Hier wird Literatur zum Abenteuer

Am 21. September sind zwei junge Autorinnen in Brugg zu Gast. Frisch von der Leber weg sprechen sie über Sex, Mobbing und den ersten Rausch.
Spannen für die Literaturvermittlung zusammen: Tim Gallusser, Filialleiter Orell Füssli Brugg, Cécile Bernasconi, Leiterin Stadtbibliothek, und Michaela Ortlepp, Leiterin Jugendhaus Piccadilly. (Bild: aru)

Lang schon war es der Traum von Cécile Bernasconi, Leiterin der Stadtbibliothek Brugg, im Bereich der Literatur mit anderen kulturellen Playern im Raum Brugg-Windisch zusammenzuspannen. Nun – mit den neuen Räumlichkeiten im Effingerhof, die auch die Partizipation an einem grossen Veranstaltungssaal mit sich bringen – werden gemeinsame literarische Projekte Realität. Am 21. September lanciert die Bibliothek zusammen mit der Buchhandlung Orell Füssli und dem Jugendhaus Piccadilly eine erste Lesung. Mit der in Brugg aufgewachsenen Andrea Arežina und Salome Müller kommen zwei junge Autorinnen in den Effingerhof und bringen ein Buch für noch jüngere Frauen mit – frisch ab Presse. «Genauso, nur anders» erscheint am 15. September im Verlag Kein & Aber und versammelt Statements von jungen Schweizerinnen, die über Verliebtsein und Sex, über Gruppendruck und Mobbing, über Beziehungen, Freundschaften und den ersten Rausch berichten. 

«Mitmachen und mitreden»
Mit der Lesung wollen die drei veranstaltenden Parteien das junge, feminine Publikum ansprechen. «Wir haben exakt die Zielgruppe des ‹Pic› im Visier», lacht Michaela Ortlepp, Leiterin des städtischen Jugendhauses, das Schülerinnen und Schülern bis 17 Jahren ein vielfältiges Programm zur Verfügung stellt sowie den Mittagstisch für die Oberstufe unter seinem Dach beherbergt. «Mit gemeinsamen Veranstaltungen wollen wir junge Menschen auf niederschwellige Art und Weise begeistern und politischen Themen Raum bieten», fügt Cécile Bernasconi hinzu. «Es ist ein Versuch, das klassische Lesungsformat weiterzuentwickeln», betont Tim Gallusser, Filialleiter der Brugger Buchhandlung Orell Füssli. Bei den Lesungen soll das Publikum sich einbringen können und einbezogen werden. «Es soll ein Gespräch stattfinden, das ist uns wichtig», sagt Bernasconi. Für die Moderation wird deshalb Anouk Dähler, eine junge Mitarbeiterin der Stadtbibliothek, beigezogen. «Mitmachen und mitreden: Darum geht es bei unserer Arbeit im ‹Pic›», ergänzt Michaela Ortlepp.

Dass junge Menschen immer weniger lesen, können die drei Literaturbegeisterten nicht bestätigen. Im Gegenteil. «Wir haben viele Junge im Geschäft, die aktiv lesen und von uns beraten werden wollen», sagt Tim Gallusser. «Gerade unsere Open Library, bei der man auch zu Zeiten in die Bibliothek kann, in denen keine Betreuungspersonen vor Ort sind, kommt bei den jungen Menschen sehr gut an», berichtet Cécile Bernasconi. Anonymität und Autonomie bei der Buchwahl seien den jungen Menschen wichtig. «Sie wollen keine Bibliothekarin, die ihre Auswahl öffentlich kommentiert», sagt sie lachend.

Im «Pic» werde oft sogar beim Mittagessen gelesen, erzählt Michaela Ortlepp schmunzelnd. Selbst sie ist überrascht, wie viele Jugendliche wahre Leseratten sind. Deshalb plant das «Pic» in Zukunft ein Buchfenster. Dort soll – in Kooperation mit Orell Füssli und der Stadtbibliothek – jeweils ein Buch des Monats präsentiert und ausgestellt werden. «Wir wollen bewusst Literatur zeigen, die auch für den Einstieg ins Lesen geeignet ist.»

Bastelworkshop für die Kleinsten
Dass das Lesen nicht immer mit dem klassischen Schulstoff à la Goethe, Schiller und Thomas Mann gleichgesetzt wird, ist Cécile Bernasconi ein grosses Anliegen. «Ich finde es wichtig, dass die Jugendlichen überhaupt lesen», sagt sie. «Das kann sogar ein ‹Bravo›-Heftli sein.» Beim Lesen müsse die Freude im Mittelpunkt stehen, betont sie. Das ist mit ein Grund, weshalb die Lesung mit Andrea Arežina und Salome Müller für Jugendliche kostenlos ist. «Die Lesung soll ein spannendes Abenteuer werden», so Bernasconi.

Ein niederschwelliges Programm mit ganz verschiedenen Facetten will Orell Füssli seinem Publikum mit den kommenden Herbstevents bieten. «Es soll für alle etwas dabei sein», unterstreicht Tim Gallusser. Ende September beginnt eine Reihe von Veranstaltungen, die zum 15-Jahr-Jubiläum der Brugger Orell-Füssli-Buchhandlung organisiert werden. Gestartet wird am 27. September mit einer Lesung von Eymard Toledo, die aus ihrem im Baobab Verlag erschienenen Collage-Kinderbuch «Juju und Jojô» liest. An diesem Anlass, der wiederum in Kooperation mit der Stadtbibliothek Brugg stattfindet, stehen die Kleinsten im Mittelpunkt. Die Lesung wird in Form eines Bastelworkshops durchgeführt.

Und zum Schluss des Lesereigens stehen Tim Gallusser und Cécile Bernasconi selbst auf der Bühne und erzählen dem Publikum in einem «vorweihnachtlichen Plausch» von ihren eigenen Favoriten. Bei dieser Veranstaltung kommt ein weiterer literarischer Player, das Kulturhaus Odeon, ins Spiel, auf dessen Einladung der Anlass stattfindet. «Die literarischen Fäden in und um Brugg werden so weiter und weiter gespannt», freut sich Cécile Bernasconi.

Donnerstag, 21. September, 19.30 Uhr
Stadtbibliothek Brugg