Das Konterfei von Marco Leber ist derzeit auf FDP-Wahlplakaten, Flyern, Stellern und in Zeitungen zu sehen. Auch auf weiteren Kanälen, wie in einem Video auf seiner Homepage, betreibt der Kandidat Wahlkampf. Im Kurzfilm tritt Marco Leber mit Anita Bruderer, FDP-Co-Präsidentin Bezirk Brugg, auf und betont, dass er seine Wertehaltung dafür einsetzen will, einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten.
Lieber im Hintergrund
Leber wurde im September 2022 von der FDP-Bezirkspartei Brugg für die Kandidatur in der Ersatzwahl angefragt. Die Versammlung schickte ihn am 8. Januar ins Wahlrennen, nachdem Urs Herzog (FDP) seinen Rücktritt als Bezirksrichter bekannt gegeben hatte. Bei der FDP sei er bislang kein aktives Mitglied gewesen, sagt Leber. Als überzeugter Velofahrer habe er eine eher grüne Haltung, identifiziere sich als Unternehmer jedoch mit der FDP. «Mir wurde gesagt, ich sei der richtige Typ für das Bezirksrichteramt», erzählt Leber über seine Nomination. Im wöchentlichen Rhythmus hält er Vorträge in der Unternehmensgruppe BNI Wasserschloss in Brugg, in denen es um Werte wie Integrität, die Relevanz ehrenamtlicher Arbeit und Persönlichkeitsentwicklung gehe.
Hält Marco Leber keine Vorträge, so bewegt er sich lieber im Hintergrund. Für den Ingenieur, der für die Öffentlichkeit bislang ein Unbekannter war, stellt die plötzliche öffentliche Präsenz einen grossen Kontrast zu seinem bisherigen Berufsleben dar. «Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich mich je in einem Wahlkampf befinden würde», so der 50-Jährige. Nach der Anfrage von der FDP sei er in sich gegangen und habe festgestellt: «Das kann ich, und das will ich», erzählt der gelernte Heizungsmonteur und Heizungszeichner, der sich später am Abendtechnikum in Horw, Luzern, zum Ingenieur für Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik ausbildete und 1998 zusammen mit seiner Frau die Firma Kämpfer AG in Othmarsingen übernahm.
Die Arbeit als Bezirksrichter
Danach gefragt, wie er sich die Arbeit als Bezirksrichter vorstelle, meint Leber, der selbst noch nie einen Gerichtssaal oder das Bezirksgericht Brugg von innen gesehen hat und sich mit der Funktion und Tätigkeit von Gerichten erst seit der Anfrage der FDP beschäftigt: «Die Arbeit im Gremium findet dort im Hintergrund statt.» Durch die mit einem Pensum von zwanzig Stellenprozenten besetzte offizielle Gerichtstätigkeit erhofft sich der Unternehmer aus Remigen, einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten, ihr etwas zurück-
geben zu können und eine ausgewogene Zusammensetzung am Bezirksgericht Brugg zu erreichen. Derzeit sind am Gericht in Brugg die Bezirksrichterinnen Brigitta Balz (parteilos), Susanne Baumgartner (EVP), Vreni Schwarz (SP) und Elena Wilhelm (SP) sowie der Bezirksrichter Jürg Stüssi-Lauterburg (SVP) tätig. Würde Marco Leber gewählt, setzte sich das Gremium wie bislang aus vier Frauen und zwei Männern zusammen.
Bezirksrichterinnen und -richter beurteilen in der Schweiz erstinstanzlich Zivilstreitigkeiten und Straffälle. Sie fällen das Urteil und setzen das Strafmass fest. Für Leber steht dies jedoch nicht im Vordergrund der Tätigkeit von Laienrichtern und -richterinnen. Vielmehr denke er, dass er sich durch das Amt für die Gerechtigkeit einsetzen könne. Als Bezirksrichter, so habe er aus Gesprächen erfahren, müsse man viel lesen, fähig sein, sich eine Meinung zu bilden, diese einzubringen und sie argumentativ zu vertreten, sagt der Kandidat.
Betreffend die Erwartungen über das Mass an Komplexität bei der Arbeit als Bezirksrichter antwortet Marco Leber, dass er als Ingenieur gelernt habe, komplexe Fragen auf analytische und sachliche Art zu lösen. Als langjähriger Ausbilder in seiner Firma sei er Probleme immer auch menschlich angegangen. Dabei hätten ihm auch stets seine gelebten Werte, insbesondere die Rechtschaffenheit, geholfen, betont er.
Werte grossgeschrieben
Seine starke Wertevorstellung nennt der Kandidierende auch als zentrales Argument dafür, weshalb er es sich zutraue, das Amt als Bezirksrichter nicht nur zu füllen, sondern es auch zu erfüllen. Bis heute in Remigen wohnhaft, habe er von seinem Elternhaus viele Werte mit auf seinen Lebensweg genommen, erzählt der dreifache Vater. Nach konkreten Begriffen gefragt, zählt er «Korrektheit, Ehrlichkeit, Menschlichkeit» auf. «Es ist meine Passion, diese Werte weiterzugeben, was ich als Ausbildner intensiv getan habe», bekennt Leber. «Ich habe circa dreissig Lernende durch die Lehrabschlussprüfung geführt», ergänzt der Unternehmer, der seit fast 25 Jahren selbständig ist und sich ehrenamtlich in der Kirchenpflege Rein und als Präsident der Pfarrwahlkommission engagiert. «Das System der Schweiz funktioniert sehr gut, aber es funktioniert nur, wenn man sich einbringt durch Freiwilligenarbeit und soziales Engagement», ist Leber überzeugt. Dafür stehe er ein. «Ich bringe mich an sehr vielen Orten ein», versichert er – darüber reden will er dann aber nicht. «Man kann Gutes tun, ohne dass man überall vorkommt», erklärt er.
In der Mischung aus Professionalität und Miliztätigkeit im Bezirksrichteramt sieht Marco Leber eine Chance, sich sozial zu engagieren. «Ich denke, es ist wichtig, dass nicht nur eine rein juristische Beurteilung stattfindet, sondern verschiedene Perspektiven eingesetzt werden, um ein Problem frei zu machen», erklärt der Gebäudetechnikplaner.
Hobbys als Ausgleich
Als eine seiner Schwächen nennt Leber sein teilweise fehlendes Verständnis gegenüber mangelnder Leistungsbereitschaft. Sich mit neuen Themen auseinanderzusetzen, empfinde er oft als anstrengend, nehme sich aber vor, pro Woche mindestens drei Stunden etwas Neues zu lernen. «Ich bin sehr leistungsorientiert und fordere von mir und anderen viel», sagt er. An der Wand in seinem Büro hat er den Spruch «Würde der Beste es so machen?» aufgehängt, der ihn seit Langem begleitet. Ausgleich zu seiner grossen Leistungsbereitschaft findet Marco Leber in seinen Hobbys Holzdrechseln und Karate. Dies helfe ihm auch während der Wahlkampfzeit, die für ihn Neuland bedeute und in der am 12. März der nächste Wegweiser ansteht.