Herbstmärt weckt Heimatgefühle

Am Dorfgeschehen teilhaben: Integration Ehrendingen bot am 25. Herbstmärt kuli­narische Spezialitäten von ­Geflüchteten an.
Das Team von Kunterbunt mit Gemeinderätin Neide Zimmermann (vorn) am Stand im Unterdorf. (Bild: isp)

Die zahlreichen Besuchenden am diesjährigen Herbstmärt haben es am vergangenen Samstag nicht einfach, sich zu entscheiden. Gross und farbig ist das Angebot. Unter dem Namen «Kunterbunt – Integration Ehrendingen» werden an einem Stand kulinarische Köstlichkeiten aus anderen Ländern verkauft. Finan Embaye aus ­Eritrea, die mit ihrem Sohn Heyab (7) seit acht Jahren in Ehrendingen lebt, stand schon frühmorgens in der Küche. Die 27-Jährige hat zwei Variationen der eritreischen Spezialität Injera zubereitet, eine scharfe und eine mildere. Die Omeletten werden mit Tsebhi (Fleischsauce) gereicht. Sie habe das Gericht nach einem alten Familienrezept gekocht, erzählt Finan Embaye. 

Diverse Integrationsangebote
Der Stand von Kunterbunt ist eines von vielen Angeboten, welche die Asylbetreuung Ehrendingen-Freienwil-Schneisingen in Zusammenarbeit mit Freiwilligen für Geflüchtete seit Juni 2022 organisiert hat. Neben wöchentlichem, kostenlosem Deutschunterricht bietet die Asylbetreuung einmal pro Monat einen gemeinsamen Anlass an. Man kocht zusammen, macht Ausflüge, spielt Fussball und vieles mehr. «Ziel von Integration ­Ehrendingen ist es, den kulturellen Austausch sowie ein konstruktives Mit­einander zu fördern», sagt Asyl­betreuerin Angelika Asada. 

Am Stand beim Herbstmärt werden auch Borschtsch aus der Ukraine sowie Crêpes mit verschiedenen Füllungen angeboten. Oleksandr Huliiev (48) und Elmira Loban (37), beide aus der Ukraine, haben Borschtsch mit­gebracht. Er habe selbst gekocht, ­erzählt er stolz. Das Nationalgericht besteht aus unvergorenen Randen, Zwiebeln, Weisskohl, Karotten, Kartoffeln und Rindfleisch. Traditionell soll in Borschtsch so viel Gemüse enthalten sein, dass ein Holzlöffel im Suppentopf stehen bleibt.

Die Ukrainerin Tania Zaria verkauft selbst gebackenen Gemüsekuchen. «Das ist zwar keine typische ­ukrainische Spezialität, ich habe das Rezept selbst kreiert», verrät die 34-Jährige. Seit Februar wohnt Zaria in Schneisingen, in ihrem Heimatland arbeitete sie in einer Finanzfirma. Das emsige Treiben am Herbstmärt erinnere sie an ein kleines Festival.

Bei Finan Embaye löst der Markt wehmütige Gefühle aus: «Der Markt erinnert mich sehr an meine Heimat. In Eritrea finden solche Märkte wöchentlich statt. Dort werden ausserdem Kleider, Haushaltgegenstände und Kleintiere verkauft», erzählt sie.

Finan Embaye (27) und ihr Sohn Heyab (7) brachten eine eritreische Spezialität mit. (Bild: isp)

Tradition seit 25 Jahren
In Ehrendingen ist das Sortiment ebenfalls breit gefächert: Gebrannte Mandeln, Babyfinken, Seifen, Herbstkränze, Bratwürste, Engelsfiguren, hausgemachte Konfitüre sowie Schals und Wollmützen werden an den zahlreichen Ständen feilgeboten. Rita Flück (82) und Rita Kaufmann (89) ­sitzen gemütlich an einem Zweiertischchen und essen Raclette. «Solche Veranstaltungen muss man unterstützen», sind sich die beiden Freundinnen einig. Sie haben noch keinen Herbstmärt verpasst – den es bereits seit 25 Jahren gibt. Die Idee entstand damals auf Initiative von einigen Bauersfrauen, und mittlerweile ist der Markt aus dem Veranstaltungskalender der Gemeinde nicht mehr wegzudenken. Den Jubiläumsanlass haben Priska Meier, Monika und Maya Zimmermann sowie Franziska Bucher organisiert. 

Dem Team von Kunterbunt (Inte­gration Ehrendingen) ist es wichtig, mit dem Stand am Dorfleben teilzunehmen. Weitere Interessierte seien willkommen, so Angelika Asada: «Wer Ideen einbringen oder mithelfen möchte, darf sich gern bei der Asylbetreuung melden.»