«Die Hände spielen wie von selbst»

Die Tambouren Ewan Mc Glacken und Florin Künzi führen dieses Jahr den Rutenzug an – mit der Brugger Trommel.
Wirbeln auf der Brugger Trommel: Ewan Mc Glacken (20) und Florin Künzi (19). (Bild: aru)

«Zum ersten Mal am Jugendfest getrommelt habe ich in der dritten Klasse. Es war das letzte Jugendfest mit einer Lehrerin, die wir alle sehr gern hatten. Nach zwei Jahren Trommelunterricht durfte ich bei den Tambouren mitlaufen, das gefiel mir, und ich wusste: Das will ich weiterhin machen. Dass ich Trommeln lernen würde, war mir klar, seit ich den Informationstag der Musikschule besucht hatte. Ich lief ins Unterrichtszimmer, versuchte einige Schläge auf dem Böckli und wusste: Das ist es. Ein anderes Instrument wollte ich gar nicht erst ausprobieren. Der Funke sprang von Anfang an über, aber als ich als Tambour am Jugendfest trommeln durfte, ist er geradezu entflammt. Berufliche Ambitionen habe ich in der Musik nicht, dafür liebe ich meinen Job als Automatiker und meine anderen Hobbys zu sehr. Um mich einer Herausforderung zu stellen, versuchte ich die Fachprüfung für die Musikrekrutenschule. Als ich einige Wochen vorher mit Üben begann, merkte ich: Hoppla, das ist ein anderes Niveau, ich hätte viel früher mit der Vorbereitung beginnen sollen. Dass ich nicht bestanden habe, ist nicht tragisch, ich trommle trotzdem fürs Leben gern. So richtige Stars in unserem Metier habe ich an der Basler Fasnacht kennengelernt, wo ich bereits als Kind oft war, da meine Grosseltern von dort sind. Das ist wirklich sehr cool, was die Tambouren dort zustande bringen. Selbst mitgemacht habe ich noch nie, aber wir haben schon Basler Stücke bei den Brugger Tambouren gespielt. Die Koordination beim Trommeln mag beeindrucken, aber es ist aus meiner Sicht reiner Fleiss. Je mehr man übt, desto mehr geht es auf die Hände über. Schliesslich spielen sie wie von selbst. Immer nach Noten zu spielen, das können wir Tambouren vergessen, schliesslich laufen wir am Umzug mit. Dass mir das Marschieren und die Rhythmik im Leben zugutekommen, habe ich in der Rekrutenschule gemerkt. Bei den Marschproben war ich zu Beginn der Einzige, der das gleich konnte. Bei den Tambouren habe ich zudem gelernt, aufrecht und ohne Scheu vor Publikum zu stehen. Das werde ich nun auch am Rutenzug tun, den ich dieses Jahr mit der Brugger Trommel anführen darf.»

«Die Szene habe ich heute noch vor Augen: Als Zweitklässler war ich an der Instrumentenvorführung der Musikschule. Ich sah die Trommel, wusste, das sind die, die am Jugendfest dabei ist, und mir war klar: Das will ich auch. Ans erste Jugendfest als Tambour erinnere ich mich gut. Ich war acht Jahre alt, hatte viel geübt, aber als ich beim Sturmlauf zu Beginn der Büscheliwoche mit der Trommel rennen musste, fiel ich hin. Uff, war mir das peinlich. Nun denn, ich habe trotzdem weitergemacht. Und jetzt gehöre ich nebst den Tambouren Brugg zur Gruppe ‹Jung und etwas älter› des Musikvereins Brugg-Windisch, die von meinem Lehrer Pascal Kundert geleitet wird. Dort hat man Auftritte mit vielen anderen zusammen, auf hohem Niveau, das gefällt mir. So durfte ich schon am Sechseläuten mitspielen. Eines meiner Lieblingsstücke am Jugendfest ist ‹Let’s go drums›, das haben wir jedes Jahr gespielt. Ich finde es cool, weil es verschiedene Stimmen hat und alle mitspielen können. Wenn ich Vorbilder hätte, dann wären es wohl die Basler Tambouren. Ich schaue die Zusammenfassung der Basler Fasnacht oft am Fernsehen an. Was die können, ist krass! Auf dieses Jugendfest freue ich mich besonders. Dass ich die Brugger Trommel spielen darf, ist speziell. Da sie aus Holz ist, klingt sie viel weniger blechig. Und sie sieht wunderschön aus. Ich bin stolz, dass ich sie dieses Jahr spielen und tragen darf. Für uns Tambouren wird die Büscheliwoche intensiv. Als Automatiker im dritten Lehrjahr nehme ich dafür frei. Am Montag kommen wir frühmorgens trommelnd vom Wald herunter und setzen dann zum Sturmlauf an. Am Dienstagmorgen ist Marschprobe angesagt, dann folgt am Abend das Konzert beim Erdbeeribrunnen. Am Mittwochmorgen proben wir nochmals, und am Abend sind wir beim Zapfenstreich im Einsatz. Der Donnerstagmorgen beginnt bereits um 6 Uhr mit der Tagwacht. Dann können wir kurz frühstücken, und anschliessend beginnt der Umzug. Am Nachmittag spielen wir nochmals beim kleinen Umzug in die Schützenmatt, und am Abend holen wir trommelnd die Feuerwehrleute ab und begleiten danach den Heimzug. Dass wir dabei leuchtende Schläger tragen, ist ein spezielles Highlight. Auf die Büscheliwoche freue ich mich immer ganz besonders. Vier Tage lang trommeln – und dieses Jahr sogar auf der Brugger Trommel – das ist pure Freude!»