Das höre ich immer wieder: «Du verwendest zu viele Fremdwörter. Manche verstehe ich schlicht nicht. Und im Duden nachsehen, dafür fehlt mir die Zeit.» Nun gut, man könnte ja googeln oder fragen, ob man dafür zu gleichgültig, zu träge sei? Man nimmt den Lift, die Rolltreppe, wählt die Seilbahn statt den Fussmarsch. Und die Wörterbücher langweilen sich und verstauben im Regal.
Nun ist es ja nicht so, dass ich unter diesem gestrengen Urteil der Leser und der Leserinnen sehr leide. Ganz und gar nicht. Ich liebe Fremdwörter immer dann, wenn sie besser sind als die sogenannten deutschen. Ich könnte jetzt Beispiele anfügen. Aber dann kämen wieder Fremdwörter zum Vorschein. Und das will ich gerade vermeiden.
Denn für einmal will ich versuchen, ohne diese bösen, bösen Fremdwörter auszukommen. Selbst Lehnwörter wie Fenster (von lat. fenestra) werde ich zu vermeiden trachten und schon gar nicht nach Zurzach (Tenedo) fahren, um dort im Warmbad (Thermalbad) von meiner Fremdwörtersucht mittels Heilverfahren (Therapie) befreit zu werden.
Gehört habe ich schon den Satz, dass unmässige Fremdwörteranwendungen nur vortäuschen sollen, dass man gebildet sei. Auch mit diesem Vorbehalt kann ich leben. Und ebenso damit, dass sogenannte Ungebildete sich auf diesen bedauernswerten Zustand noch etwas einbilden, auch damit umgehen zu können, sollte man gelernt haben.
Die Lateiner haben dafür ein wunderbares Wort, das ich aber getreu dem Vorsatz jetzt nicht verwenden darf. Es hat, um das anzudeuten, etwas mit dem gesellschaftlichen Umfeld, mit Brennpunkten und der Schulstundendauer sowie mit der Lernbereitschaft zu tun. Aber eben: Wie furchtbar muss es sein, wieder mal etwas genau zu lesen. Und man stelle sich vor, das mithilfe von Büchern, nicht auf dem Betäubungs-Nanosekunden-Tiktok. Wobei beim Buch dann der Verdacht aufkeimen könnte, es gelte immer noch, was Georg Christoph Lichtenberg sich gefragt hat, nämlich: «Wenn ein Buch und ein Kopf zusammenstossen und es klingt hohl, ist das allemal im Buch?»
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