800 Portionen Hörndli und Ghackets

Auf dem Brugger Waffenplatz empfingen die frisch beförderten Soldatinnen und Soldaten der Sommer-RS der Genieschule 73 ihre Angehörigen.
Eindrücke vom Tag der Angehörigen vom 30. September in der Kaserne Brugg: Hier empfängt Kommandant Beni Horn (am Podest) die Kompanien 1, 2 und 3 im Schachen. (Bilder: lho)

Wo vor 2000 Jahren die römischen Legionäre agierten, wurden jüngst rund 360 junge Menschen der Generation Z nach 13 Wochen Grundausbildung in der Sommer-Rekrutenschule (RS) zu Soldaten befördert. Der Waffenplatz in Brugg, der zu den ältesten der Schweiz gehört, befindet sich derzeit im Wandel. Mit neuen Ausstattungen wie einem Begegnungsraum, einem Fitnessraum und Grillstellen will Kommandant Oberst i Gst Beni Horn den jungen Menschen gerechter werden. Eine Herausforderung für den militärischen Betrieb ist gegenwärtig die Implementierung des Lehrplans 21 in den militärischen Alltag. Um die neuen Ziele mit den traditionellen Strukturen im Militär zu vereinen, gibt es während der RS nun sogenannte Light- und Heavy-Wochen. Während in den Light-Wochen Ziele im eigenen Tempo erarbeitet und die Zeit frei eingeteilt werden darf, warten die Heavy-Wochen mit maximal einem Ausgang sowie mit verschiedenen Nachtübungen auf.

Mit den Pontonieren unterwegs
Bei herrlichem Wetter begrüsste Kommandant Beni Horn am vergangenen Samstagmorgen die Angehörigen seiner «Mädels und Jungs» zum Tag der Angehörigen. Fünf Wochen stehen den jungen Menschen noch bevor, dann haben sie die RS abgeschlossen. Zu «Eye of the Tiger» marschierten die Kompanien 1, 2 und 3 ein. Im Publikum wurden zig Handykameras gezückt, um das eigene Kind, den Freund oder die Cousine an diesem bedeutenden Tag aufs Bild zu bannen. Es folgte eine beeindruckende Vorführung der Schweizer Kavallerieschwadron 1972. Der ausserdienstliche Verein wurde vom Militär abgelöst und möchte hoch zu Ross die Erhaltung der Kavallerietradition sowie die Bewahrung und die Weitergabe des Wissens der ehemaligen Dragoner an die Nachwelt sichern.

Dann ging es richtig los: Die Truppe bezog ihre Posten, und Familien und Freunde hatten die Möglichkeit, ihr bei ihrem Schaffen und Wirken über die Schulter zu schauen. «Dieser Tag ist ein besonderer – sowohl für uns von der Armee als auch für unsere Besucherinnen und Besucher», erklärte Kommandant Horn. «Wir können zeigen, was wir können und weshalb wir so wichtig sind. Und die Angehörigen sehen zum ersten Mal, was ihre Lieben hier überhaupt leisten. Viele erfüllt das mit grossem Stolz.»

Einige Gäste wurden gar von Rammpontonieren mit Übersetzbooten ins Wasserschloss ausgefahren. Das Gebiet des Militärs erstreckt sich nämlich bis nach Beznau. Der Ausflug ging ungefähr bis zur Hälfte der Strecke. Die Gäste waren begeistert und stellten den beiden Begleitsoldaten neugierig ihre Fragen. Diese antworteten geduldig und berichteten vom vergangenen Sommer.

Soldat Schriber steuerte das Boot. Seine Familie machte sich auf dem schmalen, verwachsenen Pfad entlang der Aare auf die Suche nach ihm und fand ihn schliesslich im Einsatz. Spontan liess er sie einsteigen und eine gemeinsame Ausfahrt geniessen. Trotz dem niedrigen Wasserstand und den damit verbundenen Problemen beim An- und Ablegen klappte alles bestens.

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Der Schweizer Kavallerieschwadron 1972 hoch zu Ross.

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Zu Demonstrationszwecken wird ein Brücke gebaut.

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Soldaten der Genieschule 73 zeigen ihr Können im Brückenbau.

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Die jungen Soldaten präsentieren sich ihren Angehörigen.

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Die Familie von Soldat Schriber wartet auf die spontane Ausfahrt auf der Aare.

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Ablegen bei sehr tiefem Wasserstand: Gar nicht mal so leicht für die Rammpontoniere.

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Djame (7) und Yassine (3) mit Soldat Später und seinem Bruder Remo.

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Urs Luzi (links), Leiter Verpflegung mit Stellvertreter Ueli Glauser (rechts) und Soldat Wieser.

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Blitzblank. Soldaten putzen ihre Schuhe, bevor sie abtreten.

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Vor der Kaserne bestaunen die Angehörigen die eingeübten Formationen der Truppe.

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Einblick in die Militärküche
Während nebenan zu Demonstrationszwecken eine Brücke gebaut wurde, erkundeten die beiden Jungen Djame (7) und Yassine (3) den ausgestellten Duro. Sie besuchten mit ihrem Götti dessen Bruder, Soldat Später. Für die beiden Kinder wurde der Waffenplatz an diesem Samstag zum riesigen Spielplatz. Einige Meter weiter fiel sich ein Pärchen in die Arme. Die Freundin des jungen Mannes in Uniform freute sich sichtlich darauf, ihren Anvertrauten nach dem Abtreten mit nach Hause nehmen zu dürfen. Davor gab es erst noch etwas zu essen auf dem Kasernenareal. Ein Streetfoodfestival wartete auf die Gäste: Serviert wurden Berliner, Pizza, Bratwürste, Thai und 800 Portionen Hörndli mit Ghacktem. Insgesamt 3200 Personen galt es am Tag der Angehörigen zu verpflegen. Am Besuchstag im Frühjahr waren es gar 4500.

Bewältigt wurde die ausserordentliche Herausforderung von Urs Luzi und seinem Team. Doch auch in der Militärküche mache sich der Fachkräftemangel bemerkbar, wie der zivil angestellte Leiter Verpflegung des Standorts Brugg erzählte. Von den derzeit 15 Soldaten in Luzis Truppe sind einzig 4 gelernte Köche. Die anderen kommen aus anverwandten Berufen. Das Team wird von einem ebenfalls zivil angestellten Lernenden ergänzt. «Das funktioniert sehr gut», sagte Luzi zufrieden. Am Tag der Angehörigen gab er einen Einblick in die Arbeit in der Militärküche, die Grösse der Portionen und die Bestellungen. «Pro Woche werden 1 bis 5 Tonnen Armeeproviant bestellt», sagte Luzi, «Lebensmittel für die Gerichte, die täglich frisch zubereitet werden, nicht mitgezählt.» Für eine Mahlzeit mit Fleischkäse seien 60 Kilogramm davon nötig. Was die Soldaten am liebsten essen, wollte jemand wissen. «Teigwaren», sagte der Küchenchef schmunzelnd. «Und Fisch mögen sie gar nicht, ausser er ist paniert.» Den Angehörigen jedenfalls schien das Essen geschmeckt zu haben. Rundum zufrieden traten sie den Heimweg an.