«Eine Stadt muss man pflegen»

Als kommunikative Brückenbauerin will Yvonne Buchwalder-Keller «frischen Wind» in den Stadtrat bringen.
Stadtrat Brugg: Yvonne Buchwalder-Keller, FDP.

Zum Spaziergang hat Yvonne Buchwalder-Keller ihre achtjährige Tollerhündin Nala mitgebracht, die sich trotz Regen ebenso unternehmungslustig zeigt wie ihre Besitzerin. «Ich bin eine dynamische und lebensfreudige Person», sagt Buchwalder. «Ich schaukle gern verschiedene Dinge nebeneinander.» So jongliert die 43-Jährige engagiert die 50-Prozent-Kaderstelle als Leiterin Finanz- und Rechnungswesen/HR beim Medizinischen Zentrum Brugg, ihr Amt als Einwohnerrätin, den Einsitz in der Finanzkommission, das Familienleben mit zwei Kindern und den Wahlkampf. Sie sei einerseits ordnungsliebend und organisiert, andererseits interessiert und wandelbar, betont sie. «Mit Offenheit, Respekt und guter Kommunikation bin ich bisher gut gefahren», erklärt Yvonne Buchwalder-Keller. Das will sie in den Stadtrat einbringen. Zu Hause tanze sie Spannungen und Konflikte gemeinsam mit ihren Kindern «bei lauter Musik» weg. Das gehe im Stadtrat schlecht, schmunzelt sie. «Aber am guten Einvernehmen untereinander muss man auch dort arbeiten.» Vor Kurzem hat sie ihr CAS in Mediativer Konfliktgesprächsführung abgeschlossen. Kooperation und Konsens sind der Teamplayerin wichtig. «Ein Unternehmen floriert nur, wenn die Spitze stimmt», weiss sie. Das gelte ebenso für die Politik. Sie finde es wichtig, dass die Bevölkerung mehr Vertrauen in die Führung bekomme. «Dann sind die Bürgerinnen und Bürger motiviert, zu den anstehenden Projekten Ja zu sagen.»

Auch wenn sie Respekt hat, in die Fussstapfen ihres Vorgängers Leo Geissmann zu treten, kann sich Yvonne Buchwalder-Keller sehr gut mit dem Ressort Finanzen und Kultur identifizieren. «Im finanziellen Bereich gibt es für alles einen Grund», erklärt sie ihre Leidenschaft für Zahlen. «Wo sonst im Leben ist das so?» Bezüglich Budget 2024 der Stadt Brugg hält sie fest: «Ein operativer Verlust ist nicht lustig – hier muss man achtsam sein.» Setze man Projekte um, müsse das in Zukunft etwas abwerfen. Das «volle Kässeli» im Bereich der Reserven von Brugg soll ihrer Meinung nach in die Attraktivität der Stadt – auch für neue Steuerzahler – investiert werden. Sie könne sich eine Optimierung der Achse Neumarkt-Altstadt vorstellen, einen einladenden Bahnhofsbereich, mehr kleine Geschäfte. «Andere Städte schaffen das auch.» Es brauche Gespräche zwischen Stadtrat, Stadtplanern, Standortförderung, Tourismus und dem Gewerbe, kurz den gemeinsamen Einsatz für die Prophetenstadt, der sich die gebürtige Bruggerin tief verbunden fühlt. «Meine Wurzeln sind hier.»

Das Interesse für Politik hat Buchwalder dank ihren Eltern «im Blut». Früher sass sie im Einwohnerrat Windisch, seit zwei Jahren ist sie Mitglied der Brugger Legislative. 2021 kandidierte sie für den Stadtrat. Nun will sie «hoch motiviert» nochmals antreten und «frischen Wind» ins Gremium bringen. Sie sei eine Brückenbauerin, betont sie. «Und das kann Brugg brauchen.» Die Stadt habe so viele Facetten: die schöne Natur, die stimmungsvolle Altstadt, tolle Schulen und ein riesiges Kulturangebot. «Aber wir haben in den letzten Jahren etwas geschlafen.» Es sei wichtig, ständig dranzubleiben. «Eine Stadt muss man pflegen, gesund und fit halten – wie sich selbst.» Mit ihrer Familie und Nala ist Yvonne Buchwalder-Keller oft im Wald anzutreffen. Auch bei Gesprächen «über Gott und die Welt» kann sie auftanken. Um sich dann wieder voll zu engagieren, aktuell beim Thema Elterntaxis. «Es braucht hier klare Regelungen – zum Schutz unserer Kinder.» Am Ende der Aarerunde ist Yvonne Buchwalder-Keller immer noch voller Tatendrang: «Es gäbe noch viel zu erzählen», sagt sie lachend – und zieht mit der schwanzwedelnden Nala los, um ihre Tochter vom Tanzen abzuholen.