Bevölkerungsschutz im Aargau

Die Feuerwehr Brugg präsentiert regelmässig Fachvorträge für Mitglieder des Rettungskorps sowie für die interessierte Öffentlichkeit.
Serge Läderach, Korpschef Rettungskorps Brugg, Stefan Stäger, Einsatzleiter KFS, und Hans Peter Füchslin, Rettungskorp Brugg. (Bild: cd)

Der Korpschef des Rettungskorps Brugg, Serge Läderach, zeigte sich bei der Begrüssung zum Fachreferat sichtlich erfreut darüber, dass die Vortragsreihe in diesem Jahr fortgesetzt werden kann. «Der letzte Fachvortrag war im Jahr 2020», kommentierte Läderach den Unterbruch. Nun sei er froh, dass es dieses Jahr mit neuen Themen weitergehe.

Aus erster Hand
Die Fachvorträge richten sich nicht nur an Mitglieder des Rettungskorps. Auch diejenigen, die es interessiert, was Feuerwehr und Einsatzkräfte bei Polizei und Sicherheit leisten und wie sie arbeiten, sind zu diesen Referaten eingeladen. Im Theoriesaal am Stahlrain 13, wo sich das Feuerwehrmagazin in Brugg befindet, nahmen am letzten Freitagabend knapp dreissig Personen Platz, wobei im Publikum überwiegend die junge Generation vertreten war. Bevor Läderach das Wort an den Referenten Stefan Stäger übergab, stellte der Korpschef diesen kurz vor. Stäger ist seit 2019 Mitglied des Kantonalen Führungsstabs Aargau (KFS) und fungiert dort als pikettdienstleistender Einsatzleiter und Chef Fachbereich Lage in der Sektion Katastrophenvorsorge. Zudem ist er ein aktives Mitglied der Stützpunktfeuerwehr Brugg und in der Armee als Kommandant einer Infanteriekompanie tätig. «Wir freuen uns, dass wir Stefan Stäger für den Vortrag gewinnen konnten», so Läderach. «Herr Stäger wird uns aus erster Hand über die Organisation und die Aufgaben des Kantonalen Führungsstabs Aargau informieren», leitete der Rettungskorpschef den Vortrag ein.

Interessante Fragen
Die Präsentation, mit der Stäger sein Referat begleitete, sowie seine Ausführungen zeigten in der Tat ein Tätigkeitsportrait und Aufgabenprofil, denen es weder an fachlicher Tiefe noch an konkreten und arbeitsnahen Beispielen fehlte und die einen Realitätsbezug schufen. Der Experte führte gekonnt durch den rund anderthalbstündigen Vortrag und vermochte durch seine freie Rede die bereits aufmerksame Zuhörerschaft noch zu fesseln, die mit etlichen Zwischenfragen ihr lebhaftes Interesse bekundete, die der KFS-Einsatzleiter fundiert, engagiert und kompetent zu beantworten wusste. 

Der Fachvortrag beleuchtete die Aufgabenbereiche und Arbeitsabläufe des Kantonalen Führungsstabs für den Bevölkerungsschutz im Aargau. Die Einleitung widmete sich einem Steckbrief mit relevanten Eckdaten und einem Organigramm sowie der grundlegenden Frage, wofür es den Bevölkerungsschutz in nach Schweregeraden abgestuften Ereignislagen brauche. Der Bevölkerungsschutz kommt bei normalen Lagen wie Hausbränden, Verkehrsunfällen und Demonstrationen zum Einsatz, rückt bei besonderen Lagen wie Zugsunfällen, Flugzeugabstürzen und Gefahrgutunfällen aus und koordiniert ausserordentliche Lagen, wozu Erdbeben, Störfälle bei Kernkraftwerken und Pandemien zählen, und steht dem Regierungsrat mit Rat und Tat zur Seite.

Risikomanagement
Bevölkerungsschutz und Katastrophenvorsorge seien auch immer aus der Optik des Risikomanagements zu betrachten, hielt der Fachreferent fest. Seine Ausführungen gliederte er unter dem Zwischentitel «Risikomanagement» in Unterthemen wie «Bewältigung, Regeneration und Vorbeugung bei Eintritt eines Ereignisses und dessen Risikoidentifikation», «Risikoanalyse» sowie «Risikobewertung und -beurteilung». Dabei sei Zusammenarbeit der Schlüssel, regional wie auch kantonal. «In Katastrophen ist das Gesamtsystem Bevölkerungsschutz extrem gefordert», betonte Stäger, indem er die Zusammenarbeit unter den Voraussetzungen der Subsidiarität von Einsatzkräften, Gemeinden, Kanton und Bund aufzeigte.

Die Abläufe im Kantonalen Führungsstab in Politik und Verwaltung im Ereignisfall, dessen Kompetenzen und Organisation bildeten den letzten Teil und eigentlichen Kern von Stägers Referat. Anhand des Fallbeispiels «Kernkraftwerksunfall Inland» führte der Experte für Katastrophenvorsorge auf, mit welchen Checklisten und Problemlösungsmethoden der KFS im Ernstfall operiert und den Evakuationsablauf auch immer wieder einübt, durchspielt und anpasst. Herausforderungen in der Zukunft seien eindeutig Extremereignisse, hervorgerufen durch die Klimaveränderungen, prognostizierte der Referent. Aber auch sozialmedizinische Ereignisse – Stäger nannte die Afrikanische Schweinepest – seien reale Szenarien.