Friedrich Theodor Fröhlich (1803–1836) tat seinem Namen alle Ehre. Er war ein lustiger Bursche und musizierte gern und gut. Allein seine Briefe, die er mit Vorliebe in dichterischem Versmass reimte, zeugen von seinem zuversichtlichen, fröhlichen Gemüt. Doch das Leben spielte diesem hochbegabten Musiker übel mit. Nach seinen Studien in Berlin kehrte er in den Aargau zurück. Doch vor 200 Jahren war es noch nicht möglich, hier von der Musik zu leben.
Musikstudium in Berlin
Geboren wurde Fröhlich in Brugg als sechstes Kind von Emanuel Froelich, Lehrer, Friedensrichter und Stadtrat in Brugg, und Rosina Froelich Märki. Die Kinder wurden für die damalige Zeit sehr freigeistig erzogen, dennoch sollte nach dem Willen des Vaters der Jüngste Jura studieren. So ging Friedrich Theodor fürs Gymnasium nach Zürich, um danach in Basel und später in Berlin Jurisprudenz zu studieren.
Doch eigentlich war die Musik Fröhlichs grosse Liebe. Schon während seiner Schulzeit Anfang der 1820er-Jahre in Zürich besuchte er Hans Georg Nägelis berühmtes Singinstitut, das dieser 1805 in Zürich als erste öffentliche Musikschule ins Leben gerufen hatte. Hier fand er seinesgleichen und bekam eine gute musikalische Grundausbildung.
Den engsten familiären Kontakt hatte Fröhlich zeitlebens zu seinem ältesten Bruder Abraham Emanuel Fröhlich. Dieser hatte Theologie studiert und wurde Pfarrer in Brugg. Doch beliebt war er nicht. Abraham Emanuel war politisch aufmüpfig und schrieb als Dichter köstliche Tierfabeln, in denen er gesellschaftspolitische Themen scharfzüngig kritisierte. Wegen seiner allzu liberalen Gesinnung wurde er 1823 in Brugg bei der Wahl zum Stadtpfarrer übergangen. Schwer enttäuscht ging er nach Aarau, um dort an der Alten Kantonsschule Latein und Deutsch zu unterrichten.
Friedrich Theodor seinerseits ging zwar für sein Jurastudium nach Berlin, doch das war nicht sein Ding. Er wurde krank und kehrte heim. In Aarau nahm er bei Michael Traugott Pfeiffer Kompositionsunterricht. Pfeiffer war ein bekannter Musiker und arbeitete auch für Heinrich Pestalozzi und dessen Volksschule.
Pfeiffer war es, der sich bei Vater Froelich dafür einsetzte, dass sein hochbegabter Sohn Musik studieren durfte. Und tatsächlich, dank eines Stipendiums der Aargauer Kantonsregierung konnte Fröhlich nochmals nach Berlin reisen, um dort von 1826 bis 1828 bei Karl Friedrich Zelter Musik zu studieren. In Zelters Berliner Sing-Akademie wurden damals übrigens die genialen Geschwister Felix und Fanny Mendelssohn Bartholdy unterrichtet.
Singschule in Aarau gegründet
Eigentlich wollte Fröhlich in Berlin bleiben und es als freier Komponist versuchen, doch so richtig Fuss fassen konnte er in dieser Grossstadt nicht. Dennoch, er fand in Berlin einige Verleger, die seine Liederzyklen herausgaben. Fröhlich war sehr belesen und hatte ein gutes Gespür für die Qualität der Gedichte seiner Zeitgenossen. Und Lieder waren damals gefragt, denn in vielen bürgerlichen Häusern wurde gern musiziert und gesungen.
Und nicht zuletzt lernte Fröhlich in Berlin seine spätere Frau Ida von Klitzing (1805–1859) kennen. Es war wiederum Bruder Abraham Emanuel, der ihm 1830 die Rückkehr ermöglichte. Dieser empfahl ihn an der Alten Kantonsschule Aarau, wo er einen geregelten Musikunterricht aufbauen sollte. Doch zu mehr als zu einem «Teilzeitpensum» reichte es nicht.
Dennoch holte Fröhlich seine geliebte Ida in die Schweiz, die beiden heirateten 1832, es kamen Kinder, und Fröhlich kam immer mehr unter Druck. Er gab, um die wachsende Familie ernähren zu können, neben dem Schul- auch Privatunterricht. Und er eröffnete – ganz nach dem Vorbild von Nägelis Singinstitut in Zürich – in Aarau eine Singschule. Komponieren konnte er nur noch in seiner spärlichen Freizeit.
Doch er gab vorerst nicht auf. Um mit seiner Singschule grössere Chorwerke aufführen zu können, gründete er ein Dilettantenorchester, den heute noch aktiven Orchesterverein Aarau. So konnte er sogar einmal das Requiem von Mozart aufführen, ein Höhepunkt in seiner Musikerkarriere. Mehrere seiner Orchesterwerke komponierte er übrigens für dieses Orchester.
Fröhlichs Frau aber wurde schwermütig, der Umzug von der Grossstadt Berlin nach Aarau behagte ihr gar nicht, es wurde zu Hause viel gestritten – und Fröhlich ging fremd. Ein uneheliches Kind zerrüttete die Ehe vollständig, die finanziellen Probleme wurden grösser, Fröhlich wusste nicht mehr ein noch aus. Mit einem Sprung in die Aare nahm er sich am 16. Oktober 1836 das Leben. Er hinterliess über 700 Kompositionen, darunter mehr als 300 Chorwerke und über 300 Klavierlieder.