«Wir müssen neu definieren, wer wir sind»

Wer sind sie, was planen sie? Dave ­Perlini (46) und Axel Rieder (69) sprechen über ihre Motivation und Ziele mit dem neuen Quartierverein.
Wollen sich fürs Quartier einsetzen: Dave Perlini und Axel Rieder. (Bild: is)

Dave Perlini und Axel Rieder, Sie werden künftig den Dorfverein 5300 Turgi nach aussen repräsentieren. Wie sind Sie mit dem Dorf verbunden?
Axel Rieder: Ich bin in Baden auf­gewachsen und lebe seit fast dreissig Jahren hier. Zudem habe ich fünf Jahre in der Kulturkommission und drei Jahre in der Musikschulkommission mitgewirkt. Meine Frau ist Gemeinderätin in Turgi, das hat sicher mein Verhältnis zum Dorf geprägt.

Dave Perlini: Bei mir sind es bereits 46 Jahre. Geboren in Brugg, aufgewachsen «im» Turgi.

Was machen Sie beruflich?
Rieder: Ich bin Musiker und Lehrer, habe Gitarre im Hauptfach studiert und mich in Erwachsenenbildung und Perkussion weitergebildet. An der PH FHNW war ich bis 2020 Musikdozent in der Ausbildung von Lehrpersonen, habe Seminare erteilt, eine Fachschaft geleitet und Lehrpersonen weitergebildet. Nebenberuflich habe ich Musikinstrumente entwickelt und vertrieben.

Perlini: Ich habe in Turgi eine Ausbildung zum Schreiner gemacht. Zwischenzeitlich war ich als Service­techniker für eine Detailhandelskette tätig sowie in der Event- und Werbetechnik in der ganzen Schweiz unterwegs. Zurzeit arbeite ich als Servicetechniker im Liegenschaftsunterhalt.

Was ist Ihre Motivation, sich für den Verein zu engagieren?
Rieder: Seit meiner Pensionierung geniesse ich es sehr, intensiv auf der Gambe zu musizieren und in diversen Ensembles zu spielen. Unterdessen habe ich aber vermehrt das Bedürfnis, den eher intimen Rahmen der barocken Musik mit einer öffentlicheren Aufgabe zu erweitern. Ich möchte mich im Verein dafür einsetzen, im Wünschbaren das Realisierbare zu finden, und mithelfen, dass sich möglichst viele Bewohner und Bewohnerinnen vom Dorfverein vertreten fühlen.

Perlini: Da ich mich nicht auf politischer Ebene bewegen möchte, war das die Gelegenheit, trotzdem eine Tätigkeit für mein Dorf zu übernehmen.

Wie stehen Sie zur Fusion?
Perlini: Ich sehe keine negativen Aspekte für Turgi und begrüsse die Fusion sehr. Selbstverständlich müssen wir aktiv mit Baden und weiteren Gemeinden zusammenarbeiten, um unser Dorf stark zu vertreten.

Rieder: Ich begrüsse die Fusion, weil es immer schwieriger wird, eine Gemeinde dieser Grösse professionell zu führen und zu verwalten. Wir kommen nicht darum herum, Teil eines grösseren politischen Verbands zu sein. Hingegen finde ich es schade, dass mit der Fusion ein Teil der kleinräumigen politischen Kultur und ein Teil unserer Selbstbestimmung verloren gehen. Gerade deshalb brauchen wir den Dorfverein als Instrument, um wichtige Entwicklungen vor Ort mitzugestalten. Für den sozialen Zusammenhalt sehe ich in der kommenden Fusionsphase eine grosse Chance für eine Selbstermächtigung, indem wir neu definieren, wer wir sind, was wir wollen und können.

Am Ende der Gründungsversammlung konnten die Mitglieder in einem kurzen Workshop Anliegen und Wünsche einreichen. Verraten Sie einige Beispiele?
Perlini: In einer ersten kurzen Auswertung wurden die Bedürfnisse im Bereich Kultur, Geselligkeit, Naturschutz und öffentlicher Verkehr am meisten genannt.

Rieder: Es ist für uns ermutigend, was an Vorstellungen, an Problem­bewusstsein und Lösungsansätzen formuliert wurde. Der Themenpool ist ein schönes Beispiel von Schwarm­intelligenz und eine gute Ausgangslage – oder Auftragslage – für den Vorstand. Besonders erfreulich ist die grosse Bereitschaft zur Mitgestaltung des eigenen Lebensraums.

Was sind die nächsten Schritte?
Perlini: Wir werden nun erst einmal eine Vorstandssitzung abhalten. Dort wird es darum gehen, uns gegenseitig kennenzulernen und uns im Vorstand zu organisieren. Weiter ist es uns ein Anliegen, mit der Gemeinde Turgi einen regen Austausch zu pflegen, um eine schöne Übergabe zu erreichen. Im Juni trifft sich eine Delegation des Vorstands mit der Stadt Baden und den weiteren Badener Quartier- und Dorfvereinen. Dort können wir uns ein erstes Mal vorstellen. Noch bleiben uns gut 240 Tage Zeit bis zur Übernahme am 1. Januar 2024.