Die Düfte – sie sind die ersten Eindrücke, die man beim Betreten des Ladens Schmuckes Ding an der Bahnhofstrasse 5 in Turgi sammelt. «Ich habe gerade eine Ladung frisch gerösteten Kaffee erhalten», erklärt Irina Suhi Grogg mit einem Lachen. «Manchmal duftet es aber mehr nach Seife oder nach frischem Leder, je nachdem, wer gerade sein Regal neu aufgefüllt hat», ergänzt sie.
Irina Suhi Grogg, von Beruf Sportlehrerin an der Bezirksschule Turgi, hatte schon lang die Idee, einen kleinen eigenen Laden zu führen. Ihre Kreativität lebte sie zunächst zusammen mit einer Freundin mit selbst hergestelltem Schmuck an Märkten aus. Aber im prall gefüllten Alltag als Lehrerin und zweifache Mutter hatte die 45-Jährige nicht immer genügend Zeit, um ihr Hobby zu pflegen. «Als mein Vater vor ein paar Jahren starb, fand ich in der Kreativität die Hilfe und die Stütze, die ich damals dringend brauchte, um mit dem Verlust klarzukommen», erklärt Suhi Grogg.
Ihr Wunsch, einen eigenen kleinen Kreativladen mit Café zu betreiben, wurde stärker. Mit dem Rückhalt ihrer Familie beschloss sie, ihn in die Realität umzusetzen. Als wenn das Schicksal nur auf diesen Entschluss gewartet hätte, suchte die Betreiberin des Geschäfts Zwergenstoffe kurz darauf eine Nachfolgerin. Suhi Grogg zögerte nicht lang und mietete die Räumlichkeiten der ehemaligen Apotheke. «Zu Beginn war hier, soweit ich weiss, eine Bäckerei», erzählt sie. «Das gefällt mir so an diesem Gebäude: Hier war immer Handwerk angesiedelt.» Im kleinen Raum, in dem der frühere Apotheker seine Fusscremes hergestellt hat, befindet sich heute beispielsweise die Praxis für Fusspflege und Fussreflexzonenmassage, Fuss-Werk.
Der Name ihres Ladens, Schmuckes Ding, geht auf die Zeiten als Hobbymarktfahrerin zurück. «Meine Freundin und ich dachten uns damals einen Namen für ein Label aus, um unseren Schmuck zu verkaufen», erklärt Irina Suhi Grogg. «Und als ich den Laden eröffnete, konnte ich das Label übernehmen.»
Schmucke Dinge in Regalen
Das Konzept stand für die Ladenbetreiberin schon von Beginn an fest: Sie wollte den lokalen kreativen Köpfen die Möglichkeit geben, ihre Produkte auszustellen und zu verkaufen. Es stehen verschieden grosse Regale und Kästchen zur Verfügung, für deren Miete die Ausstellenden monatlich zwischen 25 und 100 Franken bezahlen. Das Minimum der Mietdauer beträgt drei Monate. Irina Suhi Grogg übernimmt den Verkauf und die Abrechnung an der Kasse, der Erlös aus dem Verkauf geht vollumfänglich an die Ausstellenden. Verkaufen können Menschen aus der Umgebung, die handgemachte Produkte einer gewissen Qualität verkaufen möchten.
In den Regalen findet man Grusskarten, Gewürze, Lederprodukte, Holzprodukte, Schmuck, Stempel und Zubehör, genähte Taschen und Dekorationsgegenstände. Die Auswahl ist riesig. «Es sind alles Unikate, die hier verkauft werden», sagt Suhi Grogg. Das sei den Menschen, die bei ihr einkauften, wichtig. Das Konzept geht auf: Schmuckes Ding hat inzwischen einige Stammkundinnen und -kunden.
Kaffee trinken und kreativ sein
Manche kommen nur, um einen Kaffee zu trinken und die Atmosphäre zu geniessen, denn der Laden ist auch ein kleines Café; im Sommer sind die Eiscremes von Gasparini beliebt. «Ich unterstütze in meinem Laden zwei Manufakturen», erklärt Suhi Grogg. Gasparini, welche von der Gesellschaft Arbeit und Wohnen in Basel betrieben wird, stellt alles selbst her und bietet in geschützten Werkstätten Menschen mit psychischen Belastungen die Möglichkeit, wieder ins Berufsleben einzusteigen. Der Kaffee kommt von Caffè Ferrari aus Dietikon. Seit 1895 werden dort die Kaffeebohnen nach alter Tradition über dem Kohlefeuer geröstet, und wie bei Gasparini werden diese Produkte ebenfalls von Hand verpackt.
Ein weiteres Standbein des Ladens sind die Kurse, die hier in gemütlicher Atmosphäre am grossen Holztisch stattfinden. Begleitet vom Ticktack einer Wanduhr mit Big-Ben-Melodie, haben Interessierte hier Aquarellmalen und Handlettering gelernt, Kurse in Zentangle, Makramee, Stempeltechniken und Kranzbinden fanden statt, und sogar Nähmaschinen ratterten und knatterten bei Nähkursen – oder Kinder plapperten während der Kindermalkurse.
Irina Suhi Grogg nimmt in der zweiten Ferienwoche am Ferienpass teil und vermittelt den Kindern ihre grosse Leidenschaft: das Zentangle. Während dieser Zeit ist das Geschäft nur reduziert geöffnet, ab 17. April gelten die normalen Öffnungszeiten.