Eine Hausarztpraxis im Dorf ist heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr. Während in vielen Gemeinden der Region um eine medizinische Grundversorgung gekämpft wird, sieht sich Gebenstorf in der komfortablen Lage, über zwei Praxisgemeinschaften und das Kantonsspital Baden in der Nähe zu verfügen. Anfang Jahr ist die Gemeinschaftspraxis Gebenstorf von der Dorfstrasse 4 in die modernen Räumlichkeiten an der Dorfstrasse 6 eingezogen, wo vorher eine Pflegewohngruppe untergebracht war. Nach einem gründlichen Umbau behandeln hier seit dem 3. Januar die drei Ärzte Ilir Morina, Rifaat Tosson und Janine Gottier Nwafor ihre Patientinnen und Patienten. Zu ihrem Team gehören mittlerweile vier medizinische Praxisassistentinnen, eine Lehrtochter und ab August 2023 eine zweite Lernende.
Wohnungen in der alten Praxis
Die alte Praxis an der Dorfstrasse 4, die am 1. Oktober 1981 von Roman Vogt eröffnet und zuletzt von René Rüegg und Kurt Bamert geführt worden war, genügte modernen Ansprüchen definitiv nicht mehr und war zu klein. Für den Gemeinderat Gebenstorf war es ein zentrales Anliegen, dass die Arztpraxis im Dorfzentrum erhalten werden kann. Beide Gebäude – Dorfstrasse Nummer 4 und 6 – gehören der Gemeinde. «Uns war es wichtig, dass die Räumlichkeiten nach der Aufhebung der Pflegewohngruppe möglichst schnell wieder belegt waren», sagt Gemeindeammann Fabian Keller. Auch in der ehemaligen Arztpraxis in der Dorfstrasse 4 soll es so schnell wie möglich weitergehen: Hier beginnt demnächst der Umbau für drei kleine altersgerechte Wohnungen, welche die Gemeinde dann an ältere Gebenstorferinnen und Gebenstorfer vermieten will.
Mehr Unterstützung vom Kanton
Auf der anderen Seite des Dorfes, im Gewerbegebiet Geelig, hat Dr. Bernhard Hollinger ebenfalls ein Team aufgebaut, das die Zukunft seiner Hausarztpraxis sichert. Fabian Keller freut sich über die komfortable Situation in seiner Gemeinde. «Wir haben nun mehrere Ärzte und Ärztinnen, die die medizinische Grundversorgung garantieren», sagt er und weist darauf hin, dass auch das KSB mit seiner Notfallstation nur wenige Kilometer entfernt sei.
Doch obwohl die Beteiligten der Gemeinschaftspraxis in ihren neuen Räumlichkeiten happy sind, bereitet ihnen der Hausarztmangel ebenfalls Sorgen. «Der administrative Aufwand hat massiv zugenommen. Und wegen des höheren Einkommens arbeiten viele mittlerweile lieber in anderen Kantonen», sagt Rifaat Tosson stellvertretend.
Den drei praktizierenden Ärzten im Cherne sind die Verbundenheit und der vertrauensvollen Umgang mit den Patientinnen und Patienten wichtig. «Wir freuen uns, dass wir den Patientinnen und Patienten eine kontinuierliche Betreuung und ganzheitliche Beratung anbieten können – und wir freuen uns über jeden Erfolg bei unseren Patientinnen und Patienten.»
Zukunft der Hausarztmedizin
Dennoch wünschen sich Tosson, Gottier Nwafor und Morina mehr Unterstützung seitens des Kantons: «Im Moment ist fraglich, ob es die Hausarztmedizin im Kanton Aargau in Zukunft überhaupt noch so geben wird. Ihre Wertigkeit wird von der Politik weiterhin nur mit Worten gelobt, aber es folgen keine Taten. Wenn das so bleibt, wird sie wirklich verschwinden. Darunter hätte vor allem die ältere Bevölkerung zu leiden», sind sie überzeugt.