Weltmeisterin statt Nationalrätin

Die frühere Mitte-Nationalrätin Ruth Humbel holt in Košice (Slowakei) zweimal Gold an der Seniorenweltmeisterschaft im Orientierungslauf.
Auf dem Weg zum Sieg: Ruth Humbel kurz vor dem Ziel des Orientierungslaufs über die Mitteldistanz. (Bild: zVg)

Alljährlich führt der Internationale Orientierungslaufverband die sogenannten World Master Orienteering Championships (WMOC) durch. Teilnahmeberechtigt sind Läuferinnen und Läufer, die 35 Jahre und älter sind. In Košice, der zweitgrössten Stadt der Slowakei, nahmen dieses Jahr vom 11. bis 18. August etwa 3000 Personen am Wettbewerb teil. Gestartet wurde in 28 je fünf Jahre umfassenden Altersklassen. In der Damen-Altersklasse W65 siegte Ruth Humbel aus Birmenstorf, bis Ende Februar dieses Jahres Aargauer Nationalrätin der Mitte-Partei, gleich in zwei Rennen. Sie sicherte sich die Goldmedaille sowohl im Orientierungslaufsprint in der Altstadt von Košice als auch im Rennen über die Mitteldistanz von 3 Kilometern.

Über die Langdistanz von nominell 4,4 Kilometern verpasste sie einen Podestplatz um rund 6 Minuten und musste sich mit Rang 5 abfinden. «Ich habe einem dummen Fehler gemacht», sagt Humbel. Das Wettbewerbs­gelände sei sehr anspruchsvoll gewesen. Es lag in einem dicht bewaldeten Karstgebiet mit Hügeln und vielen Dolinen, auch Karsttrichter genannt, kreis- oder ellipsenförmigen Senken. Sie sei sehr glücklich, dass es ihr gelungen sei, in zwei der drei Wettbewerbe an die Spitze zu laufen, ein Mal mit 8 Sekunden, das andere Mal mit 37 Sekunden Vorsprung auf die Zweitplatzierte, sagt Humbel. Ein Beweis für eine langfristige Leistungskonstanz: Als Humbel 2010 das letzte Mal an den World Master Orienteering Championships teilnahm, damals im Raum Neuchâtel, hatte sie in der Kategorie W50 ebenfalls zwei Gold­medaillen errungen. «Wenn ich dieses Jahr noch im Wahlkampf gestanden hätte, hätte ich unmöglich an der Weltmeisterschaft teilnehmen können», sagt die Mitte-Politikerin, die Ende Februar nach zehn Jahren vorzeitig aus dem Nationalrat zurück­getreten ist. Jetzt hat die frühere Spitzensportlerin – unter anderem fünffache Schweizer Meisterin – mehr Zeit und Musse, sich in jenem Sport zu engagieren, der ihr Leben geprägt und sie zudem bekannt gemacht hat. Nächstes Jahr bei den World Master Orienteering  Championships, dann im finnischen Turku, will sie wieder dabei sein.