Als Vertreterin der FDP Schinznach-Dorf begrüsste Martina Sigg die gut hundert interessierten Personen, die sich am 21. Juni in der Aula Schinznach-Dorf zum öffentlichen Informationsanlass zum Thema Geothermie einfanden. Sie umriss die zur Diskussion gestellte Problematik mit den Stichworten Energiekanton Aargau, Kernenergie, Wasserkraft, absehbare Energieknappheit. Daraufhin stellte Angela Klamt, die durch den Anlass führte, die Referenten und ihre Kompetenzbereiche vor: Regierungsrat Stephan Attiger als Vorsteher des Departements Bau, Verkehr und Umwelt, Nationalrat Matthias Jauslin und sein Engagement in den Bereichen Umwelt, Raumplanung und Energie, speziell Geothermik, Peter Meier als Spezialist in der Tiefengeothermie und CEO der Geo Energie Suisse AG sowie Gemeinderat Kurt Eggenberger, studierter Biophysiker, in Schinznach zuständig für die Bereiche Bau, Raumplanung und Energie.
Enormes Energiepotenzial
Matthias Jauslin skizzierte zu Beginn seiner Ausführungen die Geothermie in ihren wesentlichen Eigenschaften: Die im Erdinnern herrschenden hohen Temperaturen stellen eine Energiereserve von unerschöpflicher Grösse und permanenter Verfügbarkeit dar. Jauslin verwies auf vier mögliche Anwendungen: Heizen, Kühlen, Energie speichern und Strom produzieren. Eine Wärmestromkarte der Schweiz zeigt auf, dass der Aargau, besonders der Nordteil des Kantons, günstig liegt. Der Referent erklärte, dass die Geothermie in der Schweiz für den privaten Heizungsbedarf schon intensiv, für grössere leistungsfähigere Vorhaben aber noch kaum genutzt werde. Er nannte eine ganze Reihe von Vorteilen dieser Energieform, darunter stabile und tiefe Betriebskosten, die permanente und unbeschränkte Verfügbarkeit und die minimalen Auswirkungen auf das Landschaftsbild. Als Nachteile beschrieb Jauslin unter anderem das Fündigkeitsrisiko, die hohen Investitionskosten und die Dauer von Planung und Umsetzung.
Stephan Attiger erwähnte die Bereitschaft des Aargaus, die Nutzung der Geothermie markant zu unterstützen: «Der Energiekanton Aargau will und kann mehr als seinen proportionalen Beitrag leisten.» In diesem Zusammenhang erwähnte er raumplanerische Rahmenbedingungen, das kantonale Gesetz über die Nutzung des tiefen Untergrunds sowie die Leistung von Förderbeiträgen. Damit würden die Bewilligungsverfahren vereinfacht. Im Aargau gelte allerdings ein besonderes Augenmerk den Schutzzonen der aargauischen Thermalquellen in Rheinfelden, Bad Zurzach, Baden und Schinznach-Bad. In seinem Fazit versicherte Attiger: «Der Kanton steht der Geothermie positiv gegenüber.» Er hielt aber fest, dass die Umsetzung grundsätzlich von den Wärme- und Stromversorgern getragen werden müsse.
Peter Meier stellte die Geothermie aus industrieller Sicht dar. Dabei erwähnte er verschiedene Standorte im nahem Ausland und in den USA, wo diese Technologie schon seit Jahren genutzt wird. Unglücklicherweise hatten zwei erste Schweizer Projekte ungünstige Auswirkungen, was zu Skepsis in der Bevölkerung geführt hat. Mittels neuer Bohr- und Fördertechniken wird dem Rechnung getragen. Nach wie vor beanspruchen die Bewilligungsverfahren aber sehr viel Zeit, und die Akquirierung von Investoren ist nicht einfach, obwohl sich der Bund in der Erkundungsphase mit der Übernahme von 60 Prozent der Kosten engagiert.
Günstige Voraussetzungen
Kurt Eggenberger zeigte eindringlich die verschiedenen Voraussetzungen auf, die in unserer Region die allfällige Nutzung von Geothermie begünstigen. Wir befinden uns – wörtlich! – in einem Hotspot der Untergrundwärme. Kommt hinzu, dass detaillierte Daten über die Beschaffung des Untergrunds vorliegen; im Zusammenhang mit einem möglichen Tiefenlager hat die Nagra die geologische Situation gründlich erforscht. Die Nähe zu Anlagen der Spitzentechnologie stellt einen weiteren Standortvorteil dar.
In einer an die Referate anschliessenden Fragerunde und beim Apéro standen die Referenten für weitere Auskünfte zur Verfügung.