Ja zu Fusionsprüfung und Casimir

Die Endinger Stimmberechtigten bewilligten diskussionslos Kredite für den Kompass Surbtal sowie das neue Mehrzweckgebäude Casimir.
Der alte Kindergarten wird durch ein neues Mehrzweckgebäude ersetzt. (Bild: is)

Endingens Gemeindeammann Ralf Werder ist bekannt dafür, zügig durch Gemeindeversammlungen zu führen. Angesichts von elf Traktanden sah Werder am Freitagabend, 23. Juni, etwa zwei bis ­zweieinhalb Stunden für die Sommergmeind vor. Um 21.46 Uhr erklärte er die Versammlung nach 90 Minuten für beendet – und konnte es selbst kaum glauben. Sämtliche Geschäfte wurden mit grossem Mehr oder gar ohne Gegenstimmen genehmigt.

Am meisten überrascht war der Gesamtgemeinderat, dass es nach der Präsentation von Traktandum 5, dem Fusionsprüfungskredit von brutto 60 000 Franken, keine einzige Frage aus dem Plenum gab. «Das ist gerade ein wenig speziell», wunderte sich Werder und fragte nochmal nach, um sich zu vergewissern. Keine Fragen? Dann direkt zur Abstimmung. Mit 125 Ja- zu 8 Nein-Stimmen bewilligten die Endingerinnen und Endinger den Kredit als letzte der vier beteiligten Gemeinden. «Nun beginnt die Arbeit», sagte Werder erfreut: «Am 18. August findet die erste Sitzung statt.»

In den kommenden anderthalb ­Jahren werden die Gemeinden Endingen, Lengnau, Schneisingen und Tegerfelden gemeinsam in Arbeits- und Echogruppen prüfen, ob sie die bestehende Zusammenarbeit weiter­führen oder ob sie sich zusammen­schliessen wollen. «Mit der Prüfung schaffen wir eine breit abgestützte Grundlage für die Entscheidungsfindung», so Werder.

Da gleich danach eine Pensenauf­stockung beim Verwaltungspersonal mit Kosten von 60 000 Franken bewilligt wurde, ist die Assistenzstelle für das Projekt «Kompass Surbtal» ebenfalls sichergestellt. Die Stelle wird von der KV-Lernenden der Gemeinde Endingen nach Lehrabschluss mit einem 20-Prozent-Pensum übernommen, daneben ist sie für weitere Abteilungen sowie das Mitteilungsblatt «Surbtaler» im Einsatz.

Schlichter Holzbau
Frau Vizeammann Rebecca Spirig stellte das zweite wichtige Projekt des Abends vor, ein Baukreditbegehren von 3,6 Millionen Franken für den Neubau eines Mehrzweckgebäudes auf dem Grundstück des ehemaligen Kindergartens (Baujahr 1968), in dem seit 2013 die Tagesstrukturen (Taste) angeboten werden. Das Gebäude weist altershalber viele Schäden auf. Zudem genügen die Räumlichkeiten den heutigen Anforderungen nicht mehr.

Aus einem anonymen Architekturwettbewerb gingen die Lumo Architekten aus Döttingen mit ihrem Entwurf eines schlichten zweigeschossigen Holzgebäudes hervor. Das Projekt «Casimir» soll anstelle des alten Kindergartens umgesetzt werden. Die Taste sind im Erdgeschoss vorge­sehen, im Obergeschoss befinden sich drei Klassenzimmer und ein Gruppenraum, der bei Bedarf für den Taste-Mittagstisch genutzt werden kann. Auf dem Dach ist eine Photovoltaikanlage von rund 90 Quadratmetern vorgesehen.

Die Kosten belaufen sich auf 3,6 Millionen Franken. Ob man sich das denn leisten könne, fragte ein Votant. «Ja, wir können es uns leisten», antwortete Rebecca Spirig. Man habe das gemeinsam mit der Finanzkommission geprüft, zumal in den letzten Jahren grosse Investitionen getätigt worden seien – gerade habe man das für zwei Millionen Franken sanierte Schwimmbad neu eröffnet. Die Nettoverschuldung pro Einwohner werde von 672 auf 2500 Franken steigen, was aber immer noch im «grünen Bereich» liege. In der Abstimmung genehmigte der Souverän den Baukredit bei drei Nein-Stimmen und drei Enthaltungen. Damit wird nun das Bau­gesuch erarbeitet, das spätestens Ende Jahr eingereicht werden soll. Baustart ist im Frühling 2024 geplant, die Bauzeit wird mit einem Jahr angegeben. Während dieser Zeit muss eine Lösung für die Taste gefunden werden.

Erstmals wieder ein Minus
Ralf Werder zeigte mit einer Grafik auf, dass die Gemeinde seit 2018 jedes Jahr mehr als eine halbe Million Franken Ertragsüberschuss erwirtschaftet hat, insgesamt rund 2,6 Millionen Franken. Die Rechnung 2022 der Einwohnergemeinde Endingen schliesst nun erstmals wieder mit einem Ausgabenüberschuss von 273 216 Franken ab, die dem Eigenkapital entnommen werden. Budgetiert war ein Ertragsüberschuss von 36 000 Franken. Hauptverantwortlich dafür sind vor allem höhere, nicht beeinflussbare Ausgaben im Bereich der sozialen Sicherheit.

surbtal.ch/kompasssurbtal