Geboren 1945 und aufgewachsen in der Stadt Zürich, zog Peter C. Beyeler nach Jahren im Aus- und Welschland zusammen mit seiner Familie nach Baden. Der Bauingenieur wurde politisch tätig, war Badener Einwohnerrat, dann Grossrat und ab Sommer 2000 als Regierungsrat Vorsteher des kantonalen Departements Bau, Verkehr und Umwelt. «Ich hatte ein Amt inne mit hoher Präsenzzeit, vielen positiven Erlebnissen und unzähligen Begegnungen», erinnert sich Peter C. Beyeler.
Erste Ernüchterung
Ende März vor zehn Jahren gab der dreimalige Landammann im Alter von 67 Jahren seinen Rücktritt und fand sich ab dem 1. April 2013 wieder in einem ungewohnten Alltag. «Natürlich freute ich mich auf mehr Zeit zu Hause, die Arbeit im Garten und den regen Kontakt zur Nachbarschaft.» Doch spätestens als er beim Einkaufen vor dem überbordenden Milchregal stand und zu Hause anrufen und nachfragen musste, welches Produkt in den Einkaufswagen wandern solle, stellte sich eine gewisse Ernüchterung bezüglich des Pensioniertseins ein. «Ich führte jahrelang und engagiert ein Departement mit 500 Mitarbeitenden, nun fand ich mich mit meiner Frau in einer Co-Leitung eines einfachen Haushalts ohne Stimmrecht wieder», sagt Peter C. Beyeler und blickt derweil schmunzelnd zu seiner Frau Eva, mit der er seit vierzig Jahren verheiratet ist.
Etwas, das einen packt
Als Peter C. Beyeler siebzig wurde und gerade das zweite Enkelkind zur Welt kam, begann er, sich intensiver Gedanken über die neue Lebensphase zu machen. «Die Kunst des Alterns besteht darin, Interessengebiete, die mit der Berufsaufgabe wegfallen, zu kompensieren», hält er fest und ergänzt: «Das ist einfacher gesagt als getan. Denn es ist gar nicht selbstverständlich, etwas zu finden, das gleichermassen fasziniert.» Als «Baumensch» fand er es beispielsweise erfüllend, dass er den Hausbau einer seiner Töchter planen und leiten durfte. Auch galt es für das Ehepaar Beyeler, den Auszug aus dem Einfamilienhaus in Rütihof anzupacken, das altersgerechtere Daheim am Schartenfels umzugestalten und zu beziehen. Beyelers geniessen es, mit dem kleinen Camper Europa zu erkunden oder die Winterferien mit der ganzen Familie zu verbringen. «Das sind Werte, die vieles zu kompensieren vermögen. Dennoch gilt es, neue Aktivitäten anzugehen und alte zu pflegen.» So nimmt der Musikalische nach wie vor Auftritte mit seiner Jazzband wahr oder fungiert als Präsident des Vereins Aargauer Altstädte. Das klingt ausgefüllt. Peter C. Beyeler: «Früher musste vieles Platz haben in wenig Zeit. Heute ist es umgekehrt.»
Drei Begriffe zum Nachdenken
Seinem Reflektieren übers Altern gab Peter C. Beyeler mit drei Begriffen Struktur: «Scho, no, nümme.» Er erklärt: «Die ersten Jahre unseres Lebens sind geprägt vom ‹Scho›: Du chasch scho laufe, gasch scho id Schuel, häsch scho en Fründ.» Ab 65 folgen die «No-Jahre»: «Me cha no ränne, no d Stäge uespringe, no ohni Brülle läse.» Schliesslich kommt die «Nümme-Phase»: «Me cha d Näme nümme bhalte oder ghört nümme guet.» Wichtig und schwierig sei, den Übergang vom «No» zum «Nümme» nicht als tragischen Verlust zu werten, «sondern als einen Weg zu Neuem, der wieder Interessantes und Erfüllendes zu bringen vermag».
Gwundrig bleiben
Peter C. Beyeler: «Bei mir sind die Voraussetzungen in jeder Hinsicht ideal: gesundheitlich, finanziell oder in Bezug aufs Umfeld.» Dennoch sei man, wer Lebensqualität im Altern wolle, gefordert. «Man kann sich aufs Altern vorbereiten, selbst oder in Partnerschaft Ideen sammeln, motiviert denken und handeln.» Das Glück läge aber nicht länger in den grossen Würfen, quasi im Gewinn des Jackpots, so Peter C. Beyeler: «Vielmehr gilt es, den Fünfliber auf der Strasse zu finden und sich an ihm zu freuen.»