Ein fragiles Netz von Pflanzen

Im Rahmen der Ausstellung «Landschaften» hat Julia Steiner das Zimmermannhaus samt Umgebung zu einem ­Entdeckungsort gemacht.
Künstlerin Julia Steiner in ihrem Werk «Partitur der Natur» im Zimmermannhaus. (Bild:ZVG | Julia Cavegn)

Durch den oberen Stock des Zimmermannhauses spinnt sich ein Netz aus Pflanzen. Orange leuchten die Blüten der Kapuzinerkresse durch das Geflecht von Gräsern und Blättern. Sie alle stammen aus dem Park nebenan, der dank Julia Steiner in einem sanften Wandel ist. Gemeinsam mit dem Werkdienst hat die Kunstschaffende in den vergangenen Monaten eine Rabatte bepflanzt, auf der sich die Natur nun form- und farbenfroh präsentiert. Zudem hat sie eine Parkbank umgedreht, die – weg von der Strasse – den Blick aufs Grün öffnet.

Spannungsvolles Pflanzennetz
Die Idee, im Park für neues Leben und kleine Irritationen zu sorgen, habe sich langsam entwickelt, sagt Julia Steiner, die die Natur als eine ihrer Kraftquellen bezeichnet. «Als Kunstschaffende ist es meine Aufgabe, eine andere Perspektive einzubringen, den Menschen einen anderen Blick auf einen Ort zu ermöglichen.» Die im Frühjahr gesetzten Pflanzen im Park würden sich über die Zeit hinweg entwickeln und aus einem Ort, den die meisten Menschen einfach passierten, eine Oase machen, die zum Verweilen einlade.

Eine solche Oase hat Julia Steiner, inspiriert vom Netz der Bodenplatten, auch im Zimmermannhaus geschaffen. Sorgsam hat sie für ihre «Partitur der Natur» Teile von Pflanzen aus der Umgebung in den Ausstellungsraum getragen und aufgehängt. Die Schnüre hat sie mit Steinen vom Aare­ufer beschwert. «Das gibt dem Netz Spannung», erklärt sie. Für diese Ausstellung habe sie ganz wenig Material gebraucht, und das meiste davon gebe sie am Schluss wieder der Natur zurück.

Werden und Vergehen
Das installative Arbeiten im Raum war für die Künstlerin, die in Basel lebt und arbeitet, ein Novum. «Das Wirken in diesem Gesamtsetting ist sehr komplex», sagt die 41-Jährige. «Dass ich während des Entstehungsprozesses nicht nur an den Wänden arbeite, sondern mich im Raum bewege und gewissermassen eine dreidimensionale Zeichnung mache, war für mich Neuland.» Durch den ständigen Wechsel der Perspektive ergäben sich Verlagerungen und Verdichtungen. «Auf diese Weise Kunst zu machen, ist eine körperliche Erfahrung», so Julia Steiner.

Bis zum Ende der Ausstellung, die bis zum 15. Oktober dauert, werden die aufgehängten Pflanzenfragmente zu einem Sinnbild für die Fragilität und die Vergänglichkeit des Lebens. Was welkt und zu Boden fällt, bleibt dort liegen. «Es wird nicht weggewischt», erklärt Julia Steiner. «So bleibt der Raum in einem steten Wandel.»

Im Gespräch mit Kunstwissenschaftlerin Isabel Zürcher erzählen Julia Steiner und Heiko Blankenstein, der im ehemaligen Bibliotheksraum des Zimmermannhauses ausstellt, heute Abend beim «Wortwechsel» von ihrer Arbeit.

Wortwechsel
Donnerstag, 31. August, 19 Uhr
Zimermannhaus, Brugg
zimmermannhaus.ch