Die Bevölkerung von Windisch ist mit hohen Strompreisen konfrontiert. Im Vorjahresvergleich haben sie sich um 88 Prozent, von 21,06 auf 39,97 Rappen pro kWh, verteuert. Mit dieser Preisdifferenz von 18,91 Rappen pro kWh verzeichnet das Elektrizitäts- und Wasserwerk Windisch den höchsten Strompreisanstieg im Bezirk Brugg. Zum Vergleich: Die Brugger Energieversorgerin IBB Energie AG erhöhte die Preise auf den 1. Januar 2023 um 3,39 Rappen pro kWh.
Tarifgestaltung hoch gewichtet
In einer Medienmitteilung hat das Elektrizitätwerk Windisch reagiert und die Grundlagen für die zukünftige Ausrichtung und Organisation kommuniziert, die von Januar bis April während vier Arbeitssitzungen erstellt wurden. In diesen Prozess waren alle Einwohnerratsfraktionen mit je einer Vertretung, ferner die Energiekommission, der Gemeinderat und die Verwaltungsleitung repräsentiert. Nachdem man die Grundlagen zum Schweizer Strommarkt besprochen hätte, habe sich der Fokus der Arbeitsgruppe auf die Definition der Ziele gerichtet, welche die Gemeinde Windisch mit dem Elektrizitätswerk verfolge, so die Information an die Presse. «Eines wurde relativ schnell klar: Das Eigentum am Netz soll beibehalten werden», sagt Marco Wächter. Dieser Tenor habe ihn nicht überrascht. Die Einflussnahme auf die finanzpolitischen Aspekte des Elektrizitätswerks und die Tarifgestaltung im Konzessionsgebiet würden hoch gewichtet, so der Gemeindeschreiber I. Und: «Die Energie- und Klimapolitik sowie die Grossinvestitionen der Gemeinde Windisch in Projekte sollen auch künftig über das Elektriziätswerk mitgesteuert werden.» Die Arbeitsgruppe sei derzeit daran, die neuen Tarife zu kalkulieren, die im August publiziert werden sollen.
Externe Betriebsführung
In den Arbeitssitzungen wurde zudem die mögliche künftige Organisation des Elektrizitätswerks Windisch besprochen. «Bei der Abwägung der eigentümerischen Optionen hat die Arbeitsgruppe erkannt, dass es für einen kleinen Betrieb wie das Windischer Elektrizitätswerk eine grosse Herausforderung ist, einen professionellen Betrieb mit eigenem Personal gewährleisten zu können», berichtet Marco Wächter. Gegenüber einer Auslagerung des operativen Betriebs an einen externen Dienstleister sei man offen; die Optionen Verpachtung oder Verkauf des Stromnetzes würden hingegen nicht weiterverfolgt.
Derzeit unterstützen die IBB das Elektrizitätswerk Windisch bei der Betriebsführung. Der Anteil an der Gesamtleitung liege bei 50 Prozent, legt Wächter offen. Eugen Pfiffner von der IBB Energie AG bestätigt die momentane Situation. «Die IBB führen in Windisch zurzeit den technischen Betrieb, damit dieser geordnet weiterlaufen kann», so der Geschäftsführer der Brugger Energieversorgerin. Wie es in Windisch mit dem Elektrizitätswerk weitergeht, verfolgen die IBB aufmerksam. «Bald werden von der Arbeitsgruppe Lösungen präsentiert, damit ganz gezielt Verbesserungen erreicht werden können, auch bei den Energiepreisen», so Pfiffner. Die IBB hätten dazu jedoch keinen Auftrag erhalten.
Eigentümerstrategie festlegen
Auf der Basis der Ergebnisse, welche die Arbeitsgruppe erarbeitet hat, wurde das weitere Vorgehen festgelegt. In einem ersten Schritt wird bis Ende 2023 eine Eigentümerstrategie formuliert. Damit die Option, die operativen Geschäfte auszulagern, Gestalt annehme, habe man die Ausschreibung der externen Betriebsführung für die nächsten drei bis fünf Jahre vorbereitet. Der Gemeinderat sei überzeugt, dass der Einkauf der operativen Tätigkeiten bei einem grösseren Betrieb die optimale Voraussetzung schaffe, um das Elektrizitätswerk langfristig auf stabile Beine zu stellen und die gute Qualität der Dienstleistungen zu erhalten, hält das Medienschreiben fest. «Eine zentrale Bedingung ist die Übernahme des Personals des Elektrizitätswerks», unterstreicht Wächter diese Information. Bevor eine Ausschreibung tatsächlich erfolgen kann, muss dem Einwohnerrat der entsprechende Antrag zur Beschlussfassung vorgelegt werden. «Bei einer allfälligen Rechtsformänderung erachten wir die Umsetzung einer Aktiengesellschaft als politisch herausfordernd», sagt Wächter, wohingegen eine Umwandlung in eine selbstständige öffentlich-rechtliche Anstalt als realistischer bewertet werde. In der Sitzung vom Oktober soll dem Einwohnerrat ein Projektierungskredit für die Prüfung einer Rechtsformänderung vorgelegt werden.