Von Herrenhöfen und Adelsburgen

Das Standardwerk zu den Burgen im Aargau erschien vor über hundert Jahren. Nun legt der Brugger Peter Frey ein neues Buch vor.
Die grösste Burganlage des Kantons: Die Ruine Schenkenberg bei Thalheim. (Bild: zVg | Kantonsarchäologie)

Peter Frey, was hat Sie motiviert, den Burgen des Kantons ein neues Werk zu widmen?
Zunächst: Ich bin seit 2017 pensioniert und habe deshalb Zeit, an eine grössere Arbeit heranzutreten. Während meiner beruflichen Tätigkeit war ich immer wieder auf Grabungen im Umfeld von Burgen beschäftigt. Die Thematik liegt mir deshalb durchaus nahe. Und während sich frühere Publikationen zu den Burgen des Aargaus fast ausschliesslich auf schriftliche Quellen stützen, wurden in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche solche Anlagen archäologisch untersucht. Daraus ergeben sich ganz neue Zugänge: Manches muss revidiert und anders dargestellt werden. Schriftliche Quellen aus jener Zeit sind oft wenig zuverlässig. Sie müssen nicht mit der Realität übereinstimmen.

Wer erteilte Ihnen den Auftrag zu dieser Publikation?
(Lacht.) Niemand! Ich habe aus eigenem Antrieb und in eigener Verantwortung daran gearbeitet.

Wer an ein so umfassendes Werk herangeht, braucht ein Konzept. Wie haben Sie alles in eine Ordnung gebracht?
Im Hauptteil werden 98 Herrenhöfe, Flucht- und Adelsburgen alphabetisch geordnet vorgestellt. Der jeweilige Umfang richtet sich nach dem aktuellen Wissensstand. Gut erforschte Anlagen wie die Habsburg oder die Ruine Schenkenberg nehmen im Buch mehr Raum in Anspruch als zum Beispiel die längst abgegangene Burg Lichtenau in Villnachern.

Diesem Katalog habe ich einige allgemeine Kapitel vorangestellt, etwa zur Entwicklung des Adels, zum Burgenbau – Stichworte sind der Standort oder das verwendete Material –, zur Burgenarchitektur und zum Alltagsleben auf der Burg.

Peter Frey ist ausgebildeter Grabungstechniker und leitete bis 2017 die Abteilung Mittelalterarchäologie der Kantonsarchäologie Aargau. (Bild: pbe)

Wie sind Sie bei der Recherche zum Buch vorgegangen?
Viele Grundlagen waren für mich wegen meiner früheren archäologischen Untersuchungen und der entsprechenden Grabungsberichte und Publikationen schon greifbar. Natürlich habe ich Arbeiten von Mitarbeitern und umfangreiche weitere Literatur zugezogen. Eine wichtige Quelle war das Archiv der Kantonsarchäologie. All das bildet die Basis, auf der die einzelnen Darstellungen aufbauen.

Kam es im Verlauf Ihrer Arbeit zu grösseren Überraschungen oder gar zu vollkommen unerwarteten neuen Einsichten?
Nein, eigentlich nicht. Neue Zugänge liessen sich vielleicht zur Bedeutung von Kapellen innerhalb der Burganlagen finden, zudem erfuhr die Verbindung zwischen Archäologie und den Aufzeichnungen in Chroniken eine Klärung.

Mussten Sie Wesentliches weglassen, weil das Buch sonst zu umfangreich geworden wäre?
Nein. Selbstverständlich war mir von Anfang an klar, dass ich Straffungen und zusammenfassende Aussagen vornehmen musste, sonst wäre das Ganze in der Tat ausufernd geworden. Das dem Text angehängte Literaturverzeichnis verweist nun auf vertieft dargestellte Erkenntnisse.

An wen richtet sich Ihr Buch?
An alle interessierten Personen. Es ist in leicht verständlicher Sprache geschrieben und reich bebildert. Ich denke, es dürfte auch für aargauische Gemeinden von Interesse sein, denn die geschichtlichen Angaben auf deren Website stützen sich in den meisten Fällen noch auf frühere, zum Teil überholte Aufzeichnungen. Die entsprechenden Einträge können nun auf der Basis meines Werks überarbeitet werden.

Zum Schluss: Sind Sie zufrieden mit dem Resultat? Oder würden Sie nachträglich einiges anders machen?
Ich bin sehr zufrieden damit. Ich freue mich über das Werk, und es erfüllt mich mit einem gewissen Stolz.

Das neu erschienene Buch «Die Burgen des Kantons Aargau» von Peter Frey, herausgegeben von der Kantonsarchäologie Aargau, feierte am Dienstag im Rittersaal auf Schloss Lenzburg Vernissage. Es ist kostenlos in digitaler Form sowie als Hardcover im Buchhandel erhältlich.