«Perlentaucher» in der TV-Szene

Matthias Moser und seine Geschäftspartnerin Susanne Holthuizen haben ehrgeizige Ziele: Sie lancieren ihren eigenen Fernsehsender.
Startklar: Matthias Moser und Susanne Holthuizen gehen bald mit Network-TV auf Sendung. (Bild: zVg)

Matthias Moser ist in Brugg vor allem als Geschäftsführer von Moser Optik bekannt. Vor 30 Jahren übernahm er das Traditionshaus von seinem Vater und leitet es heute zusammen mit Nichte Julia Reyes Moser. Doch ein Standbein war dem umtriebigen Unternehmer immer zu wenig. «Ich brauche Abwechslung», sagt er, lacht und rückt seine elegante Titanbrille zurecht. Zehn Jahre lang vertrieb er mit seiner Zweitfirma Montura Eyewear schweizweit erfolgreich Brillenfassungen. Doch bald folgt er einer weiteren Passion.

Bis zum eigenen Sender
Seit seiner Jugend ist Moser von der Film- und Fernsehwelt fasziniert. Für ihn ging deshalb ein Traum in Erfüllung, als er für die SRF-Reihe «Music Scene» von einem Kollegen als Kabelträger angeheuert wurde. Die erste Produktion, bei der er mitarbeitete, war eine Liveproduktion des Gurtenfestivals. Seit dann brennt sein Herz endgültig für die hektische Welt des Fernsehmachens. Der gelernte Augenoptiker und CEO fing nochmals ganz unten an und arbeitete sich von der Hilfskraft bis zum renommierten Kameramann und Filmproduzenten hoch. Neben seinem anspruchsvollen Job bei Moser Optik besuchte er Lehrgänge an einer Filmschule in München sowie im Ausbildungscenter Studio 1, absolvierte diverse Praktika beim Schweizer Fernsehen und liess sich zum Cutter ausbilden. Seit bald 20 Jahren steht der 62-Jährige mittlerweile als Freelancer hinter der Kamera und ist vor allem für Liveübertragungen von Sportveranstaltungen und Konzerten eine begehrte Fachkraft. Jahrelang arbeitete der Vater von drei Söhnen von morgens bis nachmittags bei Moser Optik und fuhr anschliessend ins Fernsehstudio, wo er bis um 1 Uhr Nachtschicht schob.

2018 tat sich Moser mit der Publizistin Susanne Holthuizen aus Lengnau zusammen und gründete die Firma Moop Productions. Seither produzieren die beiden Medienprofis Dokumentar- und Imagefilme sowie Reportagen für verschiedene Auftraggeber. Unter anderem kreierten sie für das Dorf Böttstein ein Kommunikationskonzept für einen gemeindeinternen Fernsehsender auf dem Kabelnetz. Doch das Projekt scheiterte. «Dafür reifte in uns die Idee, einen eigenen TV-Kanal ins Leben zu rufen», erzählt Moser.

Susanne Holthuizen und Matthias Moser beim Dreh für Helvetic Airways. (Bild: zVg)

Genug Sendematerial bereit
Die zwei machten schon während der Coronazeit, als viele Aufträge wegbrachen, Nägel mit Köpfen. Sie nutzten die Freiräume, um ein Sende­konzept zu schreiben, und riefen Network-TV als Trägerverein ihres ­zukünftigen eigenen Senders ins Leben. «Wir wollen zusammen Sendungen im Stil von Arte produzieren», verspricht Matthias Moser optimistisch. Als selbstständiger Kameramann hat er viel in die Technik investiert und ist im Besitz eines vollstän­digen Film- und Fernsehequipments.

Der Fokus von Network-TV soll vor allem auf kulturellen und gesellschaftlichen Schwerpunkten mit nationaler Ausstrahlung liegen. «Wir berichten über Menschen, die sonst eher im Hintergrund sind und mit ihrer Arbeit etwas bewegen. Namen, die ständig durch Boulevardmedien getragen werden, interessieren uns weniger», bekundet der in Umiken wohnhafte Filmemacher. Dafür garantiert er dem zukünftigen Publikum spannende Blicke hinter die Kulissen von kulturellen Projekten. In ihrer mehrjährigen Zusammenarbeit haben Moser und Holthuizen neben den Produktionen für ihre Auftraggeber auf eigene Kosten bereits viel Sendematerial zusammengetragen. «Wir sind ständig auf der Suche nach unbekannten Perlen», sagt Moser und bezeichnet sich und Holthuizen als «Perlentaucher».

Dem Start steht nichts im Weg
«Wenn wir bisher auf einem Drehplatz waren, haben wir stets sowohl für unsere Kunden als auch für den eigenen Sender gefilmt», erklärt Matthias Moser. So entstand die Städtereihe «Mittendrin in …» mit intimen Porträts über Menschen in Chur und Thun. Als Nächstes ist Solothurn an der Reihe. Ein Dokumentarfilm über das von der Polin Grazyana Kulczyk gegründete Muzeum Susch, das sich als wahre Perle des Kantons Graubünden entpuppte, ist schon fertiggestellt. Des Weiteren wird die Geschichte einer Familie aus Birr verfilmt, die nach Südfrankreich ausgewandert ist und dort ein grosses Anwesen mit Ferienwohnungen betreibt. Die Liste des vorhandenen Materials lässt sich beliebig fortsetzen. «Wir haben zurzeit etwa 22 Projekte am Start», meint Moser und strahlt. Denn der Sendeplatz ist nun spruchreif: Auf Swisscom TV kann Network-TV künftig schweizweit empfangen werden. «Und wir sind in Verhandlungen über weitere Ausstrahlungsmöglichkeiten», verrät der Filmemacher. «Alles ist parat, jetzt können wir loslegen: Ab dem 1. Quartal 2024 sind wir voraussichtlich auf Sendung.»

Am 16. September um 20.15 Uhr wird im Cinema Odeon anlässlich der Brugger Dokumentarfilmtage der Film «Ihr könnt jetzt gehen» von Hanspeter Bäni und Matthias Moser gezeigt. Anschliessend findet, moderiert von Röbi Koller, ein Gespräch mit den beiden Machern statt.