Der Biber gehört zum Aargau

Christian Tesini, Fachspezialist Jagd und Fischerei beim Kanton, spricht in Windisch über seine Erfahrungen mit dem grossen Nagetier Biber.
Der Biber legt gern Bauten in Uferböschungen an, wie beispielsweise hier in Umiken. (Bild: bhe)

Der Biber ist ein aktiver Landschaftsgestalter. Wenn der Biber staut, setzt er alles unter Wasser, Hartholzbäume wie Buchen gehen ein. Es gibt dadurch mehr Licht, Weichhölzer wie Weiden wachsen und dienen dem Biber wiederum als Nahrung. Hierzulande beschränkt sich die Aktivität des Bibers als Dammbauer auf kleinere Fliessgewässer. An den grossen Flüssen legt er meist Bauten in Uferböschungen an, sogenannte Biberburgen. Der Eingang befindet sich immer unter Wasser. Der mit Ästen gebaute Wohnkessel wird mit Schlamm und Wasserpflanzen verdichtet, innen ist der Bau trocken und schön gepolstert, damit der Nachwuchs optimale Bedingungen hat.

Dichtes Fell und kräftige Zähne
Der Biber ist das grösste Nagetier der Schweiz. Er ist optimal an das Leben im Wasser angepasst, hat einen speziellen Ruderschwanz und Schwimmhäute an den Hinterzehen. Er ist ein reiner Vegetarier und ernährt sich vor allem von Blättern und der Rinde von Bäumen. Die kräftigen Schneidezähne wachsen ein Leben lang nach. Sein Fell ist äusserst dicht: Auf einem Quadratzentimeter wachsen 10 000 Haare. In früheren Jahren hat man ihn wegen seines Fells stark bejagt. Vor 250 Jahren starb er in der Schweiz aus.

Zwischen 1964 und 1971 wurden im Aargau 56 Biber ausgesetzt. Zehn Jahre danach zählte man nur wenige Tiere. Im Umiker Schachen war das Projekt jedoch ein Erfolg. Von dort breitete sich der Biber die Aare aufwärts aus. Ab 2005 wurden alle grossen Flüsse und einzelne Bäche besiedelt. Seit 2008 werden die Biber im Aargau regelmässig gezählt, auch anhand von Nagespuren.

Lernen, mit dem Biber zu leben
Biber sind in der Schweiz geschützt, geniessen aber nicht bei allen Menschen uneingeschränkte Sympathie. Wenn sie eine alte und stattliche Silberweide an einem Fluss annagen oder fällen, haben viele Leute dafür kein Verständnis. Es ist generell eng geworden für Wildtiere in der Schweiz. Naturnahe Landschaften im Umfeld von Gewässern fehlen, es gibt keine richtige Uferbestockung mehr. Meistens grenzen Landwirtschaftsland und Strassen unmittelbar an Gewässer. Ebenso finden sich Äcker und Obstgärten in unmittelbarer Gewässernähe und werden ab und zu von Bibern «heimgesucht».

Ansätze für Lösungen bei Problemen sind vorhanden. Kulturen, die zu nah am Wasser stehen, kann man schützen, Bäume beispielsweise mit Maschendraht, Zuckerrübenfelder mit Elektrozaun. Hier leisten die kantonalen Biberbeauftragten viel Aufklärungsarbeit. Es scheint, als müssten wir wieder lernen, mit dem Biber zu leben. Er erschafft schöne Lebensräume – der perfekte Naturschutz.

Über das grosse Nagetier, das in den hiesigen Auenwäldern heimisch ist, spricht Christian Tesini, Fachspezialist Jagd und Fischerei, Kanton Aargau, in seinem öffentlichen Vortrag «Der Biber im Aargau» im Sanavita-Pflegezentrum Windisch. Organisiert wird die Veranstaltung vom Forum 60 plus.

Dienstag, 30. Mai, 15 bis 16.30 Uhr,
Sanavita, Aare-Saal, Windisch
forum-60-plus.ch