Sechs klingende Merzeblüemli

Heinz Merz war Volksmusiker und Komponist. Für die Einspielung seiner Werke hat die Familienkapelle Merzeblüemli wieder zusammen musiziert.
Aus dem Familienalbum: Die Kapelle Merzeblüemli mit Barbara, den Zwillingen Annette und Silvia, Robert (hinten), Susette, Heinz und Peter Merz. (Bild: zVg)

In der Veltheimer Familie Merz gibt Musik bis heute den Ton an: Volksmusik, um genau zu sein. Heinz Merz, geboren am 11. Oktober 1940, dessen Eltern einst im Hotel Sternen in Seon gewirtet hatten, kam schon als Kind mit den Klängen von Ländlerkapellen in Berührung. Als 13-Jähriger erhielt er eine chromatische Hohner-Hand-orgel und Unterricht bei Tony Amrein. Nach dem Studium am Technikum Winterthur sammelte der hauptberuflich als Maschineningenieur Tätige als Banjospieler bei der Riverstreet Jazzband musikalische Erfahrungen. Nach der Heirat 1963 wohnte und arbeitete Heinz Merz eine Zeit lang in Lausanne. Dort gelangte er zu seinem ersten Schwyzerörgeli – dem Instrument, das ihn Zeit seines Lebens begleiten würde.

Im Jahr 1972, nun wohnhaft in Gränichen, trat der Musiker den Suhrer Ländlerfründe bei und gründete wenig später nicht nur die Kapelle Aarauer Schwyzerörgelifründe, deren musikalische Leitung er innehatte, sondern zusammen mit seiner Frau Susette und den unterdessen fünf Kindern Robert, Barbara, Annette, Silvia und Peter auch die Familienkapelle Merzeblüemli, mit der er 1986 unter anderem in der Sendung «Öisi Musig» auftrat und weite Bekanntheit erlangte.

Leidenschaft fürs Unterrichten
Sein musikalisches Können auf Klarinette und Schwyzerörgeli gab Heinz Merz natürlich an seinen eigenen Nachwuchs weiter. Der multiinstrumentale Musiker hatte zum Erlernen des Schwyzerörgelispiels ein eigenes System entwickelt, das er von der Notation in diatonischer Notenschrift ableitete. Sein grosses Engagement für die Ländlermusik zeigte sich zudem darin, dass sich Heinz Merz verstärkt aufs Unterrichten verlegte und sein Wissen in Musikstunden und Kursen weitervermittelte.

Bereits 1978 gründete der inzwischen für die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) Arbeitende mit seinen Schülern die Suhrer Ländler-Grossformation, die mit Bassgeige, Schwyzerörgeli und Klarinette besetzt war, und daneben die Ländlermusig Heinz Merz. Trotz der Arbeit bei der VBZ, wo Merz für die Instandhaltung der Strassenbahnen verantwortlich war, dem Engagement als Musiklehrer und als Musiker in diversen Formationen fand der Vielbegabte Zeit für eine weitere Leidenschaft: den Reitsport. Als die siebenköpfige Familie 1981 nach Veltheim umzog, hatte sie auf ihrem grossen Gut genügend Platz für Pferde.

Auch als Arrangeur und Komponist entfaltete sich Heinz Merz in der Ländlermusik und machte sich in einschlägigen Musikkreisen einen Namen. Beim Komponieren diente ihm der konsequente Stil von Peter Zinsli als Inspiration und Vorbild. Bei seinem plötzlichen Tod 2019 hinterliess Merz der Ländlermusikwelt ein Vermächtnis aus über 50 Eigenkompositionen.

«Es ist mir eine Riesenfreude»
Die Familie nahm im Leben von Heinz Merz stets einen hohen Stellenwert ein. So streng und fordernd das Familienoberhaupt seinen eigenen Kindern gegenüber sein konnte: Seine Schülerinnen und Schüler haben ihren «Maestro» in bester Erinnerung. Dazu geört auch Markus Flückiger, der bekannteste Schwyzerörgelischüler von Heinz Merz. Der heutige Berufsmusiker schwärmt noch immer von der Zeit, in der er als Junge den Musikunterricht bei Merz besuchte. «Er liess mich schon früh bei seinen Formationen mitspielen, so konnte ich bereits in jungen Jahren Bühnenerfahrung sammeln», erzählt Flückiger. Zu Ehren seines Lehrers hat der heutige Musiklehrer an der Musikschule Uri und Dozent für Schwyzerörgeli an der Hochschule Luzern vier Jahre nach dessen Tod bei einem besonderen Projekt mitgewirkt. Auf der neu aufgenommenen CD «Familie-Gschichte» wurden unter der Leitung von Markus Flückiger Kompositionen von Heinz Merz mit engem Familienbezug aufgenommen und zusammen mit den Musikern Dani Häusler, Dominik Flückiger und Sepp Huber interpretiert. «Es war mir eine Riesenfreude, seine Stücke, die ich zum Teil seit meiner Kindheit kenne und schätze, für die CD ‹Familie-Gschichte› einzuspielen», hält Markus Flückiger fest.

Am Örgeli: Heinz Merz. (Bild: zVg).

Familiengeschichten in Noten
Jedes der 15 virtuosen Ländermusikstücke, von denen eines aus der Kom­ponistenfeder von Sohn Peter Merz stammt, nimmt Bezug auf Episoden und Ereignisse aus dem Leben und dem Erinnerungsschatz der siebenköpfigen Familie. So ist beispielsweise die Mazurka «Heidi und Jessica» der Springreiterin Heidi Robbiani-Hauri, einer Cousine von Susette Merz, gewidmet, die an den olympischen Spielen 1982 in Los Angeles mit ihrem Pferd Jessica die Bronzemedaille gewann. Den fest­lichen Empfang in der Turnhalle Seon hatte die Familienkapelle Merzeblüemli musikalisch begleitet.

In den Aufnahmen schliessen sich aber auch andere innerfamiliäre Kreise. Für zwei Stücke griffen nämlich die fünf Merz-Kinder und die Ehefrau von Heinz Merz wieder zu ihren Instrumenten und formierten sich nach Jahren erneut zur Familienkapelle. So feiern die Merzeblüemli von einst bei der «Jeremias-Polka» und dem Stück «De Zinsli-Russi-Winnetou-Fan» ein wohlklingendes Revival.