In Baden will die Familie Melina demnächst ihr fünftes Lokal eröffnen. Angefangen hat ihre Erfolgsgeschichte eher zufällig im Jahr 2017. «Mein Vater verlor damals seine Stelle, nachdem er 30 Jahre lang in der chemischen Industrie gearbeitet hatte», erläutert Fabio Melina die Ausgangssituation. «Wir haben unserem Vater dann als Familie ermöglicht, die Gelateria Fab & John zu eröffnen. Was sich jetzt alles daraus ergeben hat, hätten wir uns selbst nie träumen lassen.»
Eigentlich hatten sich die Brüder Melina vorgestellt, dass die Eisdiele in der Aarauer Altstadt ihren Vater in den Sommermonaten beschäftigen und er sich in den Wintermonaten eine verdiente Ruhepause gönnen würde. Doch da hatten sie die Rechnung ohne ihren Vater Giuseppe gemacht. «Das hat eingeschlagen wie eine Bombe. Er ist in der Gelateria richtig aufgeblüht und hat unglaublich Freude an seiner Arbeit», sagt Fabio Melina ebenso erfreut. «Nach nur wenigen Monaten kam er zu uns und meinte, dass die Gelateria ja gut und schön sei, er aber in den Wintermonaten ebenfalls etwas tun müsse.» Kurz entschlossen erwarb die Familie ein benachbartes Ladenlokal und eröffnete dort ihre erste Pizzeria Peppino.
Zurück zu den Wurzeln
Dann ging es Schlag auf Schlag. Die Pizzeria erfreute sich grosser Beliebtheit, und bald sahen sich Fabio Melina und sein Bruder Gian-Marco gezwungen, ihre bisherigen Berufe in der Personal- beziehungsweise Bankenbranche aufzugeben, um den Ansturm in der Pizzeria bewältigen zu können.
Die Familie Melina stammt ursprünglich aus der italienischen Region Kalabrien, aufgewachsen sind die Brüder Melina aber in Frick. Als in der Gemeinde ein geeignetes Lokal frei wurde, zögerte die Familie deshalb nicht lang und eröffnete an der Hauptstrasse den ersten Peppino-Ableger. «Plötzlich hatten wir also drei Lokale», erinnert sich Fabio Melina. «Alles lief ausgezeichnet, und dann kam Corona.» Die Pandemie zwang die frischgebackene Gastronomenfamilie, innezuhalten und sich klarzumachen, wie und womit man künftig die Kundschaft begeistern wolle. «Wir entschlossen uns, dass wir lieber weniger machen, das aber richtig. Unser Motto lautet deshalb: Alles mit Passion! Und das leben wir tatsächlich. Deshalb werden wir unserer neapolitanischen Pizza, deren Teig 72 Stunden lang ruht, immer treu bleiben», versichert Fabio Melina.
Um nach der Pandemie weitere Kundensegmente und Gebiete in Aarau bedienen zu können, bewarb sich die Familie Melina 2022 bei den SBB für ein Lokal im Aarauer Bahnhof und wurde nach einem längeren Auswahlprozess angenommen. Noch befindet sich die neueste Peppino-Filiale im Umbau, doch schon bald kann man die Pizzen der Familie Melina auch beim Aarauer Bahnhof geniessen.
Expansion in die Bäderstadt
Während in Aarau die letzten Arbeiten vor der Eröffnung ausgeführt werden, liegt in Baden bereits das Baugesuch für die nächste Pizzeria Peppino aus. An der Weiten Gasse 8, wo bis vor Kurzem das Reformhaus residierte, soll der neue Pizzatempel entstehen. Bis es so weit ist, muss aber erst das Baugesuch der Familie gutgeheissen werden, damit das Lokal mit dem zwingend nötigen Pizzaofen ausgestattet werden kann. Abgesehen davon will die Familie in ihrem Restaurant vor allem für authentisch italienisches Ambiente sorgen. Dazu soll sich das Kellergeschoss der Pizzeria in ein «Grotto» verwandeln. «Wir werden das alte Reformhaus mit viel Herzblut und sehr italienisch einrichten», verspricht Fabio Melina.
Die Idee, in der Bäderstadt einen Ableger ihrer Pizzeria zu eröffnen, hegte die Familie Melina bereits länger. «Baden ist eine wunderschöne Stadt und gefiel uns schon immer sehr. Ausserdem wohnt mein Bruder mit seiner Famile seit gut sechs Jahren in Rütihof», so Fabio Melina. «Wir haben uns deshalb wiederholt Lokale in der Stadt angeschaut. Beim alten Reformhaus hat nun alles gepasst.»
Pure Passion
Den Schritt in die Gastrobranche und in die Selbstständigkeit hat keiner der drei Melinas je bereut. «Es ist absolut der Traumjob unseres Lebens. Das einzige Problem ist, dass wir jetzt fast jeden Tag Pizza essen», bestätigt Fabio Melina lachend. «Wenn wir aber die Freude der Leute sehen, wenn sie unsere Pizzen essen, dann ist das ein sehr schöner Lohn und genau unsere Welt. Kürzlich sagte mir ein Gast, dass er in seinen 60 Lebensjahren weit gereist sei und viel von der Welt gesehen habe und nun feststellen müsse, dass er die beste Pizza in Frick bekomme.» Das gemeinsame Eröffnen und Betreiben ihrer Restaurants bedingt, dass die Familie seit Jahren beinahe jeden Tag gemeinsam verbringt. Laut Fabio Melina ein weiterer Vorteil ihrer unternehmerischen Tätigkeit: «Wir sind absolute Familienmenschen. Dass wir nun seit sechs Jahren so nahe zusammenarbeiten können, ist ein riesiges Geschenk.»
Giuseppe Melina, welcher der Stein des Anstosses für diese Entwicklung war, hat inzwischen das Pensionsalter erreicht. Vom Ruhestand will er aber freilich nichts wissen.