Sanierung oder teurer Werterhalt?

Ist es sinnvoll, das Gemeindehaus mit Blick auf eine all­fällige Fusion zu sanieren? Schneisingens Vizeammann Markus Brunner sagt Ja.
Das ehemalige Schulhaus von 1897, das heute vor allem die Gemeindeverwaltung beherbergt, soll nach dem Willen von Gemeinderat und Gemeindeversammlung für 2,1 Millionen Franken energetisch saniert werden, weiter sollen die Räume der Verwaltung barrierefrei werden. (Bild: bkr)

Markant über dem Surb- und Wehntal thront die 1523 geweihte Kirche St. Niklaus in Oberschneisingen. Kulturhistorisch ebenfalls von Bedeutung ist das 1897 in der Nähe des «Leuehofs» in Mittelschneisingen entstandene ehemalige Schulhaus, das man – nun der Gemeindeverwaltung dienend – letztmals 1988 für 1,65 Millionen Franken saniert hat. Seine­ ­ursprünglichen Erbauer waren die ­Badener Architekten Otto Dorer und Adolf Füchslin, auf deren Zeichenbrettern Bauten wie die Badener Sy­nagoge oder die Villa Funk (heute Kindermuseum) entworfen wurden.

Das denkmalgeschützte Gebäude zu erhalten, es energetisch zu sanieren und für die Abläufe sowie die Erreichbarkeit (barrierefreier Zugang) der Verwaltungsabteilungen zu verbessern, sind die Ziele eines Umbauprojekts. Voraussetzung für eine ­Neuorganisation der Verwaltung ist allerdings die Auslagerung der Räume des heutigen Kindergartens in einen Neubau. Für die entsprechenden Planungen bewilligten die Stimmbürgerinnen und -bürger 2020 einen Kredit von 200 000 Franken. Diesen Sommer stimmte die Gemeindeversammlung den benötigten Geldern für die Ausführung der Arbeiten zu – mit 126 Ja- zu 27 Neinstimmen für 2 Millionen Franken für den neuen Kindergarten und mit 82 Ja- zu 73 Neinstimmen für 1,99 Millionen Franken für die Sanierung des Gemeindehauses. Gegen Letztere wurde das Referendum ergriffen, über das am 22. Oktober an der Urne abgestimmt wird.

Worum geht es den Gegnerinnen und Gegnern? Wichtig in diesem Zusammenhang: Schneisingen kenne weder Ortsparteien noch so etwas wie einen Einwohnerverein, wie Gemeinderat Markus Brunner, zuständig für den Bereich Gemeindeliegenschaften, sagt.

Höhere Steuern unumgänglich
Bedenken werden im Rahmen des ­Referendums primär zu zwei Punkten geäussert. Einerseits zur Frage: Was wäre nach einer allfälligen Fusion mit den Gemeinden Lengnau, Endingen und Tegerfelden? «Es ist völlig unklar, wo und in welchem Umfang überhaupt Verwaltungseinheiten im Gemeindehaus Schneisingen untergebracht und genutzt werden», heisst es vonseiten des Referendumskomitees. Andererseits zum Thema Finanzen. Schneisingen habe mit 112 Prozent bereits heute einen im innerkantonalen Vergleich hohen Steuerfuss, der sogar noch um 3 Prozent angehoben werden müsse. Zudem seien die Kosten für Strom, Wasser und andere Gebühren und Tarife in Schneisingen massiv gestiegen – «was die Standortattraktivität der Gemeinde Schneisingen weiter belastet».

Für Gemeinderat Brunner sind es ­gerade die Finanzen, die für eine Sanierung des Gemeindehauses sprechen: «Dämmt man nur schon Aussenwände und Kellerdecke, lassen sich die Heizkosten von heute gut 20 000 Franken pro Jahr halbieren.» Mit der räumlichen Neuorganisation der Verwaltung (neu integral im Ober­geschoss) gibt es für die verschiedenen Abteilungen noch einen (per Lift erreichbaren) Schalter, was dem schweizweiten Trend zur Digitalisierung der Verwaltungskontakte der Bürgerinnen und Bürger entspricht. «Bei den Gemeindefinanzen sind es nicht allein die Investitionen, die für das Verwaltungsgebäude vorgesehen sind, die einen höheren Steuerfuss notwendig machen», sagt Brunner. Einen Antrag des Gemeinderats, diesen um drei Prozentpunkte anzuheben, gebe es im November so oder so. «Unser Finanzplan, der für Ende 2025 mit einer Nettoschuld von 6 Millionen Franken rechnet, erfordert das.»

Investitionen in den Werterhalt
Und hier hat die Sanierung des Gemeindehauses Platz? «Schon allein für den Werterhalt des Gebäudes müssen wir in den nächsten fünf bis sieben Jahren 1,5 Millionen Franken investieren – ohne energetische Massnahmen», stellt Brunner fest. Diese belaufen sich auf rund 910 000 Franken, sagt Brunner. Und: «Mit einer guten Infrastruktur wären wir nach einer allfälligen Fusion ein attraktiver Standort für Verwaltungsteile der neuen Gemeinde.»