franken respektive 6504 Franken pro Schülerin und Schüler).
Stephan Burkart wies darauf hin, dass bei allem Bemühen um Objektivität auch individuelle Schwerpunkte in der Beurteilung eine Rolle spielten. Ausserdem wurden gewisse Kriterien bewusst weggelassen, etwa die gegenwärtige Qualität der Schule oder der unterschiedliche Planungsstand für zukünftigen Schulraum.
Zusammenfassend hielt Peter Zimmermann fest: «Der Gemeinderat spricht sich für den Standort Chestenberg in der Gemeinde Möriken-Wildegg aus.» Es stehen nun weiterführende Gespräche mit den Schulstandorten an. Sobald die Detailfragen geklärt sind, entscheidet dann die Gemeindeversammlung über die juristische Form der Zusammenarbeit wie Gemeindevertrag, Verband und anderes.
Fragen, Einwände, Kritik
Im Anschluss an die gemeinderätlichen Informationen entwickelte sich eine überaus angeregte Diskussion. Zahlreiche Fragen wurden aufgeworfen, zum Beispiel: Was ist, wenn Villn-achern nun doch nicht mit Brugg fusioniert? – Antwort: Die Aufgabe des Bez-Standorts Schinznach ist beschlossene Sache. – Ist es denkbar, dass die Bezirksschule zu einem späteren Zeitpunkt wieder zurückgeholt werden kann? – Nein; im Rahmen der Liegenschaftsstrategie wird das Schulhaus wohl einem anderen Verwendungszweck zugeführt. – Kann der Standort Schinznach nicht erhalten werden, auch wenn die Schülerzahl knapp unter dem Grenzwert liegt? – Nein, auch die Form eines Aussenstandorts ist nicht möglich. Ulrich Salm hielt mit drastischen Worten fest: «Die Opposition gegen die vom Regierungsrat und vom Aargauer Stimmvolk getroffenen Entscheidungen sind Don Quichotte!», also völlig nutzlos. – Und wenn es mit der Baubewilligung für neuen Schulraum in Möriken länger dauert als angenom-men? – Der Regierungsrat kann unter diesen Umständen eine längere Betriebsdauer in Schinznach von höchstens zwei Jahren bewilligen. – Ab wann ist mit dem «Umzug» in einen neuen Bez-Standort zu rechnen? – Möriken-Wildegg dürfte 2026/27 bereitstehen; Brugg vermutlich 2029/30.
Hinter allen Wortmeldungen war die Sorge spürbar, dass mit der Schliessung der Bez Schinznach ein erheblicher Verlust der Standortattraktivität einhergeht. Burkart und Zimmermann teilen diese Sorge. Sie wiesen auf die gescheiterte Grossfusion der Schenkenberger Gemeinden hin, die andere Möglichkeiten eröffnet hätte. Trotzdem mahnte Zimmermann: «Wir müssen nicht in die Vergangenheit, sondern in die Zukunft schauen. Und wir wollen nicht vergessen, dass Schinznach und das Schenkenbergertal nach wie vor gute Schulen und überhaupt eine hohe Standortqualität aufweisen!»