Über 90 der rund 400 Mitglieder der Wohnbaugenossenschaft Brugg-Windisch (WBG) strömten am Freitagabend, 25. August, in den Orientierungssaal im Campus. Das Interesse an der Informationsveranstaltung zum Grossprojekt «Energieversorgung der Zukunft» war gross. Noch im Mai dieses Jahres sorgten im Vorfeld der Generalversammlung einige Genossenschafterinnen und Genossenschafter für Unruhe, da sie sich ungenügend informiert fühlten und befürchteten, das millionenschwere Projekt treibe die Mieten in die Höhe.
Umstellung auf Erdwärme
Im Rahmen der Generalversammlung vom 5. Mai konnte der Vorstand unter dem Präsidium von Marcel Frauchiger viele Ängste abbauen. Nun war der Zeitpunkt für eine breite Information zum Energieprojekt gekommen. Unterstützt wurde Frauchiger von Vorstandsmitglied Daniel Grossen, der für das Ressort Bauplanung verantwortlich zeichnet, und von Wolfgang Neumann, Geschäftsleiter von W. Neumann Consult AG, Windisch, der die WBG auf Mandatsbasis bei der Umstellung auf nachhaltige Energie berät und begleitet.
Im ersten Teil informierte Präsident Marcel Frauchiger die Anwesenden über die Rahmenbedingungen, die sich aus der statutarischen Verpflichtung, nachhaltig zu wirtschafen und günstigen Wohnraum anzubieten, ergeben. Zudem drängt sich eine Sanierung auf, da die aktuellen Systeme – allen voran in den Liegenschaften an der Kornfeldstrasse in Windisch – dringend ersetzt werden müssen. Auch bezüglich Finanzen geht die WBG über die Bücher. Derzeit sieht sie sich mit einer massiven Unterdeckung der Nebenkosten konfrontiert, laut Frauchiger betrug der Fehlbetrag in den letzten drei Jahren etwa 300 000 Franken. «Das ist langfristig nicht akzeptabel», so der Präsident. Die Umstellung vom Pauschalsystem zu einer individuellen Nebenkostenabrechnung dränge sich deshalb auf. Um längerfristig die Ausgaben zu senken, sei die Umstellung auf ein anderes Energiesystem aber unumgänglich, erklärte der Präsident. Die wirtschaftlichste Lösung, so hätten die Analysen vom Februar 2022 ergeben, sei die Umstellung von Gas auf Erdwärme. Die Energieersparnis wurde hierdurch gesamthaft zu circa 80 Prozent berechnet.
Start der Probebohrungen
Einsparungen wird in den Liegenschaften der WBG nebst der Erneuerung der Fenster, die zu grossen Teilen erfolgt ist und am Ende eine Energieersparnis zwischen 15 und 25 Prozent bringen soll, auch die Umstellung auf zentrale Boiler bringen. In einem ersten Schritt werden die Häuser im Kornfeld (zuerst die kleinen, dann die Hochhäuser) mit Erdwärme ausgestattet, danach folgen die Liegenschaften Am Rain und Weiermatt in Brugg. Ebenfalls ist in einem weiteren Schritt die Errichtung einer Photovoltaikanlage vorgesehen.
Wolfgang Neumann erläuterte auf anschauliche Weise die Umsetzung des grossen Projekts bezüglich Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und Autonomie. «Wir wollen in Zukunft bezüglich Energie möglichst unabhängig sein», so der Experte. An konkreten Beispielen von Genossenschaftswohnungen stellte er die Entwicklung der Energiepreise vor und zeigte auf, welche Investitionen für das Projekt nötig sind und welche Ersparnis das bringt. Bereits eingetroffen ist die Bewilligung des Kantons für die Probebohrungen der Grundwasserbrunnen zur Wärmeerzeugung im südwestlichen Teil der Kornfeldstrasse. Diese gibt Aufschluss über die Ergiebigkeit des Grundwasserkörpers. Ebenfalls liegen die kantonalen Bewilligungen für die 300 m tiefen Erdwärmesonden im nord-östlichen Teil der Kornfeldstrasse vor.
.Vorstandsmitglied Daniel Grossen führte den Mitgliedern der WBG vor Augen, was sich durch das neue Heizsystem in den Kellerräumen verändern wird und wie die Neugestaltung der Gründflächen im Bereich der Bohrungen dereinst aussehen könnte.
Abschliessend zeigte Marcel Frauchiger die geplante Finanzierung auf. Bis 2027 sollen insgesamt 12 Millionen Franken für die Erneuerung der Fenster (4 Millionen), die Umstellung auf Erdwärme (6,5 Millionen) und die Erstellung einer Photovoltaikanlage (1,5 Millionen) investiert werden. Aus eigener Kraft könne die WBG rund 40 Prozent finanzieren, dazu sei die Aufnahme von maximal 5 Millionen Franken geplant. «Wir sehen keine Anpassung des Mietzinses aufgrund der energetischen Massnahmen vor», beruhigte Frauchiger die Mitglieder, die sich nach dem Informationsteil mit konkreten Fragen einbrachten.