«Ich überlasse vieles dem Zufall»

Andrin Rehmann studiert in Zürich computergestützte Wissenschaften. Für die Kulturbrugg vom 28. Oktober kehrt er zurück in seine Heimat.
Verbindet Wissenschaft mit Kunst: Andrin Rehmann. (Bild: zVg)

Obwohl Andrin Rehmann fast seit Beginn seines Studiums in Zürich lebt: Im Herzen ist er ein Brugger geblieben. «Ich vermisse die Natur, den Wald, die Aare», sagt er. «Und die Stille.» Gehe er in Zürich raus, sei er immer umgeben von Menschen. Das sei in Brugg definitiv anders. «Ich finde, die Stadt gibt viel mehr her, als man auf den ersten Blick erwarten würde», erklärt der 26-Jährige – und in seiner Stimme klingt ein wenig Wehmut mit. Bald wird Andrin Rehmann aber in seine alte Heimat zurückkehren – zumindest für ein Projekt. Am 28. Oktober, während der Kulturbrugg, erhellt der Student gemeinsam mit der Band 3 Flats das Salzhaus einen Abend lang mit seinen Live Visuals und zeigt dabei, was er auch noch ist: Künstler.

Zwischen Kontrolle und Chaos
Aufgewachsen in einer musischen Umgebung, sein Vater Klemens Rehmann ist Trompeter, seine Mutter Irene Kalt Primarschullehrerin, hat sich Andrin für eine technische Karriere entschieden: «Mein Studium besteht vor allem aus Mathematik.» Seine künstlerischen Projekte verfolgt er nebenher. Im Musikmachen sei er nicht besonders gut, erzählt Rehmann schmunzelnd, aber er höre äusserst gern Musik. Diese bringt er als Künstler mit Farben und Formen, also mit visuellen Elementen in Einklang. Im Unterschied zu seinen Anfängen in diesem Metier, die bereits auf die Zeit als Oberstufenschüler zurückgehen würden, habe er aber keine bestimmten Bilder mehr im Kopf, die er der Musik zur Seite stellen wolle, erzählt Rehmann. Vielmehr beginne er heute mit dem Programmieren und sehe dann, was dabei entstehe. «Das System hinter meinen Arbeiten ist tendenziell einfach», betont er. «Wenn ich dann vor Augen habe, was das Programm hervorbringt, kommt erst der handwerkliche, der kreative Prozess.» Dann tüftle er, greife ein, entwickle die entstandenen Visuals weiter.

Viele Dinge, die er im Studium lerne, kämen ihm bei den künstlerischen Arbeiten zugute, erzählt der ehemalige Brugger. Die wissenschaftlichen Konzepte beispielsweise oder Elemente der Computergrafik. Die Bilder aber, die entstünden vor allem in den künstlerischen Werken. «Bei den Dingen, die ich im Studium entwickle, gibt es wenig visuelles Feedback – und wenn mal ein Plot entsteht, dann besteht er aus Zahlen», sagt Rehmann schmunzelnd.

Auch wenn der Computerfreak in verschiedenen Welten zu Hause ist, zieht er keine starren Grenzen. «Wenn das, was ich wissenschaftlich verfolge, zusätzlich schön aussieht, entsteht eine andere, eine spielerische Dimension», erklärt er. Und genau das reize ihn. «Ich meiner Arbeit dreht sich vieles um das Zusammenspiel von Kontrolle und Chaos», erklärt Rehmann. «Manches kann ich kontrollieren, und anders ist gänzlich dem Zufall überlassen.» Obwohl sich die computergestützten Wissenschaften in einem sehr exakten Bereich befänden, gehe es in seinem Studium unter anderem darum, die Eigendynamik von Systemen zu erforschen. «Derzeit arbeite ich viel mit Systemen, die sich selbst verbessern können», erzählt er. Das fasziniere ihn. Und es bringe eine gewisse Demut mit sich. «Vieles kann der Mensch beeinflussen, aber irgendwo stösst der Verstand an seine Grenzen.» Dann werde es so komplex, dass man nur noch staunen könne.

Die Komplexität von Wasser
Durch seine Arbeit hat sich Andrin Rehmanns Blick auf die Welt verändert. Insbesondere Naturphänomene betrachtet er mit neuen Augen. So erzählt er von einem simplen Glas Wasser und von der Bewegung der Flüssigkeit, «die so schön und gleichzeitig hochkomplex ist, dass man sie selbst mit den besten Programmierskills nicht simulieren kann». Er staune heute über viele Dinge in seiner Umgebung, gerade weil er wisse, dass man sie auch mit den besten Programmiertechniken nicht nachbilden könne.

Zu diesen Phänomenen gehört das Spiel des Sonnenlichts in der Natur. «Es ist so schön», schwärmt der Student, «eine komplexe Kostbarkeit.» Eine Art Lichtspiel entsteht auch bei Rehmanns Live Visuals an der Kulturbrugg, die er in den kommenden Tagen mit der Band 3 Flats einübt. Mit der Bläserformation, die ihm der Brugger Musiker Hanspeter Stamm vermittelt hat, arbeitet Andrin Rehmann das erste Mal zusammen. 3 Flats bestehen aus Marc Bachmann, Trompete und Flügelhorn, Steven Parry, Keyboards und Sound Effects, und Martin Fischer, Schlagzeug und Perkussion. Als Gastmusiker ist Benno Ernst am Bass mit dabei.

Einige visuelle Elemente stimmt Andrin Rehmann auf die Musik ab. Dennoch wird er am 28. Oktober im Salzhaus vieles dem Zufall überlassen und an anderen Orten manuell eingreifen. «Das ist der Sinn der Live Production, das macht es für mich spannend», sagt er – und ist selbst gespannt auf das, was an der Kulturnacht im Salzhaus alles enstehen wird.

Andrin Rehmann meets 3 Flats
Samstag, 28. Oktober, 19, 20, 21 und 22 Uhr, Salzhaus Brugg