«Die Chemie zwischen uns stimmt»

Seit dem 1. Mai leiten Karin Oswald und Nicole Da Rin das Alterszentrum RAS. Sie wollen das Haus mehr für die Bevölkerung öffnen.
Nicole Da Rin und Karin Oswald vor dem markanten roten RAS-Bau in der Breitwies. (Bild: is)

Zur Mittagszeit herrscht gemütliche Stimmung im Alterszentrum in der Breitwies. Im Speisesaal geht Nicole Da Rin (44) von Tisch zu Tisch und nimmt sich auf ihrer «obligaten täglichen Runde» durch das Alterszentrum Zeit für einen Schwatz mit den Bewohnenden. «Dieser Kontakt ist mir äusserst wichtig», sagt die neue Institutionsleiterin des Alterszentrums RAS in Ehrendingen. Seit dem 1. Mai leitet die diplomierte Pflegefachfrau und Berufsbildnerin das Haus gemeinsam mit der HR- und Finanzfachfrau Karin Oswald (57). Ihre Philosophie: «Wir wollen unsere eigenen Vorstellungen umsetzen, wie unsere Eltern oder wir einst im Altersheim leben möchten.»

Ausfall des Vorgängers
Das RAS hat unruhige Zeiten hinter sich. Covid war eine grosse Herausforderung, und kaum hatte sich die Lage entspannt, fiel im Juli 2022 Geschäftsführer Gerhard Weber aus gesundheitlichen Gründen aus. Nicole Da Rin, die seit Mai 2021 im RAS arbeitet, übernahm die Institutionsleitung ad interim. Die Wettingerin war zuvor neun Jahre im Gässliacker in Nussbaumen und acht Jahre im St. Bernhard in ­Wettingen als Bildungsverantwortliche tätig. Karin Oswald aus Rütihof war Gründungsmitglied einer IT-Firma und dort während rund 20 Jahren für Finanzen und Personal zuständig, bevor sie 2017 ins RAS wechselte. Die beiden ergänzen sich perfekt: «Da ich keine Ausbildung im Bereich Finanzen und HR habe, bin ich sehr froh über die Unterstützung von Karin», erklärt Da Rin, die derzeit eine Weiterbildung als Heimleiterin absolviert.

Die Zusammenarbeit habe sofort funktioniert, schwärmt Karin Oswald: «Es ist schön, dass wir Entscheidungen gemeinsam absprechen können. Die Chemie stimmt!» Für sie ist es zwingend, dass eine Institutionsleitung aus der Pflege kommt: «Dadurch verfügt Nicole über das nötige Fein­gefühl im Umgang mit den Bewohnenden und über grosse Erfahrung in Gesprächen, die fordernd sein können.»

Im RAS herrscht ein familiärer Umgang und eine Du-Kultur. Den beiden Leiterinnen ist es wichtig, den Bewohnenden ein liebevolles Zuhause und beste Lebensqualität im letzten Lebens­abschnitt zu bieten. «Die Bedürfnisse der älteren Generation verändern sich stark. Immer öfter haben Bewohnende einen Computer im Zimmer. Sie möchten noch aktiv am Leben teilnehmen und vieles erleben. Dem wollen wir gerecht werden», sagt Nicole Da Rin. Um das nach aussen zu dokumentieren, wurde die Website des RAS per 1. Juli neu gestaltet. Das Alterszentrum soll wieder vermehrt ein Ort der Begegnung für Jung und Alt sein – nicht am Rand des Dorfs, sondern mittendrin. Unter anderem kommt einmal pro Monat das Chinder­huus Surbtal für eine gemeinsame Aktivität ins Pflegezentrum, im Haus wird neu ein Ü60-Treff und viermal jährlich ein vergünstigtes Mittagessen für Auswärtige angeboten. Im Juni fand erstmals der Cervelat-Cup statt, bei dem es darum ging, wer die Wurst am kunstvollsten einschneidet. Gemeinsam wurden die Cervelats dann über dem Feuer gebraten. «Die Aktion war ein voller Erfolg», sagen die Leiterinnen erfreut.

Neu mit Palliativzimmer
Vier- bis fünfmal im Jahr kommen Kleintiere zu Besuch, welche die Bewohnenden sehr erfreuen und für Abwechslung sorgen. Im August gastiert der Zirkus Valentino im Pflegeheim, im November findet eine Modenschau statt, bei der Mitarbeitende aktuelle Herbst-/Wintermode vorführen. Ab Herbst haben die Bewohnenden zudem die Möglichkeit, gemeinsam mit einer Aktivierungstherapeutin in einer Gruppe im separaten Raclette-Stübli zu essen, um Abwechslung zur gewohnten Umgebung zu erhalten. Die Institutionsleiterinnen legen grossen Wert auf die Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen. So werden sie am Ehrendinger Herbstmarkt und am Zukunftstag im November ein gemeinsames Programm mit der Spitex NOA anbieten. Und mit dem Sozialen Dienst der Gemeinde veranstalten sie einen Tag zum Einblick in der Pflege für interessierte Geflüchtete.

Auch mit dem Kantonsspital Baden und anderen Pflegeheimen steht Nicole Da Rin in regem Austausch. Aus diesem Netzwerk ist unter anderem das neue Angebot eines Palliativzimmers im RAS entstanden. Dieses verfügt über zwei Betten und eine mobile Trennwand, damit Angehörige dort übernachten können. «Der Bedarf ist gross», weiss die Institutionsleiterin. Derzeit sind ebenso die 36 Pflegebetten komplett vermietet.

Guter Arbeitgeber sein
Genauso wichtig wie die Bewohnenden sind Nicole Da Rin und Karin Oswald die Mitarbeitenden im RAS. «Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir keinen Personalmangel zu verzeichnen haben», sagt Da Rin erfreut. Das habe wohl mit der Firmenkultur zu tun, ergänzt Karin Oswald: «Wir haben untereinander ein Vertrauensverhältnis und können offen und direkt kommunizieren. Und dank unserer überschaubaren Grösse sind wir beweglich und können Veränderungen schneller umsetzen.» Mitarbeitende profitieren ausserdem von vergünstigter Verpflegung, einem täglichen Gratiszmorge und erhalten gratis Kaffee, Getränke und Parkplätze. Das RAS ist ausserdem ein Ausbildungsbetrieb. «Es ist wichtig, dass wir unseren Nachwuchs selbst ausbilden können», ist die Institutionsleitung überzeugt. Das RAS bietet Lehrstellen in der Pflege, im Büro und in der Hauswirtschaft an. «Neu haben wir einen Platz für Absolventen der höheren Fachschule», so Nicole Da Rin.

Die Pensionstaxen des RAS bewegen sich im Vergleich zur Konkurrenz eher im tieferen Bereich. «Gleichzeitig spüren wir natürlich die Teuerung», sagt Finanzchefin Karin Oswald, welche die Kosten im Griff behalten muss. Im Alltag ist deshalb oft Kreativität gefragt, ohne dass es die Bewohnenden spüren. Nicole Da Rin und Karin Oswald freuen sich über das Vertrauen des RAS-Vorstands: «Wir haben in diesem Jahr alle Herausforderungen mit viel Engagement und guten Gesprächen auf Augenhöhe gut gemeistert und machen unsere Arbeit mit Herzblut und viel Freude.»